Worum geht’s?
Die Architekturbranche hat ein Diversitätsproblem. Dies zeigten bereits 1991 die Diskussionen um den Pritzker-Preis von Robert Venturi – und seine Ehefrau und Büropartnerin Denise Scott Brown, die keine Ehrung erhielt. Mit dem divia award adressieren die Initiatorinnen Ursula Schwitalla und Christiane Fath genau dieses Problem: Im Vordergrund der erstmaligen Ausrichtung des Awards stand in diesem Jahr die Sichtbarkeit von Frauen. Die englischsprachige Veröffentlichung „divia award 2023 – Diversity in Architecture“ widmet sich der Gewinnerin Marta Maccaglia sowie den Finalistinnen: May Al-Ibrashy, das Team aus Katherine Clark und Liza Fior, Noella Nibakuze und Tosin Oshinowo. Damit soll zum einen ein Einblick in den Ablauf des Awards und die Entscheidungsprozesse und zum anderen in die Biografie und das Werk der Architektinnen eröffnet werden.
Mit 92 Seiten wirkt die Publikation zwar zunächst überschaubar, aber dennoch bietet sie Leser:innen viel Inhalt. Neben den anerkennenden und einleitenden Worten von Ursula Schwitalla und Christiane Fath, kommen in einer gesonderten Einführung auch die Mitglieder der Jury und deren Gedanken zum divia award zu Wort. Mit der international tätigen Architektin und Urban Designerin Sol Camacho, der französischen Architektin und Jane Drew-Preisträgerin Odile Decq, den zwischen Mumbai und Boston lebenden Architekten Rahul Mehrotra sowie der amerikanischen Architektin und Direktorin des Pritzker-Preises Martha Thorne ist die Jury hochkarätig besetzt und zeichnet sich selbst durch eine hohe Diversität aus.
Ihre Wahl für die italienische Architektin Marta Maccaglia begründete das Preisgericht wie folgt: „Wir waren beeindruckt von der Beständigkeit der architektonischen Haltung in Bezug auf Marta Maccaglias Projekte, von klein bis groß, während jedes Projekt auch die örtliche Kultur und die Besonderheiten des Ortes reflektiert. Bei der Arbeit in unterversorgten Regionen reagieren Maccaglias Gebäude auf die dynamischen Bedürfnisse der Gemeinschaft mit einem humanistischen Ansatz und mutigen Engagement.“ Über die Gewinnerin haben wir hier genauer berichtet.
Trotz der Entscheidung für eine Gewinnerin werden alle Architektinnen im Buch gleichwertig präsentiert. Auf jeweils 16 Seiten findet sich eine kurze Einführung zur Person, ein zweiseitiges Interview sowie eine Vorstellung selektierter Projekte inklusive Pläne und Bildmaterial. Auch hier besticht die Auswahl durch Diversität: Vom Schulbau über ein agrikulturelles Forschungsinstitut bis hin zu modernen Wohnprojekten sind alle Typologien vertreten. Ein Blick hinein lohnt sich!