Future Public Spaces – Urban Design in Times of Crisis

Worum geht’s?

Was ist erforderlich, um öffentliche Räume zu erneuern und zu gestalten? Diese Frage soll in dem Buch Future Public Spaces – Urban Design in Times of Crisis, welches vor Kurzem im jovis Verlag in englischer Sprache erschienen ist, beantwortet werden. Hinter dem Werk der Editoren und Planer Roland Krebs und Stefan Mayr mit grafisch stilvollem Cover verbirgt sich eine lange Liste des internationalen Teams: Future Public Spaces widmet sich thematisch den öffentlichen Räumen im Globalen Süden. Ausschlaggebend für das Buch war die Beauftragung des in Wien ansässigen und von Krebs und Mayr geleiteten Stadtplanungsbüros superwien. Zu Beginn der Pandemie erhielten sie den Auftrag für die Gestaltung öffentlicher Orte in drei verschiedenen Städten: Dhaka (Bangladesh), Maputo (Mosambik) und Santo Domingo (Dominikanische Republik). Diese Städte stehen stellvertretend für den Globalen Süden, für den die Pandemie nur noch eine zusätzliche, im Alltag zu bewältigende Krise darstellte.

Planungsgebiet im dicht besiedelten Viertel Shahjahanpur Jheel in Dhaka © superwien

Der Bearbeitung der öffentlichen Orte in den Städten geht eine intensive Auseinandersetzung mit den Anforderungen an die räumlichen und sozialen Bedingungen voraus. Es zeigt sich, dass Maßnahmen auf Quartiersebene hier von entscheidender Bedeutung sind. Durch diese Instrumente sollen die Bewohner:innen zur Interaktion mit ihrer Umgebung sowie deren Mitgestaltung animiert werden, um so ihre Bedürfnisse zu ermitteln. Der erste Teil des Buches widmet sich daher der Erarbeitung dieser Vorkenntnisse, benennt Themen für die Zukunft öffentlicher Orte und erklärt die Charakteristika eines Bottom-Up-Ansatzes, um die Bewohner:innen mit einzubeziehen – denn nur durch die Akzeptanz und Aneignung der Menschen wird eine Stelle (space) in der Stadt wirklich zu einem Ort (place). Ein wichtiges Kapitel hierzu beinhaltet die Betrachtung der Arbeiten von 15 internationalen Kolleg:innen, die jeweils ihre Positionen und Ansätze zur Gestaltung im öffentlichen Raum darlegen. Die Auseinandersetzung mit Themengebieten wie Gender Planning, Community Mapping und akademische Einbindung erweitert die Thematik.

Partizipatives Arbeiten in Dhaka © superwien

Der Hauptteil des Buches behandelt die zu gestaltenden Orte in Dhaka, Maputo und Santo Domingo. Jedes Beispielwird mit einem Überblick eingeleitet und eindrucksvoll bebildert. Im Anschluss fokussiert sich der Blick auf das konkrete Plangebiet. Am Ende des jeweiligen Kapitels steht ein Gestaltungsvorschlag, der auf die konkreten Bedürfnisse des Ortes und der Menschen eingeht und diesen letztendlich als öffentlich charakterisiert. In jedem der Prozesse wird die Bedeutung der partizipativen Prozesse beschrieben und deren Unumgänglichkeit für eine gelungene Planung öffentlicher Räume umso klarer. Die Intention des Gesamtprojektes ist es, die kommunalen Behörden zur Durchführung solcher partizipativen Stadtgestaltungsprozesse zu ermutigen und zu stärken. Eine konservative und technokratische Herangehensweise mit Top-Down-Perspektive soll so verhindert werden. Am Schluss des Buches findet sich als eine Art Konklusion die Co-Creative Design Toolbox. Eingebettet in einen Phasenplan und begleitende Leitfragen werden den Leser:innen verschiedenste partizipative Prozesse nahegebracht und die genauere Anwendung einzeln erklärt. 

Umgestaltung zum „Playground“ © superwien

Future Public Spaces – Urban Design in Times of Crisis ist ein Buch, das zwar im Kontext der Pandemie und mit Forschungsschwerpunkt Globalen Süden entstanden ist, doch die Art, öffentliche Räume zu behandeln und zu denken, gilt weltweit. Den Blickwinkel Bottom-Up zu richten, ist ein zukunftsgewandter und immer mehr fokussierter Ansatz. Die Lektüre des Buches und besonders die Verinnerlichung der Toolbox seien daher allen Planenden ans Herz gelegt!