GAM Graz Architecture Magazine 19 – Professionalism 

Worum geht’s?

Streng genommen handelt es sich hier nicht um einen Buchtipp, denn ein Buch ist das Graz Architecture Magazine eigentlich nicht. Das Magazin der Technischen Universität Graz erscheint seit 2004 jährlich, seit 2017 in Kooperation mit dem jovis Verlag. Die im Juni 2023 erschienene Ausgabe GAM 19 widmet sich dem Thema „Professionalism“. Damit fügt sich das 223 Seiten umfassende Magazin in die aktuelle Branchendebatte um die Zukunft und Ausrichtung der planerischen Berufe ein, die auch durch den Deutschen Pavillon auf der 18. Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Venezia angeregt wird. Als logische Folge bilden die Co-Kurator:innen des Pavillons Anne Femmer und Florian Summa gemeinsam mit Alex Lehnerer die Gastredaktion der hier besprochenen Lektüre. Jede:r dieses Trios übt den Architekturberuf aus – daher wissen sie, wovon sie reden. 

The Architecture Lobby © Peggy Deamer

Das broschierte Magazin gliedert sich in drei Teile und beinhaltet die Beträge jeweils in deutscher und englischer Sprache. Dem titelgebenden Thema „Professionalism“ ist der erste Teil gewidmet. Die Textbeiträge von internationalen Autor:innen wie Peggy Deamer (Architektin und Professorin an der Yale University), Ivica Brnić (Architekt und Theoretiker) und Yeoryia Manolopoulou (Architektin und Professorin an der Bartlett School of Architecture) unterstreichen den wissenschaftlichen Anspruch des Fakultätsmagazins. Mittels fundierter Essays, Interviews und auch persönlicher Einblicke aus den Bereichen Architektur und Urbanismus analysieren und bewerten die Beteiligten das Berufsbild und die Arbeitskultur der Architekturwelt, deren Ausrichtung gerade in vielen Punkten diskutiert wird. Wie können wir in Zukunft am besten bauen? Was soll ein:e Architekt:in und andere Beteiligte leisten? Welchen Stellenwert hat der Bestand und die Materialien? Schon der einleitende Text „Wie man ein Profi wird“ aus der Feder des bereits erwähnten Trios beschreibt den Konflikt der hohen Forderungen an Professionalität und die teils (zu) hochliegenden Erwartungen von und an Architekt:innen. „Provokant“ werden die einen sagen, „realistisch“ die anderen. Dennoch ist die Diskussion in dem Magazin einer Institution für angehende Architekt:innen gut aufgehoben – denn früher oder später wird genau hier mit den nachfolgenden Generationen der Wandel stattfinden. Im zweiten Teil wird den Leser:innen eine Reihe an ausführlichen Buchbesprechungen geboten, während der dritte Teil des Magazins sich den „Faculty News“ widmet. Der Einblick in wichtige Ereignisse, kreative Projekte, verliehene Preise und aktuelle Diskussionen in und um das Studium regt die Kreativität des Geistes an – auch wenn die Studiumsjahre schon Vergangenheit sind. 

Insgesamt ist die „Professionalism“-Ausgabe des GAM eine gelungene Schnittstelle von Studium und Planungspraxis. Die Lektüre belebt die aktuelle Diskussion über die Planungskultur und lässt manch eine:n die Sichtweise über die aktuelle Situation überdenken.