Sanfte Stadt – Planungsideen für den urbanen Alltag

Worum geht’s?

Wie es Stadtplanung gelingen kann, sich auf den menschlichen Maßstab zu konzentrieren, Menschen zusammenzubringen und so das alltägliche Leben in der Stadt insgesamt einfacher, angenehmer und „sanfter“ zu gestalten, das zeigt David Sim in seiner Publikation Soft Cities. Building Density for Everyday Life. Mit dem Titel Sanfte Stadt. Planungsideen für den urbanen Alltag ist sie im JOVIS Verlag seit September 2022 auch auf deutscher Sprache erhältlich.

 

Langsamer, kleinteiliger, leiser: David Sim erzählt vom guten Leben in städtischen Nachbarschaften

„It’s all about connecting people!“, betonte David Sim nicht nur gleich zu Beginn seines Vortrags bei der Veranstaltung Sustainable City Planning: For More Livable Neighborhoods, sondern formuliert es auch in seinem Buch als sein zentrales planerisches Bestreben. Seine logische Folgerung auf diese Prämisse ist das Konzept der Sanften Stadt. Damit meint Sim eine Stadtplanung, die die Menschen in der Stadt mitsamt ihren Herausforderungen des alltäglichen Lebens in den Fokus stellt. Lästige Aufgaben, wie das Warten auf den Bus an kalten Wintertagen, der besonders lange Weg mit dem Auto zur Arbeit, zu Hause Geschirr abzuwaschen oder auch den Müll hinauszutragen, sind und werden nach wie vor Teil unseres Lebens sein; doch die richtigen planerischen Ansätze, ist sich Sim sicher, können sie uns erleichtern. 

Dafür stellt David Sim in seinem Buch Sanfte Stadt, wie der Untertitel es schon verrät, Planungsideen für den urbanen Alltag vor. Aufgezeigt wird u. a., warum geeignete Lösungen oftmals in einfachen, kostengünstigen Mitteln liegen. Oder auch, dass für ein „sanfteres“ Leben das Gleichgewicht zwischen Dichte und Vielfalt ein entscheidender Faktor ist. Außerdem plädiert Sim im Buch dafür, die bereits vorhandenen Potenziale des städtischen Umfelds zu nutzen. Das Ziel sind Quartiere, die einerseits Leichtigkeit und Komfort versprechen und sich andererseits an sich stetig verändernde Bedürfnisse anpassen. 

Mit dem Wetter leben. // © David Sim

Gute UND sanfte Städte für Menschen

Jan Gehl – mit dem David Sim als Kreativer Direktor bei Gehl People von 2002 bis 2021 eng zusammenarbeitete –, liefert als renommierter Architekt und Urbanist das Vorwort für die Publikation. Gehl ist überzeugt, dass die Sanfte Stadt „eine wichtige Ergänzung der wachsenden Literatur über menschenfreundliche Architektur und Stadtplanung“ ist. Folgernd stimmt er Sims Ansatz zu und bekräftigt: „In der Tat müssen Architektur und Stadtplanung ein wenig sanfter sein.“ 

Für unsere polisMOBILITY DATA haben Csilla Letay, Marina Fischer und Lars Zimmermann übrigens mit Jan Gehl persönlich über genau solche Aspekte gesprochen, etwa warum Gehls Kernbotschaft „Making Good Places for People“ universell gültig ist.

Gute Orte für Menschen zu gestalten, darauf zielt auch David Sims Konzept der Sanften Stadt ab. Seine Arbeit bei Gehl hat ihn maßgeblich geprägt, erzählt Sim in seinem Vorwort: „Jan vermittelte mir die immense Bedeutung der kleinen, scheinbar banalen Aspekte der Alltagsumgebung – die einfachen Dinge, die unser Verhalten beeinflussen und zu unserem Wohlbefinden beitragen. Ich lernte auch, dass ich das meiste, was ich über Design wissen musste, einfach dadurch erfuhr, dass ich die Menschen und die Umgebung um mich herum betrachtete, indem ich sah, was funktionierte und was nicht. Diese pragmatischen Ideale begründeten meine Zukunft – meine weitere Ausbildung und berufliche Praxis.“  

In Anlehnung an Jan Gehls Prinzip des menschlichen Maßstabs konzentriert sich David Sims Konzept der Sanften Stadt ausschließlich auf die bereits vorhandenen Potenziale innerhalb unseres städtischen Umfelds. „Anstatt auf komplexe neue Technologien zu setzen, um die Herausforderungen der zunehmenden Urbanisierung zu lösen, können wir stattdessen auf einfache, kleinmaßstäbliche, technologiearme, kostengünstige, menschenzentrierte und sanfte Lösungen setzen, die das städtische Leben einfacher, attraktiver und komfortabler machen. Sanfter kann intelligenter sein“, betont David Sim im Gespräch mit unserer Chefredakteurin Susanne Peick für die Ausgabe polis REBIRTH

Kurz gesagt: Es geht darum, die Dinge zu nutzen, die bereits vorhanden sind, und sie an unsere aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Ein durchweg lesenswertes Buch, das Planer:innen neue Aspekte aufzeigt – und einen Beitrag leisten kann für lebenswertere Städte. Mehr Hintergründe und Infos zum Buch findet ihr im Artikel von Susanne Peick: The Rise of the Soft City

 


Bilder

München, Deutschland: Urbanes Surfen zieht viele Begeistere Sportler an – und noch mehr Zuschauer. // © David Sim

 

Malmö, Schweden: Aus der gestuften Uferpromenade wird an Frühlingsabenden eine kleine Bühne zum Tangotanzen. // © David Sim

 

Bern, Schweiz: Von einer Fußgängerbrücke springen die Menschen ins Wasser. // © David Sim

 

Düsseldorf, Deutschland: Es sind die einfachen Dinge – eine Bank zum Ausruhen, ein Schatten spendender Baum, eine Telefonzelle, die jetzt als kostenlose Bibliothek dient. // © David Sim