Was geht?
Die „autogerechte Stadt“ und die damit verbundene jahrzehntelange Ausrichtung des Verkehrs auf das Auto haben in den Städten und Orten zu vielen negativen Auswirkungen geführt. Alle Fortbewegungsformen und Verkehrsteilnehmer*innen abseits des Pkw werden räumlich systematisch benachteiligt. Das ist auch in Linz so. Während am Land Ortskerne immer mehr aussterben, sind Lärm, CO2-Belastung und Stau die täglichen Begleiterscheinungen städtischen Lebens und Teil unserer “Normalität” – zumindest bis zur Covid-19-Pandemie Anfang März 2020.
Diesen Zustand kritisch zu hinterfragen und alternative Szenarien kennenzulernen, ist Anspruch der Ausstellung im afo, die nun mit Verzögerung ab Freitag, 22. Mai 2020, zugänglich gemacht werden kann.
Die autogerechte Stadt
Unter den Gesichtspunkten von Funktionalität und Rationalität wurden Stadt und Land ab den 1950er- Jahren an das Automobil und dessen räumliche Anforderungen angepasst. Straßen wurden breiter, Verkehrsknoten kreuzungsfrei, Parkplätze sollten möglichst überall verfügbar sein. Der Mensch geriet als Maßstab für die Planung und Gestaltung einer attraktiven Umwelt, in der wir uns gern bewegen, ins Hintertreffen. Von den Innenstädten abgesehen, nimmt der Autobesitz und -verkehr in Oberösterreich bis heute zu.
Am Beispiel von Linz lässt sich diese Entwicklung gut nachvollziehen. “Aktuelle Planungen”, analysiert Kurator Stefan Groh, “scheinen sich immer noch an Konzepten der Vergangenheit zu orientieren.” Der Architekt und Autor hat unter anderem in Linz Architektur studiert und ist Teil des dreiköpfigen Ausstellungsteams von Autokorrektur.
“Unsere Best-Pratice-Beispiele zeigen, dass es in anderen Städten bereits ein Umdenken gibt. Gerade in den letzten Jahren wurde die gemischte und kompakte ‘Stadt der kurzen Wege’ wieder zu einem Ziel zeitgenössischer Stadtentwicklung”, so die Architektin und Kuratorin Madlyn Miessgang.
Mobilität in der Krise
Der öffentliche Personennahverkehr kommt in der derzeitigen Krisensituation allerdings unter Druck. Zwangsläufig kommen Menschen einander hier so nahe wie kaum irgendwo sonst im öffentlichen Raum. Könnte das Auto also als Sieger aus dieser Krise hervorgehen und die Argumente für Alternativen zurückdrängen? Das sei zu kurz gedacht, argumentiert Rene Ziegler, Stadtplaner und Lektor an der TU Wien, der Dritte im Bunde der Ausstellungsmacher: “Natürlich braucht es gerade jetzt den politischen Willen und Aktionen, um veraltete Denkweisen zu überwinden. Die Auswirkungen des Klimawandels und die Tatsache, dass Verkehr und Bauwirtschaft ihn wesentlich mitverursachen, bleiben als Problem bestehen.” Es müsse jetzt gehandelt werden.
Die Ausstellung gibt einen Überblick über die Mobilitätsentwicklung unserer Städte und zeigt mögliche Zukunftsszenarien, die andernorts nicht mehr nur Theorie sind, sondern als gelebte Praxis bereits umgesetzt wurden. Autokorrektur liefert Anregungen und Beispiele, die in der Ausstellung individuell zum Katalog zusammengestellt und mitgenommen werden können.
Die Ausstellung findet im Rahmen der afo-Schwerpunktsaison zur Mobilität in Oberösterreich statt.
KuratorInnen: Stefan Groh, Madlyn Miessgang, René Ziegler
Öffnungszeiten: Mi, Do, Sa 14:00 – 17:00; Fr 14:00 – 20:00
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Bild oben: © Leo Schatzl
Text: afo architekturforum oberösterreich