2022 liegt hinter uns. Was uns zum Jahreswechsel bleibt, sind Erinnerungen. Einige, die als abgeschlossene Erlebnisse und Geschichten in unserem Gedächtnis verweilen, und solche, die uns 2023 als Aufgaben begegnen werden. Zugegeben: Der Schwierigkeitsgrad könnte kaum höher sein – der Mix aus politischen, ökologischen und sozialgesellschaftlichen Krisen ruft alle Akteur:innen an einen Tisch. Alleingänge oder Untertauchen, die anderen vorschieben und darauf verweisen, dass das nicht zum Aufgabengebiet gehört? Fehlanzeige! In der Alliteration aus Klimakrise, Krieg, knappe Rohstoffe, klamme Kommunen und knapper Wohnraum findet sicherlich jede:r von Ihnen einen Punkt der Betroffenheit.
Und dann „ein Heft über Freude? Ernsthaft – in der Lage? Darf man das überhaupt?“, fragt auch unser Kolumnist Alexander Gutzmer. Wir sind uns einig: Ja, dürfen wir! Und mehr noch – ja, brauchen wir! Und zwar nicht etwa als Ablenkungsmanöver oder gar als Verdrängungsstrategie, sondern als Energiequelle. Freude ist, folgt man unserem Gastautor Prof. Dr. Detlev Schöttker, planbar. Sie beruht auf Aktivitäten, die Regelmäßigkeit voraussetzen. Im Privaten ist das vielleicht die Gartenarbeit, das Musizieren, das Kochen oder der Sport. In unserem Kontext vielleicht der regelmäßige Diskurs, der digital und mittlerweile endlich auch wieder analog stattfinden kann. Welch Freude! Marc Jaschik beschreibt diesen Diskurs in seinem Artikel übrigens auch als „gemeinsames Denken zum Probehandeln“. Macht das nicht (wieder) Lust auf mehr? Auf mehr Diskussionen, mehr Fragen zu stellen, mehr Antworten zu finden? Und können wir in diesem „Mehr“ an Möglichkeiten nicht einen gemeinsamen Konsens und ein neues Miteinander etablieren, das uns befähigt, trotz krisenhafter Zustände zuversichtlich zu bleiben und trotz andauernder Herausforderungen Erfolge und Fortschritt mit der ihnen gebührenden Freude zu feiern?
Das Denken, so schrieb niemand Geringeres als Friedrich Nietzsche, steht nicht im Widerspruch zur guten Laune, wenn man es als Auflehnung gegen die Zumutung der Mitwelt begreift. An Zumutungen der Mitwelt mangelt es uns wohl kaum; an herausragenden Vordenker:innen jedoch auch nicht. Siehe oben: Was bleibt, sind Erinnerungen. Doch zu ihnen zählen neben den genannten krisenhaften Erfahrungen auch zukunftsweisende Denkanstöße, Lösungsansätze und Weichenstellungen, wie z. B. das Bauen mit neuen, nachhaltigen Materialien; herausragende Bestandssanierungen, die unter Berücksichtigung der Historie und des menschlichen Maßstabs zukunftstaugliche und architektonisch hochwertige Lebens- und Arbeitswelten kreieren; oder digitale Tools, die für mehr Nachhaltigkeit, Effizienz und Transparenz in städtebaulichen Prozessen sorgen und zugleich auch das gesellschaftliche Miteinander fördern, sofern wir uns endlich frei machen vom „entweder digital oder analog“-Denken und es stattdessen endlich als „sowohl als auch“-Geschenk betrachten.