Was geht?
In den 1980er Jahren entwickelte der deutsche Architekt Günther L. Eckert eine utopische Röhre um den gesamten Planeten, die alle Menschen beherben sollte – immer nur als Utopie gedacht und niemals für die Realisierung vorgesehen, wollte Eckert aufzeigen, wie wir mit Hilfe von Architektur unsere Ressourcenverwendung und die Zerstörung unseres Planeten eindämmen könnten. Wer hätte gedacht, dass etwas ähnliches heute im Nahen Osten tatsächlich erbaut wird – die Architektur Galerie Berlin lädt unter kuratorischer Leitung von Michael Fehr dazu ein, in die bewusst utopische Gedankenwelt von Günther L. Eckert einzutauchen und der Phantasie für einen kurzen Moment keine Grenzen zu setzen.
In Anbetracht neumoderner, gleichzeitig futuristischer, dystopischer und doch realisierter Jahrhundertwerke von heute, gab es aus deutscher Feder schon einmal etwas ähnliches – hier jedoch als Utopie gedacht, entgegen der Arkologie aus dem Nahen Osten, doch mit ähnlich simplen Namen: „Die Röhre“. Der fundamentale Unterschied zwischen den beiden bewohnbaren „Strichen“ lag jedoch in der Idee des Architekten Günther L. Eckert, ein Bauwerk zu schaffen, das die gesamte Menschheit in Wohlstand beherbergen kann und gleichzeitig die zu Recht und richtig prognostizierte andauernde, bedingungslose Ausbeutung des Planeten unterbricht.
Ebenjene Idee war ein von Eckert ausgeklügelter, in sich geschlossener Regelkreis, oberirdisch um die Erdkugeln herum gesponnen – immer nur als Beweis dafür gedacht, dass man könnte, wenn man nur wollte. Die zirkuläre Form der Röhre war nur eine mögliche Form, die sich Günther Eckerts vorstellen konnte; es ging ihm darum aufzuzeigen, dass wenn Technik klug gedacht, weiterentwickelt und als eine Art „Raumschiff auf der Erde“ konstruiert ist, sie unserem Niedergang entgegenwirken könnte. Der Ressourcenverbrauch wäre eingedämmt; ein in sich geschlossenes „Raumschiff“, nach Buckminster Fullers Idee, funktioniert auch ohne äußeren Input. Zwar wurde Eckerts Idee nie realisiert, jedoch dient sie heute durchaus als theoretische Grundlage – aber nicht für eine utopische, sondern für eine dystopische Architektur, in die die Menschheit früher oder später zu flüchten hat. Denn es ist schlichtweg ein Fakt, dass sich die Weltbevölkerung seit den 1980er Jahren verdoppelt hat. Die Architektur Galerie Berlin lädt dazu ein, Eckerts Idee zu verstehen und weiterzuspinnen – wie auch immer, die Gedanken sind frei – doch aber um sich selbst klar zu machen, wo die Reise hingehen könnte…
Eröffnet wird „Die Röhre – eine Architektur-Utopie“ am 18.01.2024 um 19.00 Uhr durch den Museumsdirektor Ulrich Müller, die Einführung übernimmt Kurator Michael Fehr. Ein besonderes Highlight ist das Gespräch über die Ausstellung zwischen Prof. Dr. Jörg Gleiter (TU Berlin) und Prof. Annett Zinsmeister (Architektin und Künstlerin, TBC) am 14.02. um 19.00 Uhr.
Beitragsbild: © Günther L. Eckert