Invisible City – Städte als Archive der Vergangenheit

Wann?

Wo?

Rautenstrauch-Joest-Museums
Cäcilienstraße 29-33
50667 Köln

Infos

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Was geht?

„View to the historic German built district, Badaguan, Qingdao“ / „Blick auf das historische deutsche Viertel Badaguan, Qingdao“ // © Jimmi Wing Ka Ho, 2024

Vom 16. Mai bis 15. Juni 2025 verwandelte das Photoszene-Festival Köln erneut die Stadt in ein offenes Schaufenster der Fotografie. Mitten darin: Artist Meets Archive, ein Programm. Zum ersten Mal erfolgte die Auswahl über einen weltweiten Open Call in Kooperation mit weiteren Institutionen – und einer der Auserwählten war der in Hongkong geborene Künstler Jimmi Wing Ka Ho.

Seine Arbeit führt in die Hafenstadt Qingdao, die zwischen 1898 und 1914 unter deutscher Kolonialherrschaft stand. Ausgehend von historischen Aufnahmen im Fotoarchiv des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM) begibt er sich auf eine Spurensuche, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Dokument und Imagination oszilliert. Er untersucht, wie sich koloniale Machtansprüche bis heute in Architektur, Stadtraum und kollektiver Erinnerung niederschlagen – und wo sie im Rauschen der Zeit verschwunden sind.

Das RJM selbst befindet sich im Wandel: Es öffnet sein Archiv, um gemeinsam mit Künstler:innen neue Ausdrucksformen und dekoloniale Perspektiven zu entwickeln. Seine rund 100.000 historischen Fotografien – viele davon aus kolonialen Kontexten – werden zu Ausgangspunkten für Dialoge, die Fragen stellen, statt Antworten vorzugeben: Wem gehört eine Stadt? Wer schreibt ihre Geschichte – und was bleibt unsichtbar?

„The view of St. Michael’s Cathedral“ / „Der Blick auf die St. Michaels Kathedrale“ // © Jimmi Wing Ka Ho, 2024

In der Ausstellung Invisible City kombiniert Jimmi Wing Ka Ho historische Fotografien mit eigenen Bildern, Super-8-Filmen und Installationen. Er macht Mythen sichtbar, wie den bis heute kursierenden Erzählungen über in Ölpapier gehüllte Ersatzteile im Qingdaoer Kanalsystem. Indem er die Archivbilder selbst in dieses Material einwickelt, legt er offen, wie Geschichte verpackt, geschützt – und manchmal verschleiert wird.

Seine Arbeit verknüpft in drei verschiedenen Ausstellungsbereichen offizielle Archive mit privaten Erinnerungsspeichern und verweist darauf, dass Geschichte nicht nur in Museen ruht, sondern auch in Familienalben, mündlichen Erzählungen und unscheinbaren Alltagsobjekten weiterlebt.

Auch Köln trägt Spuren dieser Verbindung: Straßennamen wie „Takuplatz“ oder „Iltisstraße“ erinnern an die deutsche koloniale Gewalt in Asien, ohne sie zu benennen. Invisible City öffnet diese Erinnerungsräume – als Einladung, Stadt neu zu lesen und ihre Geschichten gemeinsam zu entpacken.


Jimmi Wing Ka Ho bei der Recherche im RJM Archiv // © buerofuerkunstdokumentation, 2024

Blick in die Ausstellung „Invisible City“ // © buerofuerkunstdokumentation, 2024

Installation „An unfolded myth“ // © buerofuerkunstdokumentation

Blick in die Ausstellung – Videomaterial // © buerofuerkunstdokumentation