Bauhaus-Museum Weimar: Wege nach Utopia. Wohnen zwischen Sehnsucht und Krise

Wann?

Wo?

Bauhaus-Museum Weimar
Stephane-Hessel-Platz 1
99423 Weimar

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Was geht?

Nachdem die Bauhäuser:innen bereits 1923 die Frage „Wie werden wir wohnen?“ ins Zentrum ihres Wirkens stellten, richtet die Klassik Stiftung Weimar nun erneut einen Blick darauf und erklärt 2023 zum „Themenjahr Wohnen“. Ausgangspunkt für ihr Leitthema ist auch der 100-jährige Geburtstag der UNESCO-Welterbestätte Haus Am Horn. 1923 wurde es anlässlich der Bauhaus-Ausstellung vom bekannten Bauhaus-Architekten Georg Buche entworfen und ist das älteste erhaltene Bauhaus-Gebäude. Seinerzeit galt das Haus Am Horn als Musterhaus für das moderne Leben und Wohnen.

Gute Lösungen und Ideen für modernes Leben und Wohnen zu finden, das trifft auch hundert Jahre später den Nerv der Zeit und ist im gesellschaftlichen Diskurs nicht wegzudenken. „Wie kann zukünftig gutes Leben und Wohnen gelingen? Wünschen wir uns ein neues Utopia, eine sozial gerechte Gesellschaft und nachhaltig gestaltete Umwelt? Oder machen wir alles wie bisher?“ Mit diesen zentralen Fragen befasst sich das Bauhaus-Museum Weimar derzeit in seiner Ausstellung „Wege nach Utopia. Wohnen zwischen Sehnsucht und Krise“, die noch bis zum 29. Januar 2024 zu sehen ist.

Die Besucher:innen erwarten verschiedene Themeninseln, die mit Installationen, Fotografien, Filmen oder Wohnobjekten ökonomische, soziale und kulturelle Hintergründe zum Wohnen und guten Leben zeigen. An der Ausstellung sind zeitgenössische Künstler:innen, Designer:innen und Architekt:innen beteiligt sowie Student:innen der Bauhaus-Universität Weimar. Inmitten von originalen Bauhaus-Objekten von Marcel Breuer, Alma Siedhoff-Buscher, Walter Determann sowie Gemeinschaftsarbeiten des Staatlichen Bauhaus Weimar soll die Ausstellung „Wege nach Utopia. Wohnen zwischen Sehnsucht und Krise“ die Besucher:innen dazu anregen, den Blick auf die Gestaltung unserer Lebens- und Wohnwelten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu richten. Präsentiert werden unter anderem fünf gute Beispiel für nachhaltiges Wohnen, darunter z. B. Wuppertaler „Klimaquartier Arrenberg“, das bis 2030 zum ersten klimaneutralen Quartier einer deutschen Großstadt werden soll.

Ein ergänzend erarbeiteter Ausstellungsteil von Wissenschaftler:innen des Instituts für Europäische Urbanistik an der Bauhaus-Universität sowie der Weimarer Wohnungsforschung stellt darüber hinaus Fakten zum politisch brisanten Thema Wohnen vor.

Projekte finden sich nicht nur im Museum selbst. Auch der Weimarer Stadtraum wird zur Ausstellungsfläche. Dort wird noch bis zum 01. November 2023 das Projekt „Marta und Benita“ von Anny und Sibel Öztürk gezeigt. Inspiriert von den Teppichen der Bauhäuslerinnen Marta Erps-Breuer und Benita Koch-Otte schaffen sie zwei Installationen, in denen sie Muster der Textilien in den dreidimensionalen Raum übersetzen. Mit diesen künstlerischen Begegnungsorten auf den beiden Plätzen vor dem Bauhaus-Museum und dem Museum Neues Weimar verknüpfen sie Erfahrungen ihrer eigenen Familie und beleuchten auch die Geschichte weiblicher Emanzipation, die eng mit kunsthandwerklicher Tätigkeit verbunden ist.

Insgesamt geht es bei der Ausstellung nicht darum, schnelle Lösungsmöglichkeiten für die Probleme unserer Tage aufzuzeigen, sondern unterschiedliche Optionen für die Gegenwart und kommende Zeiten zu diskutieren. „Die Bauhäusler:innen sahen in Umbrüchen die Chance und Notwendigkeit,  ungewöhnliche Lösungen oder gar Visionen für den Aufbau einer zukünftigen Gesellschaft zu  entwickeln. Auch heute brauchen wir mehr Raum für Utopien im Kleinen wie im Großen, um eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu gestalten. Lassen Sie sich inspirieren, Aspekte unseres Wohnens neu zu denken,“ so die Klassik Stiftung Weimar.

 

Dass das Thema hochaktuell ist, zeigt auch die aktuelle Wohnpolitik: Es fehlen hunderttausende Wohnungen und bezahlbarer Wohnraum ist generell zu knapp; um dem entgegenzuwirken, hatte die Ampelregierung angekündigt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Doch 2023 neigt sich nun dem Jahresende zu und mittlerweile ist absehbar, das wohl nur knapp die Hälfte und damit deutlich zu wenig neuer Wohnraum fertig werden wird. Die Prognose ist daher klar: Wohnen wird das große soziale Thema der nächsten Jahre (bleiben). Umso mehr lohnt also ein Blick in die Weimarer Ausstellung „Wege nach Utopia. Wohnen zwischen Sehnsucht und Krise“, die für diese Herausforderungen vielversprechende Ansätze liefert.

 


Beitragsbild: Besucher:innen in der Ausstellung „Wege nach Utopia“ // Foto: Henry Sowinski // © Klassik Stiftung Weimar