Was geht?
Gärten sind Orte für Träumen und Visionen: Sie haben tiefe kulturelle Wurzeln und sind Ausdruck unserer Beziehung zur Natur und zu sich selbst. Heute ist der Garten viel mehr als ein romantisches Idyll des Kleingartens. Sie dienen als Experimentierfelder für soziale Gerechtigkeit, Biodiversität und eine nachhaltige Zukunft. Mit Garden Futures präsentiert das Vitra Design Museum nun erstmals eine große Ausstellung zur Geschichte und Zukunft des modernen Gartens. Welche Ideen und Vorstellungen haben das heutige Gartenideal geprägt? Welchen Beitrag leisten Gärten zu einer Zukunft, die für alle lebenswert ist? Diese Fragen untersucht die Ausstellung anhand von vielfältigen Beispielen aus Design, Alltagskultur und Landschaftsarchitektur – vom Liegestuhl bis zur vertikalen Stadtfarm, von zeitgenössischen Community-Gärten bis hin zu Gärten von Künstler:innen. Gestaltet wurde die Ausstellung durch das italienische Designduo Formafantasma.
Der Garten war schon immer ein Raum, in dem die Hoffnung auf eine bessere Zukunft Gestalt annimmt. Wo immer Menschen ein Stück Natur einhegen, um einen Garten anzulegen, spiegelt sich stets auch ihr eigenes Verhältnis zur Natur – und mitunter das ganzer Gesellschaften und Epochen. Das verdeutlichen zum Auftakt der Ausstellung vielfältige Beispiele aus Kunst und Architektur in einer Medieninstallation mit Werken von Hans Thoma, Barbara Stauffacher-Solomon und Alvar Aalto und anderen. Der Garten erscheint hier als Ort, der sowohl unseren Alltag als auch unsere Fantasie beflügelt und mal ganz praktische, oft aber auch tiefe symbolische oder philosophisch-religiöse Bedeutung hat.
Die Ausstellung setzt sich mit dem Thema Garten auf den unterschiedlichsten Ebenen auseinander. Gärten sind Zeugnisse sozialer und historischer Entwicklungen, politischer und wirtschaftlicher Interessen und kultureller Wertesysteme. So betrachtet Garden Futures auch die enge Verknüpfung mit urbanistischen Konzepten wie der Gartenstadt von Ebenezer Howard oder der von Liz Christy in New York initiierte Green-Guerrilla-Bewegung. Noch heute wird debattiert: Wer hat überhaupt Anspruch auf einen Garten, wozu ist ein Garten gut, und wie können Gärten in ein urbanes Umfeld integriert werden? Diese Fragen werden durch die Werke von neun wegweisende GartengestalterInnen der jüngeren Zeit aufgegriffen. Die Beispiele zeigen, dass Gärten auf vielfältige Weise die künstlerische Haltung ihrer Gestalter:innen zum Ausdruck bringen und an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Design mehr Beachtung finden sollten.
Doch die Ausstellung betrachtet auch die aktuellsten Fragen zur Zukunft des Gartens: Im Zeitalter von Klimakrise, sozialer Ungerechtigkeit, bedrohter Artenvielfalt und sozialer Isolation wird der Garten zu einem Ort für innovative Zukunftsvisionen. Vor diesem Hintergrund rückt der Garten als Ort der Heilung, der Spiritualität oder des Lernens in den Mittelpunkt. Unter anderem die eigens für die Ausstellung geschaffene begehbare Textil-»Wiese« der argentinischen Künstlerin Alexandra Kehayoglou schärft das Bewusstsein für die dramatische Bedrohung scheinbar zeitloser Landschaften durch den Klimawandel.
Garden Futures ist eine Ausstellung des Vitra Design Museums, der Wüstenrot Stiftung und des Nieuwe Instituut. Begleitend erscheint eine reich bebilderte Publikation mit Essays, Interviews und Fallstudien, welche auf www.design-museum.de/shop erhältlich ist.
Nach der Präsentation im Vitra Design Museum wird die Ausstellung im Design Museum Helsinki und dem Museum of Finnish Architecture (10. November 2023 bis 31. März 2024), im Vandalorum in Värnamo (27. April bis 13. Oktober 2024), im Nieuwe Insituut in Rotterdam (November 2024 bis März 2025) und im V&A Dundee (April bis Dezember 2025) gezeigt. Weitere Stationen sind in Planung.
Beitragsbild: Julien de Cerval, Gärten von Marqueyssac, Frankreich, entworfen in den 1860er Jahren © Romain Laprade, 2020