
© LIGET BUDAPEST
Budapest ist bekannt für klassische Musik und Folklore. Diese Nähe zur Musik spiegelt sich seit Januar dieses Jahres in einem neuen, markanten Gebäude wider: Dem House of Music von Sou Fujimoto Architects. Unter dem großen, wellenförmigen Dach des auffälligen zeitgenössischen Kulturdenkmals widmen sich alle Stockwerke ganz der Musik und ihrer Geschichte. Das Ziel ist es, eine neue Perspektive auf Musik und ihre Auswirkung auf unser Leben aufzuzeigen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll Musik durch das Zusammenspiel aus Natur, Licht und Klang auf besondere Weise erlebbar gemacht werden – im Inneren und Äußeren des Gebäudes.

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Schon die Lage des 9000 m² umfassenden House of Music lädt zum Erkunden ein. Es ist inmitten der Bäume des Stadtparks angesiedelt – und fungiert quasi als Parkfortsetzung. Die Naturverbundenheit wird zudem durch ein Laub-Baldachin aus über 30.000 Blättern verstärkt. Die Dachstruktur hingegen ist inspiriert von der wechselnden Form von Schallwellen. Wellenförmig, mit über 100 kraterähnlichen Löchern in der Oberfläche. Durch diese Löcher können die dort wachsenden Bäume hindurchschlüpfen, aber auch das Tageslicht in die Tiefe des Gebäudes dringen. Es entsteht eine besondere Atmosphäre und der Eindruck, als würde man unter Bäumen spazierengehen. Besonders ist auch der Glasvorhang, der das Gebäude umhüllt. Dadurch entsteht eine vollständig transparente Fassade – sie verwischt die Grenze zwischen Innen und Außen.
3 Ebenen, 3 Schwerpunkte

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Auch das Innere des Gebäudes hat viel zu bieten. Die drei Gebäudeebenen spiegeln die drei Bewegungen einer Partitur wider. Alle Ebenen sollen die Besucherinnen und Besucher zur Teilnahme und Interaktion mit Klang und Musik anregen. Beginnend im Erdgeschoss finden Musikbegeisterte hier eine lichtdurchflutete Lobby. Von hier aus geht es weiter zu den unterschiedlichen Aufführungsbereichen der Etage. Ein kleinerer Konzertsaal bietet vor allem Platz für Vorträge und Workshops, aber auch kleinere Aufführungen. Zudem befindet sich hier ein Auditorium. Der große, gläserne Konzertsaal hingegen bietet Platz für bis zu 320 Gäste. Das Highlight: Eine versenkbare Bühne, die Möglichkeiten für jede Menge musikalischer Experimente bietet. Bald werden die Besucher hier Konzerten unterschiedlichster Genres lauschen können – von Klassik bis Folk, von Pop bis Jazz – und dabei den Blick auf die umliegende Natur genießen können.
Gemeinsam mit der japanischen Firma Nagata Acoustics, bekannt für die akustische Gestaltung der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles und der Elbphilharmonie in Hamburg, haben Sou Fujimoto ein einzigartiges Klangerlebnis erschaffen. Das Ergebnis: Eine zickzackförmige Wand, die es dem eintreffenden Schall ermöglicht, indirekt vom Glas zu reflektieren, sich auszubreiten und einen homogenen Klang zu erzeugen. Noch mehr Naturerlebnis bietet die Freilichtbühne: Die Gäste können hier die Konzerte vom Hang gegenüber der Bühne sowie von den angrenzenden Gartenterrassen aus erleben.
Besonderer Höhepunkt im Untergeschoss

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Vom Erdgeschoss aus können die Gäste sich nun weiter nach oben oder nach unten bewegen. Im unteren Bereich finden sie die abwechslungsreiche Ausstellungsebene. Die Daueraustellung „Klangdimensionen – Musikalische Reisen durch Raum und Zeit“ auf dieser Etage widmet sich thematisch einer Reise durch 2000 Jahre europäische Musikgeschichte. Es gibt hier sechs Hauptthemen, anhand derer die Besucherinnen und Besucher durch Klänge und Stile unterschiedliche Epochen entdecken können. Dabei erfahren sie außerdem mehr über die Musik und das Leben von großen Komponisten wie Mozart, Bach und Liszt. Auch die erste Wechselausstellung findet bald statt: Sie lädt die Besucher ein, tiefer in das Thema der Geschichte der ungarischen Popmusik einzusteigen. Der Schwerpunkt: Die sozialistische Kádár-Ära.
Neben der Wechsel- und Dauerausstellung wartet auf der unteren Etage noch ein weiterer Höhepunkt: Die Klangkuppel. Dieses halbkugelförmige Element ist eine weltweite Rarität. Die Inspiration dazu bot der Komponist Karlheinz Stockhausen. Er schuf im 20. Jahrhundert das erste 3D-Klangerlebnis in Form eines kugelförmigen Konzertsaals, ausgestellt auf der Weltausstellung 1970 in Japan.
Klangkuppel erzeugt immersives Erlebnis

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In der Klangkuppel des House of Music finden bis zu 60 Gäste Platz. Sie können hier einen 360°-Surround-Sound erleben, der sie aus 31 Lautsprechern in der Kuppel beschallt. Die dadurch entstehenden hologrammartigen Klangwände garantieren ein immersives Erlebnis. Tagsüber findet man hier Klanginstallationen mit visuellen Projektionen aus Ungarn und dem Karpatenbecken. Diese schallen bis zur Dauerausstellung hin, um das audiovisuelle Erlebnis dort zu untermalen. Am Abend verwandelt sich die Kuppel in einen Veranstaltungsort für DJs, Vorführungen und kleine Konzerte.
Wenn man von der Eingangsebene aus das Dachgeschoss ansteuert, findet man hier verschiedene Bildungsräume. Diese Räume bieten allen Besucherinnen die Möglichkeit, selber vor Ort zu musizieren und unterschiedliche Musikarten, z. B. innerhalb von Workshops, kennenzulernen.
Das House of Music bietet ein einzigartiges Kunsterlebnis, das es schafft, Architektur, Ausstellungsdesign und Landschaft miteinander in Einklang zu bringen. Es ist im Rahmen des Liget-Budapest-Projekts entstanden. Dieses große städtische Entwicklungsprojekt dient dazu, durch die Sanierung und Neuschaffung kultureller Einrichtungen das Kulturerlebnis in Budapest zu optimieren. Darüber hinaus soll der zentrale Stadtpark erweitert und dadurch mehr Raum für Freizeitaktivitäten in der Stadt geschaffen werden.

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