POLIS KEYNOTES KÖLN // STADT UND LAND

Rückblick Auftakt polis Keynotes 2016:

Bei dem gelungenen Auftakt der polis Keynotes 2016 wurde ein spannender Dialog zur Wohnsituation in Großstädten und ihrer Beziehung zum Umland sowie daraus resultierende Probleme und passende Lösungsvorschläge geführt. Vertreter aus Stadt und Kommune diskutierten ebenso mit, wie Experten der Immobilienwirtschaft und Projektentwicklung.

Wie wird sich das Verhältnis von Stadt und Umland in den kommenden Jahren entwickeln? Wer kann welche Aufgaben übernehmen? Wer hat welche Potenziale? Wie arbeiten Stadt und Immobilienwirtschaft zusammen? Was erwartet die Kommune? Was erwartet die Immobilienwirtschaft?

Diesen Fragestellungen widmeten sich die Teilnehmer des polis Keynotes Jahresempfangs am 16. Februar 2016 im Kaiserbahnhof in Brühl. Unter dem Thema „Stadt und Land – auf dem Weg zu gemeinsamen Zielen?“ gab es drei Impulsvorträge von Martin Koll (WvM Immobilien + Projektentwicklung GmbH), Martin Dornieden (DORNIEDEN Generalbau GmbH) und Manfred Haesemann (CBH Rechtsanwälte) und eine anschließenden Diskussionsrunde mit Reimar Molitor (Köln/Bonn e.V.) und Anne Luise Müller (Stadtplanungsamt der Stadt Köln).

Der bundesweite Flächenbedarf wird laut dem Institut der deutschen Wirtschaft auf etwa 400.000 bis 450.000 Wohneinheiten geschätzt. Martin Koll, Geschäftsführer der WvM Immobilien + Projektentwicklung GmbH, veranschaulichte mit seinem Impulsvortag „Dein Herz. Deine Stadt. Deiner Hausnummer in der Region.“ am Beispiel der Stadt Köln den Bedarfsüberschuss an Wohnungen in Metropolen. Als „Schwarmstadt“ mit einer hohen Entwicklungsdynamik, einem anhaltend hohen Zuzug junger Menschen durch gute Bildungsangebote und eine stabile Wirtschaftsstruktur mit hoher Beschäftigungsquote und einer hohen Anzahl an 1-Personen-Haushalten habe Köln einen angespannten Wohnungsmarkt mit niedriger Leerstandsquote. Die Stadt wachse mit 1 % um rund 10.000 Einwohner pro Jahr, es würden im gleichen Zeitraum aber nur knapp 3.000 Wohnungen fertiggestellt. Nach wie vor gebe es viele Bauvorhaben, aber die Zahl der verfügbaren innerstädtischen Grundstücke sei zu gering und Projekte oft überproportional teuer und langwierig. Auch das Ausweichen auf Randlagen, die ebenfalls ihre eigenen Problematiken mit sich bringen, könne den Bedarf an Neubauwohnungen zeitnah nicht decken. Nachfragen in der Region zeigten aber, dass die Mittelzentren für Eigennutzer und auch für Kapitalanleger durchaus interessant sind. Günstigere Grundstückspreise und eine gute Anbindung an die Kölner Innenstadt seien dafür ausschlaggebende Argumente. Aus der Sicht von Martin Kroll sind die Metropolregionen daher ganz klar dazu angehalten, das Umland besser einzubeziehen und so starke Wirtschaftsregionen zu entwickeln. Stadt und Landkreise sollten ihre Kräfte bündeln und die Herausforderungen gemeinsam angehen, zum Beispiel durch die Verbesserung der Infrastruktur und einen Ausbau der ÖPNV-Anbindung.

Martin Dornieden, Geschäftsführer der DORNIEDEN Generalbau GmbH knüpfte mit seinem Vortrag „Möglichkeiten und Grenzen, kostengünstigen Wohnraum im Großraum Köln zur Verfügung zu stellen“ unmittelbar an die Thematik an. Zu verzeichnen sei in den vergangen Jahren eine deutliche Preissteigerung der Immobilien in NRW, bei gleichzeitig negativer Entwicklung der Bauzinsen und einer deutlichen Erhöhung der Grundstückspreise sowie explodierenden Baukosten. Seitens der Politik wurde der Antrag gestellt, zukünftig 30 % geförderten Wohnungsbau und zusätzlich 20 % preisgebundenen Wohnungsbau für jedes neue Baurecht zu verlangen. Das habe Auswirkungen auf den Markt: der freifinanzierte Bereich muss preisgebundenen und geförderten Wohnungsbau zu großen Teilen subventionieren und unterliegt damit einer erheblichen Preissteigerungen. Ein Blick auf die Einkommenspyramide verdeutliche, dass für einen Großteil der Bevölkerung dadurch Wohnungsneubauten nicht mehr finanzierbar sind. Lösungsansätze sieht Martin Dornieden in verschiedenen Bereichen: Mehr Bauland müsse geschaffen werden durch die Umwidmung ungenutzter oder brachliegender Flächen sowie eine beschleunigte Baurechtschaffung. Darüber hinaus solle die Grunderwerbsteuererhöhung zurück genommen werden und die derzeitige EnEV neu evaluiert, auf keinen Fall aber verschärft werden. Kosten und Bedarf an barrierefreien Wohnungen müssten bei der Novelle der Landesbauordnung berücksichtigt werden. Die Politik solle Genehmigungsverfahren vereinfachen, denn Ziel einer Normung müsse ein qualitativ angemessenes, bedarfsgerechtes und wirtschaftliches Bauen bleiben.

Eine wichtige Rolle bei der Ausdehnung und Umlegung von Wohnraumlösungen in die Regionen rund um die Metropolen spielt für Manfred Haesemann, Rechtsanwalt und Partner bei Cornelius Bartenbach Haesemann & Partner, die Mobilität. In seinem Impulsvortrag „Verkehrsinfrastruktur als Schlüssel für Projektentwicklung in Stadt und Land“ beschreibt er die Ausgangslage und die Ursachen des Mobilitätsverhaltens in Deutschland und erläutert die künftigen Herausforderungen in diesem Bereich. Die deutschen Großstädte haben im europäischen Vergleich eher unterdurchschnittliche Anteile im Verkehrsaufkommen durch Fahrradverkehr und Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Infrastrukturplanung setzte bisher einen deutlichen Schwerpunkt beim motorisierten Individualverkehr (MIV). Der ÖPNV sei daher seit Jahrzehnten unterfinanziert und in vielen Städten und Regionen ineffizient. Dem entgegen stehe die Bevölkerungsentwicklung in und rund um die Metropolen. Die Einwohnerzahlen in den Ballungsgebieten würden in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Alleine für die Stadt Köln werde vom Land NRW ein Anstieg um bis zu 200.000 Bewohner (ohne Migranten) bis 2040 prognostiziert. Dieses erwartete Bevölkerungswachstum könne vom „Kernstadtgebiet“ nicht aufgenommen werden. Daher müsse das Umland im Rahmen der Arbeitsplatz- und Wohnraumentwicklung unbedingt einbezogen werden. Eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur sei dafür ein wesentlicher Baustein. Für Köln und die umgebende Region müsse gemeinsam ein Masterplan für die Mobilität erarbeitet werden. Dazu gehörten unter anderem eine Takterhöhung im Nahverkehr, die Errichtung von Radschnellwegen und der Ausbau der regionalen Verkehrsinfrastruktur. In dem Zusammenhang solle auch über eine private Finanzierung (z. B. durch Infrastrukturfonds) nachgedacht werden.

Im Anschluss an die anregenden Impulsvorträge wurde in der Diskussionsrunde gemeinsam mit Reimar Molitor und Anne Luise Müller ein lebhafter Diskurs über die Potenziale eines engeren Stadt-Umland-Verhältnisses gesprochen. Moderator Johannes Busmann, Gastgeber und Herausgeber des polis Magazins, fasste die Erkenntnisse abschließend zusammen und gab den rund 100 Besuchern einige interessante Denkanstöße mit für das abschließende Get-together und auf den Heimweg.

Die nächste polis Keynotes Veranstaltung findet am 13. September im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt statt. Sichern Sie sich Ihre letzten Plätze und senden Sie uns dazu eine E-Mail mit Ihrem Namen an keynotes@polis-magazin.com

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