Kölns Stadtmitte ist Kristallisationspunkt einer über 2000-jährigen Geschichte. Entlang der „Via Culturalis“ werden Straßen, Plätze und Gebäude neu gestaltet, um Zeitzeugnisse und kulturelle Schätze in hellem Licht zu präsentieren.
So abstrakt der Begriff „Via Culturalis“ auf den ersten Blick erscheinen mag, beschreibt er doch einen der zentralsten, spannendsten und kulturträchtigsten Orte Kölns. Schon zu römischen Zeiten wurden von hier aus die Geschicke der Stadt gelenkt. Und das ist noch heute so: Das historische Rathaus sowie der Spanische Bau und Haus Neuerburg mit ihren jeweiligen Stadtplätzen bilden ein wichtiges politisches und administratives Zentrum der Stadt. Darüber hinaus ist die Via Culturalis, die vom Hohen Dom zu Köln bis zu Sankt Maria im Kapitol führt, auch ein wichtiger kultureller Raum. Entlang des „Kulturpfads“ verbinden sich moderne, klassische, mittelalterliche und römische Kunst in einigen der bedeutendsten Museen und Kirchen der Stadt, darunter das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, die zukünftige Archäologische Zone / Jüdisches Museum, das Römisch-Germanische Museum und das Museum Ludwig. Nicht zuletzt ist die Via Culturalis ein Ort komplexer Überlagerungen historischer Schichten. Wo einst der römische Stadthalterpalast prunkte, der übrigens noch heute unter dem Spanischen Bau zu besichtigen ist, befand sich im Mittelalter das Zentrum jüdischen Lebens. Der Gürzenich – heute noch wichtiger Veranstaltungsort der Stadtgesellschaft – vereint sogar spätgotische Baukunst mit Architektur der 1950er Jahre. Hingegen erinnert das Mahnmal Alt St. Alban an die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs. Diese wenigen Beispiele sind nur eine kleine Auswahl an Highlights, die entlang der Via Culturalis ober- wie unterirdisch von der langen Geschichte der Stadt Köln erzählen und sie zu einem der vielfältigsten Orte der Stadt machen.
WIEDERBELEBUNG DES ÖFFENTLICHEN STADTRAUMS
Nachdem dem öffentlichen Raum lange Zeit allenfalls ungenügend Beachtung geschenkt wurde, wird er nun in den zentralen Lagen aufgewertet. Hierzu investiert die Stadt Köln erhebliche Summen in den Um- und Neubau von Museen, um ihre einzigartigen Kulturschätze in einem attraktiven Umfeld zu präsentieren und auf besondere Weise erlebbar zu machen. Vor diesem Hintergrund beschreibt das Projekt Via Culturalis als Maßnahme des städtebaulichen Masterplans Innenstadt Köln das ambitionierte Vorhaben, die Zeitebenen und Zeitspuren von zwei Jahrtausenden Stadt- und Kulturgeschichte im öffentlichen Raum sichtbar und begreifbar zu machen. Neben der räumlichen Verknüpfung und der Gestaltung der Plätze, die sich entlang des Kulturpfades befinden und heute in sehr unterschiedlichen baulichen Zuständen sind, geht es auch um die qualitative Inszenierung der bedeutenden historischen und kulturellen Gebäude. Ziel ist es, den Kulturpfad mit seinen Plätzen als räumliches Erlebnis zu inszenieren, die geschichtsträchtigen Bauten samt ihrer öffentlichen Räume ins Blickfeld zu rücken sowie das Bewusstsein für die archäologischen Schichten beim Betrachten des Stadtraumes zu wecken und sie erlebbar zu machen. Hierbei soll der öffentliche Raum möglichst nicht zusätzlich durch bauliche Eingriffe oder Stadtmöblierung beansprucht werden.
PLANUNGEN ENTLANG DER VIA CULTURALIS
Nördliche Spitze der Via Culturalis ist die Hohe Domkirche zu Köln, Weltkulturerbe und meistbesuchtes Bauwerk Deutschlands, dessen unmittelbares Umfeld umfassend erneuert wird. Auf der Ostseite der Kathedrale wurden bereits klare und übersichtliche Städtebaustrukturen geschaffen. Im Rahmen des selektiven Rückbaus der Domplattform, eines Straßentunnels sowie der Neuordnung des Straßenraums wurde der Stadtraum auf der Ostseite der Kathedrale heller und freundlicher gestaltet. Im neuen Sockelbauwerk wird nun das Baptisterium, das älteste frühchristliche Taufbecken nördlich der Alpen, angemessen präsentiert. Die Dombauhütte hat dort zudem neue Ausstellungsräume bezogen und auch der berühmte Dionysosbrunnen konnte neu in Szene gesetzt werden. Die Neugestaltung des Domumfelds wird Zug um Zug fortgesetzt, als Nächstes auf der Nordseite des Doms. Darüber hinaus werden ambitionierte Hochbauprojekte in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer behutsamen Neudefinition des Raumes rund um die Kathedrale beitragen, darunter z. B. der Umbau des Dom Hotels, das durch einen verglasten Dachaufbau ergänzt wird. Auf der Südseite sollen zwei sanierungsbedürftige Häuser einem anspruchsvollen Neubau weichen, der künftig als „Historische Mitte“ das Stadtmuseum, Teile des Römisch-Germanischen Museums sowie Räumlichkeiten der Kurie unter einem Dach vereint. Östlich davon wird sich der Kurt-Hackenberg-Platz in einen baumbestandenen Stadtgarten verwandeln.
KURT-HACKENBERG-PLATZ
Die Neugestaltung des Kurt-Hackenberg-Platzes orientiert sich an der Tradition der Kölner Schmuckplätze. Er wird zu einem grünen Freiraum mit individuellem Charakter und hoher Aufenthaltsqualität umgestaltet. Zentrales Element des planerischen Entwurfs ist in Erinnerung an den einstigen Bischofsgarten in unmittelbarer Nachbarschaft ein etwa 500 m2 großer, gekiester „urbaner Garten“, der den Platz in drei Bereiche gliedert. Mit seinen 20 Meter langen Bankelementen lädt er zum Flanieren, Verweilen und Entspannen unter einem aufgelockerten Baumdach ein. Künftig führt die Hauptwegebeziehung zwischen Hauptbahnhof und Altstadt für Fußgänger über den Kurt-Hackenberg-Platz. Mit der Neugestaltung des Platzes erfährt sie eine deutliche Aufwertung und Orientierung.
HISTORISCHE MITTE (Museumsmeile)
Angrenzend an den Kurt-Hackenberg-Platz soll auf der Südseite des Roncalliplatzes die „Historische Mitte“ entstehen, ein Neubau, der künftig die Verwaltung des Römisch-Germanischen Museums, das Kurienhaus der Hohen Domkirche sowie das Stadtmuseum unter einem Dach beherbergen wird. Nach erfolgreichem Abschluss eines städtebaulichen Werkstattverfahrens wird im Hochbauwettbewerb ein architektonischer Entwurf gesucht, bevor der Stadtrat abschließend über die Umsetzung entscheidet. Indessen wird das Römisch-Germanische Museum grundsaniert und umgebaut. In unmittelbarer Nähe zum Roncalliplatz entstehen neben dem Historischen Rathaus zwei weitere museale Einrichtungen: der Erweiterungsbau für das Wallraf-Richartz-Museum, der die Sammlung Corboud aufnehmen wird, sowie der Museumsbau Archäologische Zone / Jüdisches Museum, in dem zwei Jahrtausende Stadtgeschichte erlebbar sein werden.
Das städtische Engagement rund um den Stadtraum der Via Culturalis wird durch verschiedene privatwirtschaftliche Investitionen ergänzt. So ist beispielsweise südwestlich der „Historischen Mitte“ eine Neuordnung des einst vom WDR genutzten Areals vorgesehen. Neu städtebauliche Akzente prägen auch den Süden des Kulturpfades. Das Stadtquartier zwischen Augustinerstraße, Kleine Sandkaul, Gürzenichstraße und Martinstraße bestand bisher aus wenig attraktiver drei- bis fünfgeschossiger Blockrandbebauung aus der Nachkriegszeit. Die neue 2.500 m2 große Handels- und Büroimmobilie Gürzenich-Quartier wird sich künftig dank ihrer angemessenen Architektursprache in die historisch gewachsene Umgebung integrieren.
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