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Frankfurt ist nicht nur Deutschlands Bankenmetropole, sondern auch die Hauptstadt der Green Buildings. In keiner anderen Stadt in Deutschland gibt es so viele Gebäude oder Flächen mit Nachhaltigkeitszertifikaten. Ein Drittel der zertifizierten Fläche Deutschlands wird im Raum Frankfurt realisiert. Mit 164 Objekten und damit mehr als 6,5 Millionen Quadratmeter zertifizierter Fläche ist Frankfurt am Main derzeit Spitzenreiter. Zu diesem Ergebnis kommt der GreenView Report von CBRE.
„Einer der wesentlichen Treiber auf dem Zertifizierungsmarkt ist die zunehmende Nachfrage am Investmentmarkt nach hochwertigen Objekten – und Nachhaltigkeitszertifizierungen tragen ihren Teil dazu bei, diese Qualität nachzuweisen. Häufig werden Zertifizierungen der Objekte von Investoren nicht mehr als zusätzlicher Faktor angesehen, sondern vorausgesetzt“, sagt Dr. Thorsten Huff, Head of Sustainability von CBRE, über die Gründe. Projektentwickler und Unternehmen würden allerdings aus einer Vielzahl von möglichen Zertifikaten mit unterschiedlichen Spezifizierungen wählen können, führt Huff weiter aus. Die drei gängigsten Zertifizierungssysteme seien BREEAM DE, DGNB und LEED.
Jedes der drei Label hat seine eigene Nische gefunden und sich darin etabliert. Ein Kopf- an-Kopf-Rennen geben sich jedoch die Zertifizierungssysteme DGNB und LEED mit 37 % und 38 % Marktanteil an realisierten zertifizierten Gebäuden (Gesamtprojektanzahl). Bezogen auf die Fläche, ist das Bild genau umgekehrt: hier hat die DGNB einen Anteil von 48 % der zertifizierten Gesamtfläche, LEED hingegen nur 34 %. Die durchschnitt- liche Projektgröße bei einem DGNB Projekt im Frankfurter Raum (über alle Nutzungs- profile und Versionen hinweg) liegt bei ca. 64.400 m2, bei LEED bei ca. 33.700 m2 und bei BREEAM bei ca. 34.700 m2. Das größte Projekt ist mit über 700.000 m2 eine DGNB Quartierszertifizierung, das kleinste eine nach LEED zertifizierte Einzelhandelsfläche mit ca. 130 m2. Betrachtet man den Büromarkt separat, so ist das größte Projekt eine LEED Zertifizierung mit ca. 183.000 m2, gefolgt von einer DGNB Zertifizierung mit knapp 155.000 m2 und mit 103.000 m2 eine BREEAM Zertifizierung.
Steigende Nachfrage nach Qualität
Die Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden, sogenannten Green Buildings, ist im letzten Jahrzehnt nicht nur in Deutschland, sondern vor allem im Rhein-Main Gebiet stetig gestiegen. Die Zahlen in Summe erscheinen auf den ersten Blick gering: Die durchschnittlich 13 neuen Projekte pro Jahr müssen jedoch in Relation gesehen werden. Eine lange Anlaufphase des übergeordneten Themas vor zehn Jahren, die Qual der Wahl im Zertifizierungsdschungel (Label, Nutzung, Level) sowie eine lange Projektentwicklungsdauer haben mit zu der verhaltenen Entwicklung beigetragen. Ein wesentlicher Treiber im Zertifizierungsmarkt scheint eine steigende Nachfrage nach Qualität zu sein. Ob nun LEED Gold, DGNB Platin oder BREEAM Exzellent, all diese Titel suggerieren ein gehobenes Qualitätsniveau. Das Ergebnis ist sehr deutlich: Die durchschnittliche Performance der Green Buildings in Frankfurt ist sehr hoch, vor allem bei DGNB und LEED. Die DGNB-Projekte erzielen im Schnitt sehr gute bis gute Ergebnisse, bei LEED ist die Auszeichnungsbandbreite am größten und bei BREEAM DE ist eher das Mittelfeld präsent.
Zertifizierungen erfolgen nicht nur für Neubauten, sondern vermehrt auch für Bestandsobjekte. So hat sich das anfängliche Bild verändert und der Marktanteil des Bestands ist in Frankfurt mittlerweile auf 34 % gegenüber dem Neubau mit 66 % angewachsen. Hierbei gilt: DGNB- und LEED-Zertifizierungen gibt es sowohl für Neubauten als auch Bestandsgebäude; BREEAM DE derzeit nur für den Bestand. Die deutsche Variante BREEAM DE für Neubauten ist in Vorbereitung, bisher jedoch noch nicht auf dem Markt. Hier muss derzeit auf die internationale Version zurückgegriffen werden. Während DGNB und LEED den Neubausektor nicht nur im Frankfurter Raum unter sich geteilt haben, ist BREEAM DE der Platzhirsch im Bestand. In der Gesamtbetrachtung aller zertifizierten Projekte steigt die Anzahl der Green Buildings. Unterscheidet man die verschiedenen Labels nach Neubau und Bestand zeichnen sich jedoch große Schwankungen ab. So steigt die Nachfrage nach LEED Neubauprojekten, während die Nachfrage nach LEED Bestandsprojekten vermutlich aufgrund der Verfügbarkeit alternativer Systeme wie BREEAM DE rückläufig ist. Bei der DGNB ist das Interesse über die Jahre hinweg bei Neubauprojekten konstanter, jedoch zeigt sich eine deutlich geringere Nachfrage nach Bestandsprojekten.
Mittlerweile gibt es durch die Zertifizierungssysteme und ihre Nutzungsprofile eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Zertifizierung der Immobilien. Nach der anfänglichen Unterscheidung zwischen Büro und Einzelhandel haben sich inzwischen verschiedene andere Nutzungsprofile für Industrie und Logistik, Hotels, Wohnen, Quartiere und Spezialnutzungen entwickelt und etabliert. Die Nachfrage mit über 70 % ist und bleibt im Segment Büro am Stärksten. Hotels sowie Industrie- und Lagerhallen haben auf dem Frankfurter Markt nicht nur zum Einzelhandel aufgeschlossen, sondern diesen teils überholt. Betrachtet man den Büromarkt separat für sich, kann man festhalten, dass der Anteil der zertifizierten Bürofläche in Frankfurt einem Marktanteil von 36 % entspricht und damit seine Vorreiterrolle in Deutschland weiter ausbaut.
Den gesamten Report und mehr Infos zu den beschriebenen Labels finden Sie hier.
Quelle: CBRE Frankfurt GreenView Report
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