„Ein Drittel aller Fassaden und Dächer in Paris sollen bis 2020 begrünt werden“ – vor einigen Jahren hätte dieser Satz noch für Unglauben und Gelächter gesorgt. Heute sieht man: Es kann klappen. 2016 wurde die Kampagne „Parisculteurs“ von der Bürgermeisterin Anne Hidalgo ins Leben gerufen und bislang wurden ganze 75 Projekte in die Tat umgesetzt – das entspricht 15 Hektar neuer Vegetation, insgesamt sollen es 247 Hektar werden. Angesichts der Tatsache, dass nur noch zwei Jahre zum Erreichen dieses Ziels bleiben, könnte man auf Seiten der Projektplaner etwas nervös werden – das Engagement der Bürger und Unternehmen lässt diese Sorgen aber leicht verfliegen. Immer mehr und mehr Pariser Bewohner sind überzeugt vom Projekt und begrünen selbst ihre Häuser mit Obst und Gemüse. Zur Gestaltung des neuen Stadtbildes tragen sowohl private als auch öffentliche Unternehmen bei: 2019 zum Beispiel entsteht eine mehr als 7000m² große Grünfläche auf einem Dach – die bislang größte in Paris, umgesetzt von Franprix, einer Lebensmittelkette der französischen Hauptstadt.
Neben verbesserter Luftqualität geht es den Planern auch um die Produktion regionaler Lebensmittel: Ein Drittel der neu genutzten Flächen sollen zukünftig genügend Platz für Urban Farming bieten. Ein erfolgreiches Beispiel für dieses Konzept ist zum Beispiel die „La Chambeaudie Farm“ auf dem Dach eines Metrogeländes. Dort werden auf über 5300 m² mittlerweile 40 Sorten verschiedener Kräuter, Obst und Gemüse hydroponisch – das heißt ohne Erde und Pestizide, dafür in nährstoffreichem Wasser – angebaut. Davon profitieren auch Restaurants und Lebensmittelgeschäfte: Die angepflanzten regionalen Produkte können gekauft und verarbeitet werden und landen direkt auf dem Restauranttisch oder im Ladenregal – frischer geht’s nicht. Es sind schon weitere Farmen in Planung, unter anderem auf dem Dach der Kunstschule Duperré School of Arts.
Die geplanten 500 Tonnen neuer Vegetation bieten einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel und zur Unterstützung der Artenvielfalt – sie bringen ein Stück Natur zurück in die Stadt und verändern die Optik der Stadt. Laut der stellvertretenden Bürgermeisterin Penelope Komites, die für die Grünflächen von Paris zuständig ist, gehe es nicht nur um die umweltfreundliche Bepflanzung, sondern ebenfalls um die Erfindung eines ganz neuen städtischen Modells. Man will den Bürgern Möglichkeiten bieten, sich in der Stadt zu engagieren, die auch mit offenen Armen angenommen werden. Doch nicht nur das: Es werden durch das Projekt auch neue Arbeitsplätze geschaffen – bislang 120 Vollzeit-Stellen, und das ist erst der Anfang.
Mittlerweile zeigen sich auch andere Metropolen an dem Pariser Modell interessiert und nehmen den Ansatz zum Vorbild, auch die eigenen Innenstädte grüner zu gestalten – für mehr Biodiversität und kulturelles Kapital.
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Foto Credits © Jacques Ferrier | Paris Climate Action | zanda.photography/Unsplash
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