
© Fintan Magee
Fragt man den australischen Künstler Fintan Magee nach seiner Motivation, sich mit großflächigen Kunstwerken auf Gebäudefassaden zu verewigen, bekommt man eine überraschende Antwort: Er arbeite einfach gerne an der frischen Luft, erklärt der Absolvent der Griffith University in Brisbane. Da sein nordirischer Vater Bildhauer war, kam Magee schon recht früh in Kontakt mit Kunst und den faszinierenden Wandbildern in Derry und Belfast. Mit 13 begann der junge Australier seine Karriere als Graffiti-Künstler und legte so den Grundstein für die Wahrnehmung seiner Arbeit im öffentlichen Raum. An dieser Kunstform schätzt er vor allem die Möglichkeit der unmittelbaren Kommunikation mit den Rezipienten.
Zu Beginn malte Magee fast ausnahmslos ohne Erlaubnis. Da er all seine Werke von Hand anfertigte, konnte er nicht nachts wie andere Schablonen- oder Graffitikünstler arbeiten. Infolgedessen suchte sich Magee für seine frühen Werke einsame, abgelegene Orte aus. Mittlerweile sieht das ganz anders aus: Fast alle aktuellen Werke sind Auftragsarbeiten und genießen so bewusst (und legal) öffentliche Aufmerksamkeit. Manche Gebäudewände, die Magee als Leinwand nutzt, gehören zu Privathäusern, andere zu Wohnblöcken. Sogar auf Regierungs- oder industriellen Gebäuden durfte sich der Künstler bereits verewigen. Dass jedes Kunstwerk ein Unikat ist, ist selbstverständlich.

© Fintan Magee
Bevor Magee an die Arbeit geht, verbringt er zunächst viel Zeit mit einer ausgiebigen Recherche. Hierzu gehören neben der Begehung und der Fotodokumentation des Ortes auch erste Handskizzen, die er mit Kohle anfertigt. Durch diesen Prozess stellt Magee sicher, dass Ort und Kunstwerk wirklich zueinander passen. Bis zur Fertigstellung braucht der Künstler pro Projekt und je nach Aufwand und Größe zwischen zehn und dreißig Tagen.
Magee, dessen realistische Darstellungen vor allem Menschen abbilden oder zumindest den „menschlichen Bezug“, bergen in sich auch immer eine gewisse Kritik. Wichtig für den Künstler – und charakteristisch für seine Werke – ist, dass Ort und Motiv des jeweiligen Projektes zusammengehören. Darüber hinaus versucht er lokale Erzählungen in seine Werke einzubinden. Sofern sich diese Themen in einen größeren, z. B. einen wirtschaftlichen oder ökologischen, Kontext einordnen lassen, verfolgt Magee auch dieses Ziel. Momentan ist z. B. der Klimawandel ein wiederkehrendes Motiv in Magees Werken. Für den Künstler ist dieses Thema besonders relevant, da es an allen Orten, die der Künstler kürzlich besucht hat, eine wichtige Rolle spielt. Dennoch besitzt jeder dieser Orte individuelle, lokalbezogene Geschichten, die Magee allesamt aufgreift und in seinem Werk zueinander in Beziehung setzt.

© Fintan Magee
Zuletzt arbeitete Magee an einem Projekt im dänischen Aalborg. Hier setzte er die Wand eines Wohnblocks in Szene. Sein nächstes Projekt führt ihn zurück nach Sydney, Australien – ans andere Ende der Welt.
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