LANDESGARTENSCHAU 2020 IN KAMP-LINTFORT

Von der Zeche über den Paradiesgarten zum Central Park // Berliner Büro BBZL gewinnt den ersten Preis im Landschaftsplanerischen Wettbewerb

Ein wichtiger Meilenstein für die Landesgartenschau 2020 ist erreicht. Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Gerd Aufmkolk aus Nürnberg kürte Ende Januar in Kamp-Lintfort die Preisträger im Landschaftsplanerischen Wettbewerb zur Landesgartenschau 2020.

Im November 2015 hatte die Stadt Kamp-Lintfort den Zuschlag für die Ausrichtung der Landesgartenschau bekommen. „Auch deshalb, weil die Stadt die Neunutzung der ehemaligen Bergbauflächen als Chance für eine nachhaltige Stadtentwicklung aufgreift.“, sagte damals NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) zur Begründung .

In das Gartenschaukonzept ist neben dem dauerhaft geplanten Zechenpark auch die denkmalgeschützten Anlagen des Klosters Kamp und der die Stadt durchquerende Wasserlauf „Große Goorley“ eingebunden, die das landschaftliches Bindeglied zwischen den Ortsteilen Kamp und Lintfort bildet.

Auf das 2012 stillgelegte Bergwerk West in Kamp-Lintfort soll ein temporärer Veranstaltungsbereich kommen mit Hallenschauen, Gärtnermarkt und Gärten der Zukunft. Damit solle eine Art „Central Park“ entstehen, sagte Bürgermeister Christoph Landscheidt (SPD). Insgesamt soll mit Hilfe der Schau ein neues Stadtquartier entwickelt werden. Auch die als Güterstrecke vorhandene Bahnanbindung nach Duisburg soll in diesem Rahmen möglichst wieder aktiviert werden. Der Landschaftsplanerische Wettbewerb liefert nun den gestalterischen Rahmen.

Erster Preisträger ist das Büro Prof. Ulrike Böhm, Prof. Katja Benfer, Dr. Cyrus Zahiri Landschaften Städtebau (BBZL) aus Berlin. „Die Leitidee dieses Konzepts entwickelt sich aus der stadtprägenden Struktur der Goorley: So werden grüne Loggien am Wandelweg und ein grüner Rücken aus baumbestandenen Flächen östlich der Bahnlinie geschaffen und die vielen verschiedenen Schauflächen mit dem Park- und Wiesenraum sehr gut verzahnt“, lautete das Fazit des Preisgerichts nach intensiver Prüfung und Diskussion aller 15 eingegangenen Entwürfe.

Alleinstellungsmerkmale des Siegerentwurfes sind auch die Anbindung an die Altsiedlung und die durchweg barrierefreie Begehbarkeit des Parks für die Bürger. Begeistert war die Jury von der Umsetzung des Green Fab Lab, einem Experimentierfeld für Studenten der Hochschule Rhein-Waal. Hier können sie verschiedenste Themen aus Umwelt und Natur erforschen und für sich gestalten. Dieses Gelände wird der Hochschule auch nach der LAGA weiterhin dauerhaft zur Verfügung stehen.

„Die große Herausforderung für die Planer war es, einerseits für hunderttausende Besucher der Landesgartenschau 2020 ein hochattraktives Ausstellungsgelände zu entwickeln und andererseits die planerischen Grundlagen des neuen Stadtquartiers ‚Friedrich Heinrich‘ für die Zeit nach der Gartenschau zu schaffen“, fasst Kamp-Lintforts Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt die schwierige Aufgabenstellung zusammen. „Das ist dem Siegerentwurf hervorragend gelungen. Über den von zahlreichen Attraktionen in den ‚grünen Loggien‘ begleiteten Wandelweg, der links und rechts der Goorley geführt wird, erreicht man das zentrale Ausstellungsgelände im Herzen mit seinem riesigen Stadtpark, gleichsam unser neuer ‚Central Park‘.“ „Der Entwurf von BBZL bietet zudem viele Ansätze für die Zeit nach der Landesgartenschau was Spiel- und Nutzflächen angeht“, ergänzt Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien und Jurymitglied. Projektleiter Hermann Timmerhaus hebt hervor: „In Kamp-Lintfort gilt es, ein neues Stück Stadt zu entwickeln und dieser Entwurf zeigt besondere Stärken in der zukünftigen Stadtquartiersentwicklung.“

Das auf der Fläche geplante Landschaftsbauwerk sehen die Preisträger als Chance für eine abwechslungsreiche und harmonisch durch Erhöhungen und Einschnitte gegliederte Gestaltung des Zechenparks. Damit sei nicht nur eine gute Basis für die zentrale Fläche der Gartenschau gelegt, sondern der Siegerentwurf zeichne sich insbesondere dadurch aus, dass nach der Gartenschau ohne nennenswerte Veränderungen ein attraktiver innerstädtischer Park verbliebe, der die umgebenden Stadtteile perfekt verbinde. Gerade auf diese enge Anbindung mit offenen Zugängen und Sichtachsen von der Alt- und der Beamtensiedlung sowie von der Innenstadt hätten die Preisrichter größten Wert gelegt.

Somit bindet sich die Landesgartenschau 2020 außerordentlich gut in die Stadtentwicklung als auch in die Planungen für das Zechenareal ein. Grundlage hierfür ist der schon vor Stilllegung des Bergwerkes Ende 2012 von der Stadt Kamp-Lintfort und der RAG Montan Immobilien entwickelte Masterplan. Danach ist es gemeinsames Ziel von Stadt und Unternehmen, möglichst frühzeitig für das Zechenareal sowie die arrondierenden Flächen zukunftsorientierte und auf städtebaulich sinnvolle Folgenutzungen zu entwickeln, die auch an wirtschaftliche Perspektiven ausgerichtet sind.

Umso erfreulicher für die Planer, dass sich schon zeitnah nach der Stilllegung erste Erfolge bei der Entwicklung des insgesamt rund fünfundsechzig Hektar großen Areals einstellten. So wurden der ehemalige Materiallagerplatz des Bergwerkes und ein weiteres brachliegendes RAG-Grundstück für den Bau der Hochschule Rhein-Waal, zugehöriger Studenten-wohnungen und für einen Parkplatz genutzt. Bis zu 2000 Studenten bringen seit der Eröffnung der Hochschule im April 2014 neues Leben zum früheren Zechenstandort.

Das Thema Logistik ist der zweite Baustein für den Entwicklungserfolg des Areals. Der rund 30 Hektar große ehemalige Kohlenlagerplatz in Süden des Bergwerksgeländes direkt am Zubringer zur Autobahn A 42 gelegen wird seit Anfang 2016 von der logport Ruhr GmbH, ein Joint Venture der Duisburger Hafen AG (duisport) und der RAG Montan Immobilien GmbH, unter dem Titel „logport IV“ entwickelt und als Logistikstandort vermarktet.

Inzwischen konnten dort schon zwei namhafte Ansiedlungen vermeldet werden. So kündigte der Berliner Online-Händler Chal-Tec Ende November an, dort auf 100.000 Quadratmetern sein neues Logistikzentrum zu erbauen. Chal-Tec vertreibt Produkte der Unterhaltungs-elektronik sowie aus den Bereichen Gesundheit, Sport, Haushalt, Garten und Veranstaltungstechnik. Bereits im Frühjahr hat sich die Steinhoff-Gruppe, einer der weltweit führenden Anbieter der Möbelbranche mit Sitz in Südafrika, mit ihrer Tochtergesellschaft Global Warehouse als erstes Unternehmen auf logport IV angesiedelt und errichtet dort ein 55.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum. Die Inbetriebnahme ist im Frühjahr geplant. Beide Unternehmen schaffen dort insgesamt rund neue 500 Arbeitsplätze. Weitere Flächen stehen noch zur Verfügung.

Auch die Umgestaltung und Vermarktung der denkmalgeschützten Bestandsgebäude entlang der Friedrich-Heinrich Allee, einer der Hauptverbindung von der Kamp-Lintforter Innenstadt zu den Autobahnen A 42 und A 59, läuft erfolgreich. Der Umbau des früheren Magazingebäudes zu einem Seminargebäude als Erweiterung der Hochschule Rhein-Waal ist weiteres Symbol für diese positive Entwicklung des ehemaligen Zechenareals.

Die Landesgartenschau ist nun ein weiterer Meilenstein der Stadtentwicklung nach dem Ende des Steinkohlebergbaus in Kamp-Lintfort. Durch die Landesgartenschau wird ab 2020 ein dauerhafter innenstadtnaher Park als zentrales Element des neu geplanten Gewerbe- und Wohnquartiers Friedrich-Heinrich entstehen. Und mit dem zur Landesgartenschau geplanten Bahnanschluss über die alte Zechenbahntrasse wird die Erreichbarkeit der Gartenschau, der Hochschule und der angrenzenden Innenstadt mit dem ÖPNV stark verbessert. Der Wandel von der Zeche zum lebendigen Stadtquartier ist für Kamp-Lintfort auf dem besten Weg.

 

Bilder altes Verwaltungsgebäude und neue Hochschule Rhein Waal © RAG Montan Immobilien, Thomas Stachelhaus

Bild Herr Hermann Timmerhaus, Projektleiter der RAG Montan Immobilien, und Prof. Ulrike Böhm, als Vertreterin des Preisträger Büros: Prof. Ulrike Böhm, Prof. Katja Benfer, Dr. Cyrus Zahiri Landschaften Städtebau (BBZL) aus Berlin © RAG Montan Immobilien, Frank Schwarz

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