Das Architekturbüro Sasaki steckt gemeinsam mit OMA und Gensler mitten in den Planungen für den Yangtze Riverfront Park im chinesischen Wuhan – ein Uferpark für den längsten Fluss Asiens, der die Stadt mit den Menschen vor Ort verbinden soll. Die Entwürfe zeigen, dass die jahrhundertalte Symbiose aus Fluss und Stadt genutzt werden soll, andererseits aber auch die Überschwemmungen, die die Stadt immer wieder heimsuchen, um eine reichhaltige regionale Ökologie zu fördern und vielfältige Erholungserlebnisse zu ermöglichen. Man will die natürlichen Bewegungen des Flusses und das Hochwasser als Elemente in die Gestaltung des neuen Parks einbeziehen und als Chance statt als Hindernis ansehen.
Geplant sind „urbane Balkone“, durch die eine Reihe von Mikroumgebungen eine Vielzahl unterschiedlicher Feuchtgebietsökosystem beherbergen, die sich im Laufe der Jahreszeiten dynamisch weiterentwickeln können. Geplant ist der größte Uferpark weltweit. Auch Elemente wie ein stillgelegtes Güterzug-Fährterminal sollen einbezogen werden, das ein hervorragendes Beispiel für eine adaptive Wiederverwertung ist, die neue Erfahrungen mit Bezug auf das industrielle Erbe der Ufergegend zulässt.
Der Yangtze wird als „Mutterfluss“ verehrt, der die chinesische Kultur, Wirtschaft und Geschichte seit Tausenden von Jahren füttert. Wuhan hat sich durch seine Lage am Fluss zur größten Stadt Zentralchinas gemausert – jeder bedeutende Meilenstein der Geschichte der Stadt ist immer auch eng mit dem Fluss verwoben. Wuhan hat sich über die Jahre als Brutstätte von Technologie, Bildung und Innovation entwickelt.
Sasaki will sich nun nach jahrelanger Ausbeutung des Flusses durch die Einwohner und Unternehmen drum herum auf das Terrain um den Fluss selbst konzentrieren, um den Yangtze gebührend zu würdigen. Das Studio greift dazu in die „Flusskultur“ von Wuhan ein, wo die Menschen trotz häufiger Überschwemmungen den Flussuferpark besuchen, um den engen Kontakt mit dem Wasser zu genießen. Die erwähnten Mikroumgebungen samt Feuchtgebieten sollen die natürlichen Wasserstandsschwankungen sowie eine reiche Pflanzengemeinschaft unterstützen.
Kurvenreiche Sekundärsysteme treten aus dem Watt auf mittlerem bis hohem Wasserstand auf, um alternative Routen für die Fauna im Wasser sowie sichere Flure für das Kajakfahren zu bieten. In den trockenen Monaten bieten diese Flussbette Wege, auf denen die Besucher die Umgebung erkunden können. Es sollen auch weitere Erholungsräume erschaffen werden – allerdings nur nach sorgfältigen Berechnungen, sodass man ausreichend Platz zwischen Mensch und Wildtiere bringt, um zu vermeiden, dass die Besucher in die natürlichen Umgebungen der Tiere eindringen. Zum Schutz der Tiere werden außerdem Baumstämme als Erholungsplätze für Schildkröten, untergetauchte Strukturen für Fische, Nistplattformen für Wasservögel und versteckte Vogelbeobachtungsstationen erbaut.
Auch Menschengemachtes wird in dem Park auf besondere Weise betont: Historische Sehenswürdigkeiten im gesamten Park werden hervorgehoben, leerstehende Flächen und Überreste der Güterzugfährenterminals werden in die Planungen von Sasaki mit einbezogen.
Drehkreuze am Wasser, Kultur- und Erholungsräume, schwimmende Treffpunkte und ein Gemeinschaftsgarten auf dem Wasser werden errichtet, um ein einzigartiges, dynamisches und aktives Stadtviertel zu erschaffen, das von einer strapazierfähigen Infrastruktur umgeben ist.
Dort, wo sich die Flüsse Yangtze und Han treffen, erhebt sich am ikonischen „Tip of China“ das Yangzte-Museum, das sich der Geschichte des Flusses widmet, inmitten der durch das Aufeinandertreffen beider Wasserkörper entstandenen Farbspiele. Das Museum befindet sich zwischen den Deichen des Flusses und bietet ein beeindruckendes Panorama auf Uferpromenade und die entfernte Skyline.
Bei der Entstehung der Entwürfe sind auch zahlreiche Bürger-Vorschläge mit eingeflossen, die online eingegangen sind sowie auch durch lokale Bürgergruppen, die eine Reihe öffentlicher Treffen und Besichtigungstouren zur Förderung der Flusslandschaft organisiert haben.
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Renderings © Sasaki
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