Es klingt wie ein schöner Witz, ist aber letzten Montag tatsächlich passiert: In Äthiopien wurden bei einer unglaublichen Aktion an 1.000 Standorten im Land über 350 Millionen Bäume gepflanzt, um den Auswirkungen von Abholzung und Klimawandel zu begegnen. Die historische Baumpflanzkampagne startete im Botanischen Garten Gulele in Addis Abeba und wurde vom Ministerpräsidenten Abiy Ahmed im Rahmen seiner Green Legacy-Initiative ins Leben gerufen.
Die Zahlen des Landes sind aber auch definitiv alarmierend: In Äthiopien ist die vorhandene Waldfläche in den letzten 100 Jahren von 35 auf vier Prozent geschrumpft. Andererseits sind die Bewohner des Landes extrem abhängig von der Landwirtschaft – über 80 Prozent der Äthiopier sind für ihr Einkommen auf Landwirtschaft oder Forstprodukte angewiesen. Ihre Lebensgrundlage ist stark gefährdet durch immer häufiger aufkommende Dürren und Fluten durch die globale Erderwärmung.
Ziel war es eigentlich, 200 Millionen Bäume an einem einzigen Tag im ganzen Land zu pflanzen. Premierminister Ahmed gratulierte dem Land, dass es dieses Ziel nicht nur erreicht, sondern sogar deutlich übertroffen hat: Genau genommen wurden 353.633.660 kleine Bäume neu eingepflanzt. Es wurden dazu sogar öffentliche Einrichtungen geschlossen, damit sich deren Mitarbeiter an der großen Aktion beteiligen konnten – auch Regierungsangestellte und der Ministerpräsident selbst pflanzten die Setzlinge ein.
Es wurde damit ein neuer Weltrekord erreicht: Zuletzt wurden laut CNN in Indien 2017 rund 66 Millionen Bäume in zwölf Stunden gepflanzt.
Aufforstung gilt als eine der momentan effektivsten Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels. Man hofft, dass auch andere afrikanische Länder schnell nachziehen werden. Beispielsweise Kenia tut dies auch schon mit Maßnahmen, um die abnehmende Waldfläche wieder umzukehren.
Afrika ist laut der UN-Direktorin der Umweltabteilung Afrika Juliette Biao Koudenoukpo der von den Folgen des Klimawandels am stärksten betroffene Kontinent, weshalb vor allem dort die baldige Eindämmung des Klimawandels oberste Priorität haben solle. Um gegenzusteuern, haben sich 2017 20 afrikanische Staaten zu einer Initiative zusammengeschlossen, deren Ziel es ist, 100 Millionen Hektar wieder aufzuforsten.
In Äthiopien ist als Endziel geplant, insgesamt vier Milliarden neue Bäume zwischen Mai und Oktober zu pflanzen. Ministerpräsident Ahmed hofft, dass dieses Endziel erreichen zu können, wenn jeder Bürger 40 Setzlinge pflanzt. Die Regierung führt Aufklärungsvideos über das Pflanzen und Pflegen von Bäumen durch, um die Bürger zur Teilnahme zu ermutigen. Die größte Sorge für junge Setzlinge ist die Beweidung durch Ziegen und andere Nutztiere, die die Bäume zerstören würden, bevor sie eine Chance zum Wachsen haben.
Bäume bieten viele Ökosystem- und Umweltvorteile für den gesamten Planeten. Während sie wachsen, absorbieren und speichern sie Kohlendioxid – ein wichtiger Treiber der globalen Erwärmung. Laut dem Science Magazine schätze man, dass zwei Drittel aller Emissionen, die durch menschliche Hand entstanden sind, durch ein weltweites Aufforstungsprogramm entfernt werden könnten. Anfang Juli hatte eine Studie von Forschern an der ETH Zürich gezeigt, dass die weltweite Wiederaufforstung einen beachtlichen Teil des durch den Menschen seit der Industrialisierung ausgestoßenen CO2 ausgleichen könnte. Allerdings müsste schnell gehandelt werden, denn Bäume brauchen viel Zeit zum Wachsen, warnten die Forscher damals.
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Fotos © ARON SIMENEH/ Office of the Prime Minister-Ethiopia | Pixabay
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