„The Ocean Cleanup“ ist eine Organisation, die schon seit längerem immer wieder Aufmerksamkeit erregt. Es ist ein niederländisches gemeinnützige Organisation, die der 25-jährige Niederländer Boyan Slat 2013 ins Leben gerufen hatte. Die Idee hinter dem Projekt der Organisation ist, vereinfacht gesagt, ein hunderte Meter langes, schwimmendes Schlauchsystem, das den Plastikmüll in den oberen drei Metern der Meere einsammelt. Aus der Idee ist mittlerweile ein Start-up mit 80 Beschäftigten gewachsen, das das System in der Praxis erprobt und zu optimieren versucht.
In diesem Optimierungsprozess wurde nun kürzlich auch der „Interceptor“ entwickelt: Ein Abfangsystem, das Abfall aus Flüssen weltweit fischen soll, damit der Müll gar nicht erst in den Meeren landet. Denn: Die Hauptquelle der Verschmutzung der Ozeane sind Flüsse. Gerade einmal ein Prozent der Flüsse weltweit ist für ganze 80 Prozent der Verschmutzung der Weltmeere verantwortlich.
Der Interceptor ist autonom unterwegs und wird zu 100 Prozent solarbetrieben. Es ist eine Art schwimmender Müllwagen, der Flüsse von Plastikmüll befreit. Die Solarmodule des Geräts laden Lithium-Ionen-Akkus auf, so dass die Anlage 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, ohne Lärm und Dämpfe betrieben werden kann.
Die Gefährte bestehen aus schwimmenden Barrieren, welche an Verarbeitungsanlagen angebracht sind, die an Binnenschiffe erinnern und im Flussbett verankert sind. Anschließend leiten die Barrieren Kunststoffabfälle in die Mündung der Anlage, die von Solarmodulen angetrieben wird und ohne menschliches Zutun arbeitet. Ein Förderband trennt den Abfall vom Wasser und transportiert ihn zu einem Shuttle, das den Abfall automatisch auf einem separaten, darunter liegenden Binnenschiff in einen von sechs Containern entlädt. Sensoren sorgen dafür, dass die Container gleichmäßig gefüllt werden. Wenn die Container voll sind, alarmiert ein System des Bordcomputers die lokalen Partner, dass das Binnenschiff mit Kunststoffabfällen nun zum Recycling geschleppt werden kann. Laut Ocean Cleanup können dadurch 50.000 kg Müll täglich aus den Flüssen extrahiert werden. Unter „optimierten Bedingungen“ seien es sogar bis zu 100.000 kg pro Tag.
Die Barrieren bedecken nur einen Teil des Flusses, sodass Schiffe ungehindert passieren können und vor allem Wildtiere nicht an der Fortbewegung behindert werden.
In Kooperation mit lokalen Regierungen und Unternehmen sollen bis 2025 solche Abfanggefährte auf den 1.000 am stärksten verschmutzten Flüssen weltweit unterwegs sein. Insgesamt sieht die Organisation zwei Maßnahmen als essentiell an, um die Verschmutzung der Gewässer aufzuhalten: Zum einen offensichtlich, den bestehenden Müll entfernen und zum anderen auf lange Sicht die weitere Verschmutzung der Gewässer im Allgemeinen zu verhindern.
Bislang wurden schon zwei solcher Abfangsysteme in Indonesien und Malaysia installiert; bald soll ein dritter im vietnamesischen Mekong-Delta implementiert werden und ein vierter in der Dominikanischen Republik. Auch Bangkok und LA County (USA) sind im Gespräch.
Die Geräte sind aktuell mit 700.000 Dollar noch recht teuer. Sobald jedoch die Produktion ansteigt, werden sie günstiger.
Die Ergänzung durch den „Interceptor“ auf Flüssen ist wohl auch eine Reaktion auf die Kritik an dem Unternehmen, dass es viel wichtiger wäre, zu verhindern, dass überhaupt so massenhaft Plastik in die Meere gelangt. Optimalerweise geht man dieses Problem einfach aus unterschiedlichen Perspektiven gleichzeitig an: Zum einen durch die Bereinigung von schon im Meer befindlichen Plastik, zum anderen durch ein langfristiges Umdenken sowie eine Verhaltensänderung auf allen Seiten.
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Bilder © The Ocean Cleanup
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