Anlass ist die während des Petersburger Klimadialogs gehaltene Rede der Umweltminsterin Svenja Schulze, in der sie einräumte, Deutschland werde die Ziele verfehlen. Der aktuelle Klimaschutzbericht attestiert bestenfalls Einsparungen von 32%. Vereinbart war eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von 40% bis 2020 gegenüber 1990. Hierauf beziehen sich die Kläger. Die Bundesregierung hält dagegen, es habe sich bei der Vereinbarung lediglich um einen Kabinettsbeschluss gehandelt, nicht um ein Gesetz. Trotzdem seien Kabinettsbeschlüsse keine bloßen Willensbekundungen, sondern verbindliche Rechtsakte, halten die Kläger dagegen. Diese grundsätzliche Frage wird sich der weitere Verlauf der Verhandlungen kristallisieren. Doch wie auch immer das Verwaltungsgericht in der Sache entscheidet, der Ärger der Bürger über eine hinter den Erwartungen zurückbleibende Klimapolitik schafft sich mehr und mehr Raum.
IMMOBILIENWIRTSCHAFT ERKENNT HANDLUNGSBEDARF
Auch und vor allem in der Immobilienwirtschaft schlägt dieser Unmut auf und sorgt für Irritationen. Dazu hatte die Union Investment schon Anfang 2019 eine Umfrage gestartet, um zu ermitteln in wie weit der Handlungsdruck durch den Klimawandel auf Europas Immobilieninvestoren steigen würde. Im Ergebnis zeigte sich, dass beinah 50% der Befragten für die kommenden fünf Jahre einen zunehmenden Handlungsdruck sahen. Vor allem Projektentwickler und Bauträger spürten verstärkten öffentlichen Druck. Dieser Befund überrascht wenig, da die Entwickler in engem Kontakt zur Stadtplanung stehen und das Immobilienangebot von Morgen schaffen.
Die Einschätzung der Investoren scheint zutreffend, denn der Klimaschutz wird nicht nur in unseren Städten verhandelt, sondern findet auch in ihnen statt. Mehr als 75% des Ressourcenverbrauchs geschieht in den Städten und der Bausektor spielt in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle.
ARCHITEKTEN ÜBERNEHMEN VERANTWORTUNG
Mancher Akteur war sich dieser Verantwortung bereits frühzeitig bewusst. So nahmen ingenhoven architects und deren Gründer und Geschäftsführer Christoph Ingenhoven schon frühzeitig eine Vorreiterrolle in Sachen grüner Architektur ein. Im Interview erklärt Ingenhoven: „Die Verantwortung von Gebäuden für das Weltklima kann man gar nicht hoch genug einstufen: Ungefähr 50 Prozent des Energieverbrauches bzw. des Abfalls entstehen entweder beim Betrieb oder Bauen von Gebäuden. Eine Reduzierung um 50 Prozent wäre bereits ein Riesenbeitrag. Tatsächlich ist das keine große Herausforderung – es machen nur nicht alle. Schwieriger wird es, die Verbrauche in Richtung oder auf null zu reduzieren. „Triple Zero“, also „no emission, no enegry, no waste“ ist der Idealfall. Daher nennen wir „supergreen“ auch „beyond the standard“: Unsere Architektur versucht sich diesem Ideal, Schritt für Schritt anzunähern.“

Der KÖ-Bogen II © ingenhoven architects
Diese Annäherung versteht Ingenhoven als Trial and Error. Man müsse Architektur ausprobieren und sie bauen. Nur so könne man künftig besser werden. Vorbildlich ist für ihn etwa das „Crade-to-Crade-Konzept“, das der Chemiker Michael Braungart mit dem Architekten William Mc Donough entwickelte. Dabei werden gebrauchte Materialien am Ende eines Bauprozesses nicht begraben, sondern in einen weiteren Lebenszyklus gebracht, also regenerativ verwendet.
In Projekten wie dem KÖ-Bogen II verwirklichen ingenhoven architects ihre Ideale. Stets geht es um die Reflektion der Dinge, die durch Bauprojekte genommen werden, sei es öffentlicher Raum oder das Ökosystem für Pflanzen und Tiere. Diese Wirklichkeiten nicht zu verdrängen, sondern verantwortungsbewusst mit ihnen umzugehen, ist das Anliegen der Architekten.
MIT GUTEM BEISPIEL VORAN
Das mittlerweile zunehmende Aufbegehren der Öffentlichkeit gegen einen verantwortungslosen Umgang mit dem Planeten Erde könnte und sollte mehr Akteure des entwickelnden Gewerbes zu Nachahmungstätern machen. Diejenigen die sich bereits stärker mit Fragen der Nachhaltigkeit beschäftigen, sollten dies laut tun, um den Bürgern zu signalisieren, dass auch in der Privatwirtschaft Akzente gesetzt werden. Politische Lenkungswirkung entsteht nicht nur durch den Staat, sondern auch durch bürgerliches Verantwortungsbewusstsein und moralisches Empfinden. Entsprechend kann die Selbstverpflichtung gewissenhafter Unternehmen eine stärkere Dynamik der Nachhaltigkeit anstoßen als plumpe Verbote eines Staats, der derzeit sowieso eher zaghaft voranschreitet.
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