WOHNUNGSNOT IN DER BAY AREA
Wer Berliner oder Münchener Mietverhältnisse fürchtet, verweist gerne warnend auf die Zustände in San Francisco. Eine vierköpfige Familie mit einem Jahreseinkommen von unter 100.000 US-Dollar gilt in San Francisco als einkommensschwach. Das nationale Durchschnittseinkommen wiederum liegt bei knapp 80.000 US-Dollar. Eine 1-Zimmer-Wohnung in San Francisco kostet schnell bis zu 3.600 US-Dollar. Zudem hat Kalifornien die höchste Armutsrate in den Staaten. Als Schuldige werden gerne die Tech-Giganten der Bay Area zitiert. Facebook etwa beschäftigt 12.000 überdurchschnittlich gebildete und bezahlte Angestellte in Menlo Park, die mit der lokalen Bevölkerung um Wohnraum konkurrieren. Entsprechend überrascht es wenig, dass viele Kritiker mit dem Finger auf das Social Media-Unternehmen zeigen, wenn es um die Ursache der Wohnungsnot geht.
DAS GEGENMITTEL
Scheinbar lässt sich Facebook diesen Vorwurf nun nicht länger gefallen. So kündigte das Unternehmen Ende Oktober an, nun verantwortungsbewusst mit der Problemstellung umzugehen. Die Milliarde US-Dollar soll in insgesamt fünf Projekte fließen. Zuerst fließen 250 Millionen in einer Partnerschaft mit dem Bundesstaat Kalifornien für günstigen Wohnraum auf freiliegenden Flächen des Bundesstaats. Weitere 150 Millionen fließen in bezahlbaren Wohnraum u.a. für Obdachlose in der San Francisco Bay Area. Für 225 Millionen will Facebook Land in Menlo Park kaufen, um dort 1.500 Wohneinheiten zu schaffen. 25 Millionen fließen in Wohnraum für Lehrer und sog. essential worker in San Mateo und Santa Clara Counties. Die größte Teilsumme, 350 Millionen US-Dollar, hält Facebook für weitere Maßnahmen bereit. Diese sollen sich an Erfolg und Effizienz der vorangegangenen Projekte orientieren.
TROPFEN AUF DEM HEISSEN STEIN?
Allerdings ist Facebook nicht das einzige Tech-Unternehmen, das sich selbst in die Pflicht nimmt. Auch Google kündigte im Juni eine Investitionssumme von 1 Milliarde US-Dollar an. Apple will diese Summen sogar übertrumpfen und steigt laut eigener Aussage mit 2,5 Milliarden Dollar ein. Der Erfolg dieser Investitionen bleibt abzuwarten. Robert Silverman, Experte für bezahlbaren Wohnraum an der University at Buffalo, heißt die Investitionen gegenüber der New York Times willkommen, weißt allerdings darauf hin, dass diese nur in Kombination mit politischer Handlung auf (bundes-)staatlicher Ebene funktionieren könne. Nicht selten werde der Neubau durch Verwaltungsaufwand und örtliche Vorschriften behindert. Mit den 4,5 Millionen US-Dollar könnten etwa 10.000 Wohneinheiten in Kalifornien geschaffen werden. Laut McKinsey liegt der Bedarf bis 2025 allerdings bei 3.5 Millionen Einheiten. Folgt man dieser Einschätzung, wird die Bay Area wohl auch in den nächsten Jahren eine der fünf teuersten Gegenden der USA bleiben.
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