
© Takuji Shimmura

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Afrikas erste TGV-Linie
Mit der Kenitra TGV Station erhielt Marokko in diesem Jahr einen neuen Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge. Das Projekt ist Teil eines größeren Vorhabens, das den Bau der ersten Hochgeschwindigkeitsbahnlinie in Afrika vorsieht und das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet. Neben diesem übergeordneten Ziel erfüllt der Bahnhof aber auch für Kenitra selbst eine wertvolle Aufgabe. Innerhalb der Stadt verbindet die Bahnstation, die historische Altstadt im Norden und die neuen Viertel im Süden der Stadt und fungiert als bedeutender Raum für das urbane Leben. Bisher war ein schmaler unterirdischer Durchgang die einzige Verbindung zwischen den sich gegenüberliegenden Stadtgebieten. Realisiert wurde die Kenitra TGV Station in einer Zusammenarbeit von Silvio d’Ascia Architecture und Omar Kobbité Architectes. In Bezug auf den sozio-ökonomischen und technologischen Fortschritt soll der neue Bahnhof für den Al Boraq TGV die Integration Kenitras bzw. Marokkos in die moderne Welt symbolisieren.

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Reinterpretation traditioneller Architektur
Mit dem Design entdeckt die Architekten die traditionelle marokkanische Architektur in einem urbanen Kontext neu. Mit der Fassadengestaltung reinterpretierten sie traditionelle Maschrabiyya* in einer vergrößerten Form. Mit einer Länge von 200 Metern entspricht der Bahnhof der Zuglänge und misst eine Höhe von 12 Metern. Gebaut wurde der Komplex aus mehr als 800 Dreiecken aus faserverstärktem Ultrahochleistungsbeton. Ihre Form sorgt für optimale Lichtverhältnisse und erzeugt zugleich eine gewisse Transparenz. Inspiriert sind die Dreieckselemente von der islamischen Architektur. Die Übertragung des Designs eines Maschrabiyya auf das Bahnhofsgebäude bietet neben der kulturellen Bedeutung auch einen praktischen Nutzen in Hinblick auf die stark schwankenden Außentemperaturen im Verlauf der Jahreszeiten – die durchlässige Struktur filtert Luftströme und das einfallende Licht, sodass stets angenehme Innentemperaturen herrschen. Einen besonderen Blickfang bilden die acht unterschiedlich geformten und verglasten Bögen, die mit dem Fassadendesign brechen. Zusätzlich wurden in einer neuen Fußgängerbrücke oberhalb der Gleise, Einkaufsmöglichkeiten und diverse Services integriert.

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* Auch Moucharabieh genannt, sind dekorative Gitter der arabischen Architektur, die traditionell aus Holz hergestellt und häufig in islamischen Ländern anstelle von Fenstern eingebaut werden. Sie finden in überwiegend trockenen und sonnigen Gebieten zur Belüftung und Beschattung Verwendung.
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