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Als Reaktion auf die Pandemie haben Unternehmen, wo immer es möglich war, eine Homeoffice-Policy eingeführt: Sei es auf freiwilliger Basis oder letzten Endes aufgrund der eingeführten Homeoffice-Pflicht. Für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter galt das Homeoffice schon fast als ein Traum des zukünftiges Arbeitens. Viele haben sich an die Arbeit aus dem Wohnzimmer gewöhnt, sich vielleicht sogar Arbeitsplätze eingerichtet. Dennoch geht mit diesem erzwungenen Homeoffice vielerorts nicht die gewünschte Arbeitserfahrung einher. Sei es durch langsame Internetverbindungen, ungeeignetes Mobiliar oder der grundsätzlich (nicht)-vorhandene Raum. Eine aktuelle Umfrage von Locatee und Yougov zeigt, dass trotz einer Homeoffice-Möglichkeit trotzdem rund zwei Drittel der Befragten regelmäßig ins Büro kommen. Dies führt vor Augen, dass ein schneller und erzwungener Wandel nicht die Lösung sein kann. Mit Blick auf die zukünftige Rolle des klassischen Büros herrscht noch große Uneinigkeit. 41 Prozent der deutschen Büromitarbeiter:innen erwarten, dass das klassische Büro in den nächsten Jahren Schritt für Schritt durch Homeoffice oder andere Alternativen ersetzt wird. Eine unveränderte Nutzung (wie vor der Pandemie) ist für 30 Prozent das wahrscheinlichste Szenario. Dass das klassische Büro in den kommenden Jahren wieder wichtiger wird, erwarten nur 15 Prozent aller Befragten. Fünf Prozent halten das klassische Büro bereits heute schon für Geschichte.
Die Chancen der Krise
Schon vor der Pandemie lag die durchschnittliche Auslastung von Büroflächen bei nur 60 Prozent. Das bedeutet, dass 40 Prozent aller Büroflächen nicht genutzt, aber dennoch durch Equipment, Heizungs- und Reinigungsabläufe bewirtschaftet werden und somit auch Kosten verursachen. Die Pandemie hat diese Entwicklungen beschleunigt. Es zeigt zum einen, dass der Weg zurück zum klassischen Büromodell, wie man es vor der Pandemie kannte, nicht einfach zu beschreiten sein wird. Andererseits zeigt es auch, dass die künftige Rolle des Büros generell noch ungewiss ist. Darin liegt aktuell eine große Chance, das künftige Zusammenspiel der unterschiedlichen Arbeitsmodellen mit dem klassischen Büro zu prägen. Das Büro kann neu erfunden werden und zu einem Ort werden, an dem Menschen gerne zusammenarbeiten.
Doch wie sollen unsere Büros, Arbeitsplätze, Meetingräume und Social Areas künftig aussehen? Nicht unbedingt kleiner als früher, nicht zwingend größer als zuvor. Allerdings müssen die Büros mehr auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten sein, damit diese in Zukunft einen Ort haben, an welchem wirkliches kollaboratives Arbeiten möglich sein wird.
Das Büro der Zukunft
Mit Blick auf die sich ändernden Arbeitsbedingungen stellt sich Unternehmen natürlich auch die Frage, welchen Flächenbedarf diese in der Zukunft haben werden oder aber auch wie der aktuell zur Verfügung stehende Raum bestmöglich genutzt werden kann. Im Zuge alternativer Arbeitsplatzmodelle lassen sich alte Faustregeln wie bspw. “Ein Mitarbeiter, ein Schreibtisch” oder sogar das Teilen eines Schreibtisches von mehreren Mitarbeiter:innen nicht mehr realisieren. Die Ermittlung des konkreten Platzbedarfs wird auch im Hinblick auf die steigende Nutzung kollaborativer Arbeitsräume deutlich erschwert. Dabei ist diese Frage nach einer Kostenoptimierung bei weitem keine unwichtige, denn Immobilienkosten sind in vielen dienstleistungsorientierten Unternehmen nach Gehältern der zweitgrößte Ausgabenposten. Mit einer datenbasierten Identifikation von Optimierungspotenzialen, lassen sich langfristig hohe Kosten einsparen, welche essentiell zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens beitragen. Dies kann auch maßgeblich dazu beitragen, Unsicherheiten hinsichtlich bestehender Vermögenswerte zu beseitigen.
Mit datengetriebenen Softwarelösungen lassen sich anonymisiert Daten über die Flächennutzung im Unternehmen sammeln und ermöglichen das Monitoring der Belegung und Nutzung entlang des gesamten Portfolios, so lässt sich jederzeit erkennen und vergleichen, wo hohe Auslastungen vorliegen und wo Flächen wenig genutzt werden. Langfristig können Unternehmen stimmige Nutzungskonzepte entwickeln und darüber hinaus langfristige Trends-, Wachstums- und Optimierungspotenziale ableiten.
Ein Blick in die Zukunft
Damit ist natürlich nur ein kleiner Bereich der künftigen Entwicklung des Büro- und Immobiliensektors abgedeckt. Langfristig stellt sich natürlich die Frage, ob und wie diese Entwicklung weiteren Einfluss auf unser Leben und auf die weitere Entwicklung der Städte hat. Denn rückblickend war es vor einem Jahr praktisch noch verpflichtend, in der Stadt zu wohnen, in der man arbeitet. Kontinuierlich zwischen Stadt und Land zu pendeln, ist nicht nur eine ökologische Zumutung, sondern für viele Menschen auch zeitlich nicht zu schaffen. Mit Blick auf die sich immer mehr etablierten Arbeitsmodelle rücken ländliche Gebiete mit bezahlbaren Mieten und somit auch dem finanzierbaren Zimmer für ein voll eingerichtetes Homeoffice wieder mehr in den Blick. Das Büro könnte somit zukünftig zu einem Raum werden, welche das Zusammenkommen ermöglicht, aber nicht erzwingt.
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Thomas Kessler
hat gemeinsam mit Benedikt Köppel das Proptech Locatee gegründet. Das Unternehmen bietet die führende Lösung für Workplace Analytics, mit deren Hilfe Sie fundierte Entscheidungen hinsichtlich Ihres Immobilienportfolios treffen können. Die Idee kam den beiden Gründern, da beide in modernen Bürogebäuden von Schweizer Großbanken ohne feste Arbeitsplätze arbeiteten. Sie erkannten, dass die Analyse vorhandener Datenquellen, z. B. aus dem IT-Netzwerk mittels Software, wertvollere und genauere Informationen über die Flächennutzung liefert. Diese Erkenntnis führte zur Gründung von Locatee der Workplace-Analytics-Lösung.
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