ARCHIBORESCENCE: VINCENT CALLEBAUTS ODE AN DIE BIODIVERSITÄT IN LILLE

© Vincent Callebaut Architectures (VCA)

Das Pariser Architekturbüro Vincent Callebaut Architectures (VCA) will ein neues urbanes Ökosystem in Lille, Frankreich, erschaffen. Archiborescence soll es heißen – eine Kombination aus Architektur und Aborescence, was so viel bedeutet wie Baumstruktur. In dem Begriff steckt auch das architektonische Leitprinzip von VCA: „die Stadt in ein Ökosystem zu verwandeln, Nachbarschaften in Wälder und Gebäude in bewohnte Bäume“.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Schule in Lille soll ein neues Quartier nach diesem Gedanken entstehen. Das mischgenutzte Gebäudeensemble in Lille wird Büros und Wohnungen beherbergen. Es kann deshalb Ökosystem genannt werden, weil das Projekt seine eigene Energie durch Photosynthese erzeugt und all

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seine Abfälle wiederverwertet sowie in neue Ressourcen verwandelt. Die Inspiration für das Projekt ist das lokale bio-mimetische Erbe die „alten Sümpfen von Vauban-esquermes“ in der Umgebung des geplanten Stadtquartiers. Das Projekt soll die Erinnerung an dieses Ökosystem und seine enorme Biodiversität ins Gedächtnis der Bewohner:innen rufen. Getreu dieser Inspiration wird das neue Quartier vor allem sowohl aus robusten Holzstrukturen, insbesondere Kreuzlagenholz, bestehen als auch durch zahlreiche Wasser- und Grünelemente geprägt sein. Die Nutzung des Kreuzlagenholzes erzeugt nicht nur eine ansprechende Optik, sondern bietet auch den Vorteil einer energiearmen sowie umweltfreundlichen Produktion. Verwendet wird PEFC-zertifiziertes Pappelholz aus lokalen Wäldern.

Das Ziel: Ein neutraler Kohlenstofffußabdruck

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Auch der Einsatz erneuerbarer Energien sowie insbesondere biobasierter Materialien unterstreichen den Nachhaltigkeitsgedanken des Projekts. Die Design-Entscheidungen sind ebenso stark von klimabewusstem Bauen geprägt. Konkret heißt das: VCA verfolgen das Ziel eines neutralen Kohlenstofffußabdrucks. Es soll ein System aufgebaut werden, das regelmäßig mehr Energie produziert, als es verbraucht. Eine weitere Besonderheit dabei: Es soll eine Technologie geben, die den Energiefluss zwischen Büros und Wohnungen steuert. Auf diese Weise wird in den Büros am Ende des Tages angesammelte Energie in den Wohnungen nachts recycelt.

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Wiederverwendung wird auch bei der Wassernutzung großgeschrieben. Das Regenwasser soll aufgefangen und für sanitäre Anlagen, die Bewässerung der umfangreichen Grünflächen sowie urbane Farmen auf dem Dach genutzt werden. Die Passivgebäude werden mit natürlichen Dämmmaterialien wie Stroh und Hanf doppelt isoliert sowie mit erneuerbaren Energien wie Solarenergie und Windturbinen verknüpft. Diese wiederum sind mit einem wasserstoffbasierten Stromspeicher verbunden. Das übergeordnete Ziel: Autarkie.

 

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Der Mensch steht im Mittelpunkt

In einer Reihe von Niedrigbauten sollen Büroflächen, Wohnungen, ein Hotel, ein Fitnessstudio samt Kletterwand und Yoga-Einrichtungen sowie Flächen für Einzelhandel Platz finden. Bei allen Funktionen steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Wohnungen verfügen über eine doppelte Ausrichtung und große Außenbereiche. Das biobasierte Design sorgt außerdem für eine natürliche Belüftung und eine angenehme Akustik innerhalb der Gebäude.

Der Stadtteil soll offen und frei zugänglich für alle sein und für viele Besucher:innen zu einem neuen Ziel zu machen. Auch mehrere Begegnungszonen für Fußgänger:innen sollen für eine ansprechende und bereichernde Erfahrung vor Ort sorgen. Es wird außerdem Wert darauf gelegt, vor allem eine autofreie Mobilität zu fördern, wozu beispielsweise Sharing-Angebote, Elektromobilität und eine Fahrradwerkstatt zählen.

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Natur und Architektur verschmelzen miteinander

Das Projekt zeigt erneut die Kunst des Architekten Vincent Callebaut, Natur und Architektur miteinander zu verschmelzen. Er will so nah wie möglich am Verbraucher produzieren und mit einem Minimum an Ressourcen bauen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. VCA verfolgen mit dem Projekt die übergeordnete Vision, die gesamte Stadt möglichst kohlenstoffarm zu gestalten. Entwickelt wurde das Projekt von Beci + BeCity Group, wobei auch das Landschaftsarchitekturbüro Land‘Act in die Planung miteinbezogen wurde. Bislang ist noch unklar, ob und wann das Projekt realisiert wird.

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