Anhaltende Klimakrise, starkes Bevölkerungswachstum, Verstädterung, Wohnungsmangel – das sind nur einige Herausforderungen, die viele Kommunen gegenwärtig bewerkstelligen müssen. In Zusammenarbeit mit dem im Silicon Valley ansässigen Unternehmen ReGen Villages Sweden hat White Arkitekter das Konzept der ReGen Villages entwickelt, das nicht nur mögliche Lösungsansätze zu den genannten Herausforderungen bietet, sondern gleichzeitig auch globale Ziele für eine nachhaltige Entwicklung verfolgt.
Konkret sind die ReGen Villages autarke Gemeinden in und im Umkreis von Städten, innerhalb derer fünf Kernprinzipien verfolgt werden: organische Lebensmittelproduktion, Einsatz diverser erneuerbarer Energien, umfassendes Wasser- und Abfallrecycling, klimapositive Häuser sowie die Stärkung und Selbstbestimmung lokaler lebendiger Gemeinschaften, die ihre Gemeinde nach ihren Wünschen mitgestalten können.
Bio-Lebensmittelproduktion direkt vor der Haustür
Die Bewohner:innen haben in den etwa 250.000 Quadratmeter großen Dörfern die Möglichkeit, alles selbst zu produzieren, was sie für ein gutes Leben benötigen: Ganz nach dem Motto „farm-to-table“ findet hier z. B. die Bio-Lebensmittelproduktion mit hohem Ertrag direkt vor der Haustür statt. Dies fördert nicht nur die soziale Nachhaltigkeit, sondern auch das Gemeinschafts- und Selbst- bestimmungsgefühl der Bewohner:innen. Durch Sonnenkollektoren sowie aus lokalen Abfällen gewonnenes Biogas wird Energie für bis zu 300 Haushalte erzeugt und gespeichert. Die Gebäude sind aus recycelten und klimafreundlichen Materialien wie Holz gefertigt. Allein aufgrund dieser Aspekte wirkt das Konzept der ReGen Villages äußerst überzeugend; rückt es doch genau die Punkte in den Vordergrund, die für ein „gutes Leben“ essenziell wichtig sind. Nicht mehr – und nicht weniger.
Künstliche Intelligenz steuert Kreislaufsystem
Die Wohneinheiten machen etwa ein Viertel des Dorfes aus. Auf der restlichen Fläche verteilen sich Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Energieerzeugung sowie Wassermanagement. Doch damit nicht genug. Herausragend ist auch die auf KI und maschinellem Lernen fußende neu entwickelte Software Village OS, die alle innerhalb der ReGen Villages ablaufenden Prozesse in einem gemeinsamen Kreislaufsystem digitalisiert, skaliert und verknüpft. Sie bildet die Brücke zwischen natürlichen und verschiedenen technologischen Systemen und monitort die standortspezifischen Bedingungen. Infolgedessen können die Prozesse innerhalb eines ReGen Village bei veränderten Außenbedingungen direkt angepasst werden.
Auch im Bereich der Lebensmittelproduktion wird auf Innovation gesetzt: Vertikale Landwirtschaft und Aquaponik bilden ein eng verknüpftes, in sich geschlossenes System, in dem Fischzucht und Ackerbau auf symbiotische Weise miteinander verbunden sind. Darüber hinaus wird Wasser gesammelt, gereinigt und wiederverwendet. Das Projekt zeigt: eine Rückbesinnung auf Essenzielles und der Einsatz modernster Technologien muss keineswegs einen Gegensatz darstellen.
„Smart Homes“ als Vorbild
Grundsätzlich erinnert das System an sogenannte „Smart Homes“, in denen verschiedene Haushaltsgeräte und Annehmlichkeiten über einen zentralen Verteiler gesteuert werden. Die in den ReGen Villages integrierte Technologie verfügt allerdings über solch eine Kapazität, dass sie eben nicht nur einzelne Haushalte, sondern ganze Gemeinden auf diese smarte Weise steuern kann: Computersysteme überwachen die Landwirtschaft, den Energieverbrauch und die Wasserströme. Auch die Haushalte können mit dem System verbunden werden. Infolgedessen sind örtliche Wohnungsbaugenossenschaften dazu in der Lage, die täglichen Abläufe der gesamten Gemeinschaft klimaintelligent zu steuern.
„Autarkie und Kreislaufwirtschaft machen unsere Städte und Gemeinden weniger anfällig, indem sie die zentrale Infrastruktur entlasten. Sie werden zu Schlüsselaspekten einer nachhaltigen Stadtentwicklung – wir freuen uns, bald zeigen zu können, wie dies in der Praxis aussehen kann“, erklärt Ulla Bergström, Geschäftsführerin bei White Arkitekter.
Bereits seit vier Jahren ist ReGen Villages Sweden im Gespräch mit mehreren schwedischen Kommunen, Eigentümern, Immobilienentwicklern sowie Interessensvertreter:innen. Bei der Umsetzung der Projekte übernimmt White Arkitekter die Gesamtplanung des Geländes sowie des Designs der klimafreundlichen Bauten, inklusive der Wohnungen. Ihnen ist dabei auch wichtig, die Verbindung zu bestehenden Gemeinschaften in der Umgebung zu stärken – sie machen deutlich, dass Autarkie einer Gemeinschaft nicht mit der Abgrenzung dieser Gemeinschaft gleichzusetzen ist.
Machbarkeitsstudie soll folgen
Eine erste Machbarkeitsstudie soll noch innerhalb dieses Jahres durchgeführt werden. Das Projekt könnte dazu beitragen, dass Schweden das erste Land mit vollständig kreislauffähigen, autarken und widerstandsfähigen Gemeinden wird – und könnte damit auch als Vorbild für weitere Regionen eine Lösung auf viele Herausforderungen urbaner Räume der heutigen Zeit zu bieten.
Beitragsbilder: © White Arkitekter
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