ESSEN 51: FREIRAUM SCHAFFT STADTRAUM

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Untrennbar sind sie miteinander verbunden: die Geschichte der Stadt Essen und die der Familie Krupp; setzte Friedrich Krupp 1811 mit der Gründung der Krupp-Gussstahlfabrik am Standort Essen einst den entscheidenden Impuls für die Entwicklung der Stadt zum heutigen Wirtschaftszentrum einer ganzen Region. Und auch heute, einem Zeitpunkt zu dem die Ruhrgebietsmetropole den Strukturwandel längst erfolgreich hinter sich lassen konnte, sind die Krupp’schen Spuren überall auf der Stadtkarte ables- und spürbar. Und viel wichtiger: noch heute verbergen sich hinter eben diesen Spuren Potenziale unschätzbaren Wertes für die Essener Stadtentwicklung. Und so wird heute am ehemaligen Standort der vor mehr als 200 Jahren gegründeten Gussstahlfabrik westlich des Essener Stadtkerns eine Entwicklung angestoßen, die in Sachen Komplexität und Innovationsgeist ihresgleichen sucht. Für eine wachsende Stadt wie Essen, die wie so viele andere Metropolen die hohe Nachfrage nach Wohnraum zu bewältigen hat, ist ein Freiflächenpotenzial wie das, was hier in prominenter Lage durch den Niedergang der Schwerindustrie entstanden ist von unschätzbarem Wert.

Entwicklung des Krupp-Gürtels setzt neue Maßstäbe

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Nachdem die Gussstahlfabrik im Zweiten Weltkrieg zerstört und anschließend demontiert wurde, lag die rund 230 ha umfassende Fläche zwischen Innenstadt und dem westlich anknüpfenden Stadtteil Altendorf rund 60 Jahre zu großen Teilen brach. Seit rund zehn Jahren wird der sogenannte Krupp-Gürtel nun entwickelt und die wertvollen Flächen als wichtige Chance für die Essener Stadtentwicklung auf der Grundlage zukunftsweisender Konzepte wieder nutzbar gemacht. Grundlage für die Entwicklungen bildet der bereits 2001 auferlegte Rahmenplan aus der Feder der ARGE ASTOC, Stahm Architekten, ash und WES Landschaftsarchitektur. Im Jahr 2010 siedelte das ThyssenKrupp Hauptquartier aus Düsseldorf wieder – back to the roots – von Düsseldorf nach Essen um, und bildet heute mit dem dazugehörigen ThyssenKrupp Campus nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch den Kern des Entwicklungsprojektes Krupp-Gürtel. Als weiterer Bestandteil des Entwicklungsgebietes Krupp-Gürtel ist außerdem der Berthold-Beitz-Boulevard, der als drei Kilometer lange Verkehrsachse den Innenstadtring erweitert und die Erschließung des neuen Gebiets gewährleistet. Er teilt die Entwicklungsfläche Krupp-Gürtel in Nord-Süd-Richtung und integriert auch eine Anbindung an die Straßenbahnlinie 109 der Ruhrbahn. Ebenfalls in Nord-Süd-Richtung dehnt sich mit einer Länge von 1,3 Kilometern und einer Gesamtfläche von 23 ha der Krupp-Park aus. Ursprünglich als ökologischer Ausgleich für den Bau des ThyssenKrupp Quartiers gedacht ist der Park mit seiner Größe und der naturnahen Gestaltung aus Wiesen, Bäumen, Lichtungen und einem See heute das viertgrößte innerstädtische Naherholungsgebiet der Stadt Essen. Die Gestaltung des Parks geht zurück auf den renommierten Landschaftsarchitekten Andreas Kipar, der die Bürger:innen der angrenzenden Stadtteile intensiv an dem Entwurfsprozess partizipieren ließ. Heute fungiert der im Jahr 2020 fertiggestellte Park als wichtiges neues grünes Bindeglied zwischen dem Essener Stadtteil Altendorf, dem ThyssenKrupp Quartier und der Innenstadt mit dem Universitätsviertel. Ein grüner Mehrwert, der nicht nur seinen unmittelbaren Anwohner:innen neuen Raum für Freizeit und Erholung bietet.

Meilenstein ESSEN 51.

Nach der erfolgreichen Realisierung des ThyssenKrupp Quartiersund des kürzlich fertiggestellten Krupp-Parks folgt nun mit Essen 51.der nächste große Meilenstein im Rahmen der Entwicklung des Krupp-Gürtels. Ganz nach den Prinzipien der neuen Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt entsteht im nördlichen Bereich des Krupp-Gürtels , zwischen Pferdebahnstraße im Süden und Bottroper Straße im Norden, auf einer Gesamtfläche von 52 ha ein neues, in seinen Nutzungen vielfältig durchmischtes Stadtviertel. Aufgrund eben dieser Nutzungsvielfalt und Maßstäblichkeit wurde der Titel Essen 51.– die Stadt Essen besteht aus 50 Stadtteilen und die angestrebte Entwicklung kommt einem 51. Stadtteil gleich. Die zentrale Lage, unmittelbar angebunden an das bestehende lokale und überregionale Verkehrsnetz sowie den internationalen Verkehrsknotenpunkt Flughafen Düsseldorf macht das Entwicklungsgebiet nicht nur als innovativen Wohn- sondern vor allem auch als Arbeits- und Gewerbestandort attraktiv.

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Das Essener Immobilienunternehmen ThelenGruppe erwarb die Fläche, die im Grenzbereich der Stadtteile Nordviertel und Bochold liegt, im Jahr 2016 für rund eine Milliarde Euro von der Thyssenkrupp AG. Die Fläche wird auf Grundlage des vom Rat der Stadt Essen beschlossenen Masterplans „Krupp Gürtel Nord“ entwickelt. Dieser wurde auf Grundlage des bereits genannten Rahmenplans (2001) im Jahr 2014 von dem Braunschweiger Büro Stahm Architekten entwickelt und 2016 noch einmal überarbeitet. Aktuell wird der Masterplan um das Wettbewerbsergebnis Wohngebiet Zollstraße 2018zum Masterplan Essen 51.von der KZA.plant GmbHergänzt.

Die ganzheitliche Entwicklung, die für die Fläche angestrebt wird, steht Großprojekten wie dem 124 ha großen Stadtentwicklungsgebiet Oberbillwerderin Hamburg in nichts nach. Mit Nutzungsbausteinen aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Erholung entsteht mit Essen 51.ein unmittelbar an die Innenstadt angrenzendes und damit entsprechend verkehrsinfrastrukturell vernetzter eigenständiges Stadtviertel, das nicht nur Menschen jeder Altersgruppe und Herkunft ein neues Zuhause bietet, sondern einen Mehrwert für die ganze Essener Bevölkerung und darüber hinaus bietet. Rund 1.500 Wohnungen sollen auf rund 7 ha, in unmittelbarer Nähe zum Krupp-Park entstehen. Durch den Einsatz modularer Wohneinheiten soll der Wohnraum sich zukünftig flexibel sich wandelnden, z.T auch demographisch bedingten Nachfragesituationen und Bedürfnissen anpassen können. Gemeinschaftlich nutzbare Räume sowie ergänzende Service-Angebote im Bereich Gesundheit, Bildung (eine internationale KiTa) und Freizeit ermöglichen außerdem die Reduzierung der Wohnfläche pro Kopf. Während der nördliche Bereich in erster Linie größeren Gewerbenutzungen vorbehalten ist (u.a. IKEA?) ist im nordöstlichen Bereich der Fläche auf rund 12 ha Büronutzungen und Kleingewerbe geplant. Anders als es der klassische Bürocampus vorsieht soll hier jedoch eine kreative Arbeitskultur geschaffen werden, die einen weichen Übergang zwischen Wohnen, Leben und Arbeiten kreiert und individuell nutzbare oder temporär buchbare Arbeitswelten ganz im Sinne des New-Work Ansatzes denkt. Entsprechend liegt mit Blick auf die Unternehmensansiedlungen der Fokus vor allem auch auf innovativen Arbeitgebern, Start-ups und Hubs für Freelancern, wodurch die Stadt Essen einmal mehr auch als moderner Wirtschaftsstandort mit Zukunft gestärkt wird. Restaurants, Erholungsbereiche und soziale Infrastruktur- und Betreuungseinrichtungen ergänzen den modernen Arbeits- und Wohnstandort und stellen die klassische 9to5-Mentalität bewusst in den Hintergrund.

Das „achtsame“ Quartier

Generell wird das Thema „Achtsamkeit“ in der ganzheitlichen Entwicklung des urbanen Quartiers Essen 51. groß geschrieben – weg von einer ständigen Produktivität und Optimierungswahn steht hier das bewusste Leben und Erleben des täglichen Wohn- und Arbeitsumfeldes im Vordergrund. Unterstützend dazu trägt unter anderem auch ein zentrale Quartierspark mit Wasserlauf bei, der mit dem im Nachbarstadtteil Altendorf gelegenen Niederfeldsee verknüpft wird. Rund 3,2 ha wird die neue Wasserlandschaft im Entwicklungsgebiet Essen 51. umfassen. Gespeist wird sie aus dem Regenwasser der dort entstehenden Gebäude gespeist werden. Hinzu kommen rund 11 ha Grünflächen mit innovativem Entwässerungssystem. Begrünte Dächer und Fassaden sorgen zudem für ein angenehmes Mirkoklima im Quartier. Angebunden an das bestehende städtische Radwegenetz sowie den überregionalen Rad-Schnellweg RS1 und den RS Mittleres Ruhrgebiet kann sich das Quartier mit seiner großzügigen Freiraumgestaltung außerdem auch zu einem beliebten Ausflugsziel für Menschen von außerhalb entwickeln.

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Doch nicht nur die Naherholung vor der eigenen Haustür oder dem neuen Arbeitsplatz ermöglicht einen achtsamen Alltag, sondern auch die lokale Verbundenheit mit der eigenen Umwelt. Gemeinsam mit dem weltweit agierenden, renommierten Londoner Ingenieurbüro Arup, das unter dem Credo „we shape a better world“ gesundheitsförderliche Lebens-, Arbeits- und Wohnräume entwickelt, stellen sich die Entwickler von Essen 51.der Herausforderung das gesamte Quartier und alle die darin befindlichen Elemente – vom Menschen bis zum Gebäude – intelligent miteinander zu vernetzen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auch auf der Nutzbarkeit des Quartiers über die sozialen Grenzen hinweg. So könnten durch entsprechende urban farmingAngebote, eine Quartiersimkerei oder Aquaponik Anlagen beispielsweise Produkte des alltäglichen Bedarfs direkt im neuen Stadtquartier gewonnen werden. So werden nicht nur unnötig lange Lieferketten im ökologischen Sinne minimiert, sondern auch eine lokale Identität mit den Bewohner:innen und ihrem Quartier geschaffen.

Spatenstich für Essens „51. Stadtteil“ war bereits im März 2018. Die Erschließungsmaßnahmen erfolgten im Jahr 2020. Fest steht schon jetzt, dass die Reaktivierung der historischen Fläche ein großes Potenzial für die Stadt Essen bedeutet und das neue Quartier als wichtiges Gelenk die bereits entwickelten und bestehenden städtebaulichen Bausteine der Umgebung miteinander verknüpft und ganz neue Symbiosen schafft, die über die Stadtgrenzen hinaus strahlen werden.

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