
© Shan Shan Sheng

© Glasmalerei Peters Studios
Als Erzbistum ist Paderborn schon seit jeher sehr kirchlich geprägt und beheimatet dementsprechend viele Sakralbauten. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügte die Stadt jedoch noch über keine einzige Glasmalerei. Grund genug für den gelernten Glasmaler Otto Peters, seine Heimat im Rheinland hinter sich zu lassen und im Jahr 1912 in Paderborn eine Werkstatt zu gründen, in der er sich zunächst auf Restaurierungen sowie Kunstverglasungen im sakralen Kontext konzentrierte. Seitdem ist viel passiert: Unter der Leitung von Sohn Emil sowie Enkel Wilhelm Peters wuchs der Betrieb stetig und ist mittlerweile in aller Welt tätig. Heute leiten in vierter Generation Christine Müller und Jan Peters das Familienunternehmen, das ihr Urgroßvater vor mehr als 100 Jahren gründete und begleiten es in die Zukunft. Jan Peters sieht dabei eine enge Verknüpfung zur Entwicklung des Standortes: „Die Stadt Paderborn hat vieles modernisiert und einen Wandel durchlebt, der mit unserem in gewisser Weise vergleichbar ist: Traditionen bewahrend und dabei gleichzeitig dem Neuen gegenüber aufgeschlossen. Denn das ist es, was unser Handwerk ausmacht und unsere Arbeit stetig bereichert: das Zusammenspiel von Alt und Neu sowie das kontinuierliche Lernen und Umsetzten neuer Dinge.“ Dementsprechend widmet sich das Team einerseits in den Bereichen Denkmalschutz und Restaurierung alter Glaskunst, die erneuert, konserviert und erhalten wird. Hierbei werden gleichermaßen neue Techniken verwendet, wie auch solche, die bereits im Mittelalter zum Einsatz kamen, was zum Beispiel bei der Herstellung von bleiverglasten Kirchenfenstern der Fall ist. Zum anderen werden bei der Fertigung neuer Objekte moderne, innovative Produktionsweisen forciert, wie etwa bei der Arbeit mit Digitaldruck oder Airbrush-Techniken. Damit die Glaskunst über mehrere Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte Bestand hat, stehen insbesondere eine hohe Qualität sowie die Langlebigkeit der verwendeten Materialien im Fokus.

© Glasmalerei Peters Studios

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Ganz unterschiedlich sind außerdem die Aufgaben, die die Glaskunst des Traditionsunternehmens erfüllt. Während die Arbeiten in kirchlichen und sozialen Einrichtungen eine Sinn stiftende und beruhigende Funktion übernehmen, sollen die Kunstwerke im öffentlichen Raum, beispielsweise im Nahverkehr oder an Flughäfen, den Passant:innen einen kurzweiligen Moment der Freude mitgeben und ein Bild schaffen, das dem Ort Identifikation gibt. Was Jan Peters bei seiner Arbeit besonders begeistert, ist die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an interessanten und kreativen Menschen aus aller Welt. „Wir sehen uns als der verlängerte Arm für Künstler:innen und Architekt:innen: Eine Werkstatt, die deren Visionen und Ideen ins Glas übersetzt“, betont er, „und am Ende des Tages ist es natürlich auch einfach ganz wunderbar, dass wir schöne Dinge schaffen, die an ganz verschiedenen Orten die Menschen über viele, viele Jahre hinweg erfreuen werden.“
Aktuell werden Bahnhöfe, Rathäuser und andere öffentliche Orte vor allem außerhalb Europas mit Glaskunst aus dem Hause Peters bespielt. Für die Zukunft wünscht sich das Unternehmen auch hierzulande mehr Wertschätzung für Kunst im öffentlichen Raum – die technischen Möglichkeiten und die kreativen Voraussetzungen dafür sind in Paderborn jedenfalls bereits heute vorhanden.

© Etienne Frossard
Bilder im Slider: © Grischa Rüschendorf
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