Im Gespräch mit Dr. Daniel Arnold , Vorsitzender des Vorstandes der Deutsche Reihenhaus AG
Was war Ihre Motivation, eine Studie zum Thema Familienglück durch das rheingold institut erstellen zu lassen?
Wir haben uns gefragt, warum die Ballungsräume in Deutschland heute immer attraktiver werden. Der Titel der Studie lautet: „Wie macht die Stadt Familien glücklich?“ Uns hat interessiert, was die Menschen in der Stadt vorfinden, was ihnen anscheinend auf dem Land fehlt.
Kann man die Ergebnisse der Studie prägnant zusammenfassen?
Für mich ist die Kernaussage die Multioptionalität. Die Menschen wollen ganz unterschiedliche Möglichkeiten haben, beruflich wie auch in ihrer Freizeit, die sie nutzen könnten. Die Betonung liegt auf könnten, da vieles letztendlich gar nicht in Anspruch genommen wird. Das städtische Leben wird als faszinierende Vielfalt dieser Optionen wahrgenommen. Wichtig ist dabei die Vielzahl an Möglichkeiten, die jedem einzelnen Familienmitglied zur Verfügung steht. Denn jeder hat andere Bedürfnisse und Erwartungen.
Wenn Sie eine solche Studie in Auftrag geben, bei der Begriffe wie „Familienglück“ eine große Rolle spielen, wie würden Sie diese weichen Faktoren bezogen auf die Zielsetzungen Ihres Unternehmens bewerten?
Uns interessiert vor allem der Antrieb unserer Kunden. Ich kann aus den Ergebnissen der Studie schwer herleiten, wie ich besser oder mehr Häuser verkaufe. Das ist auch nicht so wichtig. Trotzdem ist es beruhigend, zu wissen, dass der Trend, in die Stadt zu ziehen laut der Studie anhält und dass städtische Bauflächen in Zukunft attraktiv bleiben und dort weiterhin Nachfrage nach Wohnraum existiert.
Bemühen Sie sich, zunehmend Projekte in innerstädtischen Lagen zu realisieren?
Wir bauen sehr effizient und gehen sehr sparsam mit den Flächen um. Wenn man das verbindet, kann man ein günstiges Eigenheim errichten. Auf dem Land wäre das nicht so relevant, denn die Grundstückspreise sind viel günstiger. Insofern waren wir immer schon auf die Stadt fokussiert. Allerdings wird es jetzt wichtiger denn je. Die letzten drei Jahre zeigen uns, dass eine enorme Nachfrage in den Ballungsräumen herrscht. Ich glaube, dass die Menschen wieder gerne mehr Geld für das Wohnen ausgeben. Das zeigt sich auch in der Werbung. Vielleicht kennen Sie den Slogan „Entdecke den Spießer in dir“. Das eigene Zuhause bekommt einen ganz anderen Stellenwert.
Gibt es etwas, was Sie in Ihren Projektentwicklungen bewusst forcieren, um die Qualität für junge Familien zu unterstützen?
Wir suchen innerstädtische Flächen mit guter Infrastruktur. Zudem haben wir einen Gemeinschaftsplatz mit Spielgeräten und Aufenthaltsmöglichkeiten in den Wohnanlagen, wo man zusammenkommen kann. Dort ist Nachbarschaft lebendig.
Wenn ich mir die Grundstückspreise und die Erstellungskosten in den Metropolen ansehe, dann würde ich sagen, dass es zunehmend schwieriger wird, Familie und Eigentum zu verbinden. Wie sehen Sie das?
Ja, auf der einen Seite sprechen wir immer von bezahlbarem Wohnraum und auf der anderen Seite geht unser Gesetzgeber hin und setzt diverse Vorschriften, wie energetische Anforderungen, Projektüberwachungsanforderungen oder Unterlagenanforderungen, immer weiter hoch. Das ist ein Wahnsinn, der die Baukosten in die Höhe treibt, und es nicht einfacher macht.
Ist das für Sie eine bewusste Haltung, günstige Einstiegspreise zu ermöglichen?
Das ist unser Anspruch und Ziel des Unternehmens. Wir wollen Familien und Paaren einen fairen Preis anbieten, den sie sich leisten können. Das ist Haltung und Unternehmenspolitik zugleich. Wir bekommen von den Menschen, die bei uns das erste Mal in ihrem Leben ein Eigenheim erwerben, sehr positive Rückmeldungen. Diese Leute können sich ganz anders freuen als ein Bankvorstand, der seine siebte Villa kauft.
Die Flächen, die in den Großstädten zur Verfügung stehen, sind zunehmend begrenzt. Wie gehen Sie mit diesem Wettbewerb um?
Das ist eine große Herausforderung. Die Flächen sind begrenzt und jetzt, wo klar ist, dass der Boom auf die Ballungszentren wohl noch anhalten wird, ist da natürlich extrem viel Wettbewerb vorhanden. Das hatten wir vor fünf Jahren noch nicht. Wir suchen Flächen innerhalb einer Stadt mit guter Infrastruktur, die bezogen auf den Makrostandort sehr gut liegen, die aber vielleicht einen Nachteil bezogen auf die Mikrolage aufweisen – eine stark befahrene Straße, ein angrenzendes Gewerbegebiet oder Ähnliches. Das wird heute von den Käufern unserer Häuser in Kauf genommen, einfach um in der Stadt leben zu können. Dafür ist der Wohnraum bezahlbar. Und das merken nun auch die Wettbewerber und der Kampf um die Flächen wird größer. Leider haben wir auch schon öfter Grundstücksbieterverfahren verloren, weil wir den Preis einfach nicht mehr darstellen konnten und wollten.
Bei den Städten gibt es ja durchaus Unterschiede, was Leistungsfähigkeit und Entwicklungskorridore angeht. Wo setzen Sie da die Prämissen?
Wir haben in fünf Ballungsräumen in Deutschland Projekte, aber in NRW sind wir am stärksten. In München und Stuttgart sind wir z. B. gar nicht aktiv, auch nicht in Frankfurt, weil das Preisniveau einer innerstädtischen Fläche bezahlbar sein muss, sodass der Grundstücksanteil nicht mehr als 50 % des Gesamtwertes ausmacht. Ansonsten können sie auch mit effizientem Bauen nicht mehr viel rausholen. Wir gehen allerdings auch nur dahin, wo die entsprechende Kaufkraft vorhanden ist. Das ist zwar fast überall der Fall, aber es gibt auch Ausnahmen.
Was erwarten die Kommunen, wenn sie mit Ihnen eine Projektentwicklung realisieren?
Das ist sehr unterschiedlich. Jede Kommune hat ihre eigenen Schwerpunkte und Wünsche. Es gibt Kommunen, die sehr großen Wert auf den stadtplanerischen Aspekt legen, andere legen eher Wert auf viel oder wenig Dichte. Da gibt es beide Richtungen. Auslastung der Infrastruktur oder Schaffung einer höheren Wohnqualität durch weniger Dichte. Wir haben z. B. sehr gute Erfahrungen in Wiesbaden gemacht mit einer Umnutzung einer Brache. Die Stadt war sehr glücklich, dass die Fläche erneuert wurde. Und auch drum herum hat sich in den Jahren danach viel verändert. Das ist auch ein Ergebnis der Studie. Durch stabile Nachbarschaften entsteht eine ganz besondere Qualität. Also spielt auch die Revitalisierung von Quartieren eine Rolle? Ja, eine Hauptrolle. In so einem Quartier können Sie auch viel besser gestalten. Ich glaube, das hebt uns auch etwas vom Wettbewerb ab. Wir verfügen über viel Expertise zu Sanierung, Altlastenbeseitigung, Tragfähigkeitsherausforderungen und Lärmschutz. Ein Neubaugebiet ohne Makel bebauen kann jeder. Was die Städte meines Erachtens sehr unterschätzen, ist, dass Eigentum so viel mehr Energie freisetzt als Mietwohnraum.
Sie bieten also die Möglichkeit an, private Werte fürs Leben zu schaffen?
Ja genau. Und dann kommen immer wieder die Statistiken, die besagen, Eigentum lohnt sich nicht. Wer zur Miete wohnt, hat im Alter mehr Geld zur Verfügung. Aber der psychologische Faktor wird völlig außer Acht gelassen. Der Wert des Eigentums, des „Ich fühl mich hier zu Hause, ich übernehme Verantwortung für mein Eigentum, für mein Umfeld und meine Nachbarschaft“. Die Städte sollten einen gewissen Anteil an Eigentum fordern, nicht nur nach gefördertem Mietwohnungsbau rufen.
Ist das Streben nach Glück wichtig?
Ist das nicht der Sinn des Lebens? Das Streben nach einer immer höheren Stufe des Glücks? Die Stufen definiert jeder ganz individuell für sich. Es ist eine Bewegung, vielleicht um einen materiellen Wert zu schaffen, ein Eigenheim.
Vielen Dank für diese Schlussworte und das interessante Gespräch.
Das Interview führte Johannes Busmann
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