Dichter Verkehr und dichte Bebauung sind per se erst einmal nicht so umweltschädlich wie man vielleicht meinen würde: Wichtig ist es, dass den Schadstoffen Raum geboten wird, um sich verteilen zu können, beispielsweise über große Parkplätze oder breite Lücken zwischen den Gebäuden. Wenn hohe Häuser eng aneinander und nah an der Fahrbahn stehen, wird es allerdings richtig problematisch: Es findet kaum Luftaustausch statt und die freigesetzten Abgase aus den Fahrzeugen bilden einen Staueffekt, da sie nicht entweichen können.
Zu diesen Annahmen gibt es allerdings noch kaum Studien. Wolfgang Frenzel, Professor für Umweltchemie und Lufteinhaltung der Technischen Universität Berlin, will das ändern und führt deshalb im Moment Messungen an stark belasteten Straßen in Berlin durch. Das vorläufige Ergebnis: Die Belastung der Emissionen verteilt sich sehr unterschiedlich, obwohl überall gleichviele Abgase abgegeben werden. Es fällt auf, dass die Belastungen vor allem an Kreuzungen sehr hoch sind – auf Abschnitten, wo die Bebauung nicht ganz so dicht ist, zeigen sich deutlich niedrigere Werte.
Frenzel will in seinem neuen Projekt gemeinsam mit Studenten die Stickoxidkonzentration in Schöneberg, vor allem an sehr befahrenen Hauptstraßen, erforschen. Im Vorfeld konnte gezeigt werden, dass schon in Nebenstraßen die Belastung um einiges geringer ist, in Hinterhöfen ebenso. Daneben wurden die Messungen auch in verschiedenen Stockwerken durchgeführt, um den Einfluss der Höhe ebenfalls einzubeziehen. Die Forschergruppe fand heraus, dass die Konzentration in Kniehöhe meist höher ist – logisch, das ist genau auf der Höhe eines Auspuffs.
Bei niedrigen Häusern ist die Luft an vielbefahrenen Straßen schon im ersten Stock teilweise wieder erträglich, bei höheren Bauten sieht das in den oberen Etagen schon wieder ganz anders aus.
Auch die Straßenbäume könnten hierbei mitursächlich sein: Dichte Baumkronen können die Luft daran hindern, weiter aufzusteigen und sie in Bodennähe halten. Es ist zudem fraglich, ob die intendierte Senkung der Stickstoffmengen durch die Bäume überhaupt tatsächlich stattfindet.
Ein letzter Einflussfaktor ist außerdem der Wind: Er kann die Schadstoffe wegblasen, aber nur wenn die Richtung stimmt – wenn der Wind die Straße entlang bläst, werden die Abgase bloß weitergedrückt. Am besten ist es, wenn der Winkel des Windes so aussieht, dass ein höherer Austausch der Luftmassen möglich ist.
Der Wind und häufig auch die Bebauung ist schwer durch das Individuum beeinflussbar – das einzige, was die Bewohner tun können, ist der bewusstere Umgang mit dem Straßenverkehr bzw. am besten dessen Reduktion.
(Volker Wildermuth berichtete für Deutschlandfunk.)
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Fotos © pixabay
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