Kopenhagen ist weltweit bekannt für seine Bemühungen um Nachhaltigkeit und speziell für umweltfreundliche Mobilitätskonzepte, die als Vorreiter in Sachen Klimaschutz gelten. Auch ein kürzlich umgesetztes Projekt bleibt diesen Bemühungen treu: Die Pläne von Wilkinson Eyre zeigen eine in strahlendes Weiß gehüllte geschwungene Stahlbrücke für Radfahrer und Fußgänger. Nachdem kürzlich schon die von Dissing + Weitling entworfene Brücke „Cykelslangen“ vorgestellt wurde, die sich elegant durch den Stadtteil Havneholme schlängelt, steht jetzt eine neue Verbindung von Amager mit dem Herzen der Stadt auf dem Plan.
Die Brücke namens „Lille Langebro“ ist insgesamt etwa sieben Meter breit: Die Fahrradfahrer dürfen zukünftig zwei Radspuren mit einer Breite von vier Metern für sich beanspruchen, während den Fußgängern die übrigen drei Meter zur Verfügung stehen. Die 160 Meter lange Brücke endet direkt bei dem von den niederländischen Architekten OMA entworfenen Kulturkomplex „BLOX“, der das Dänische Architekturzentrum, Cafés, einen Spielplatz sowie andere öffentliche Räume umfasst. Tatsächlich wurde die Brücke auch von der Stiftung Realdania in Auftrag gegeben, die auch den Bau des BLOX veranlasst hat. Sie ist in Kooperation mit dem Ingenieurbüro Habbold im Rahmen der Revitalisierung des Kopenhagener Hafens entstanden.
Die Brücke ist so konzipiert, dass sie bis zur Mitte ansteigend gebaut ist, damit Schiffe darunter verkehren können. Auch an größere Schiffe, die zu hoch sind, um unter der Brücke entlangzufahren, wurde gedacht: Die Brücke teilt sich in fünf Segmente, von denen zwei drehbar sind, damit die Passage unproblematisch von Statten gehen kann. Sie ist außerdem so geplant worden, dass sie den teils ungemütlichen Wetterbedingungen des Landes standhält. Die elegante Kurve der Brücke passt sich an den großen Bogen der Stadtmauern und des Grabens von Christianshavn an.
Sie verbindet die Straßen Vester Voldgade und Langebrogade, wodurch Radfahrer und Fußgänger viel Zeit sparen können und auf einer Brücke, die nur für sie geschaffen wurde, sicher vor anderen Fahrzeugen geschützt von A nach B schlendern bzw. radeln können. Doch nicht nur das: Sie haben auch einen nahezu ungestörten Blick auf Fluss und Hafen. Die weiße Farbe der Brücke trägt zum Spiel aus Licht und Schatten in der Spiegelung des Wassers bei.
Das simple Design fügt sich gekonnt in das Stadtbild ein und ergänzt die schon bestehende Cykelslangen sowie ihre „große Schwester“, die Langebro, auf der Kraftfahrzeuge die Insel Amager erreichen können. Wenn sich in Zukunft beide Brücken zeitgleich für große Schiffe öffnen, setzt sich als kleine Attraktion im Zentrum der Stadt ein Ballet Mécanique in Gang. Ein echtes Vorbildprojekt, von dem sich viele deutsche Städte gerne eine Scheibe abschneiden können, die beim Radverkehr häufig noch stark hinterherhinken.
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Fotos © Rasmus Hjortshøj
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