Verlassene Räume unter Eisenbahnbögen, Unterbauten und Parkhäusern gibt es in London massig. Das Londoner Architekturbüro Boano Prišmontas hat sich die Frage gestellt, wie man diese ungenutzten Flächen möglichst effizient umbauen kann, um sie in nützliche Räumlichkeiten zu transformieren.
Die schließliche Idee ist eine simple, aber sinnvolle: Sie werden die ungenutzten Räume mit einem modularen Holzsystem ausfüllen – dabei wird eine Trockenfugentechnik verwendet, die als Set von Teilen leicht zusammengesetzt und wiederverwendet werden kann. Ihr Ansatz: Temporär, nachhaltig und mobil. Dabei ist eine Synergie mit Entwicklern und Räten der Stadt geplant. Man will kurz- und mittelfristig Stadterneuerungsstrategien entwickeln und eine schnelle Schaffung erschwinglicher Räumlichkeiten für Arbeitsplätze für lokale Unternehmen und vor allem Start-Ups bieten. Der Bau selbst wird zu einer Möglichkeit, lokale Gemeinschaften, Wohltätigkeitsverbände und Jugendclubs einzubeziehen, wodurch das Projekt zu einem Katalysator für positive soziale Auswirkungen wird.
Es handelt sich um ein digital gefertigtes Tragwerksystem aus zwei Elementen: Kästen und Träger. Die Kästen sind zahlreiche modulare Sperrholzeinheiten, um den Raum weitestgehend auszufüllen, die an den Wänden gestapelt sind, um die Träger und äußere Polycarbonatverkleidung tragen zu können. Letztere versorgt den Raum mit natürlichem Licht von Außen und strahlt wiederum selbst Licht auf die Straße, was einen Blick auf die Aktivitäten im Inneren ermöglicht. Die Träger sind miteinander verbundene, modulare Sperrholzstücke, die eine maximale Spannweite von 7,2 Metern messen. Das komplette Holz besteht aus zertifiziertem Birkensperrholz.
Die Architekten wollten einen freistehenden, selbstgebauten steckbaren Raum entwerfen, einen Raum-im-Raum, der durch eine möglichst große Formerweiterung des Gewölbes gebaut wird. Das Projekt kann mit unterschiedlichen Innenausstattungen und Features, wie Stiftwänden, speziellen Türen und Möbelstücken, versehen werden.
Das besondere an dem Projekt ist natürlich auch, dass ein Umbau der bestehenden Bausubstanz von Statten geht, statt etwas komplett Neues zu bauen – so können auch die Baukosten geringer gehalten und der Umbau in kürzester Zeit fertiggestellt werden. Auch in puncto Nachhaltigkeit und Simplizität kann das Projekt glänzen: Jede Komponente, von der Sperrholzstruktur bis zur Fassadenverkleidung und Dämmplatte, soll bei der Demontage wieder eingesetzt werden. Das Verbindungssystem ermöglicht die Montage der Struktur ohne Schrauben, Nägel und Kleber. Jedes Stück schiebt sich einfach zusammen und der Auf- und Abbau kann von jedermann durchgeführt werden.
Die Eisenbahnbögen sind ein einzigartiges städtisches Gut, da sie alle Arten von Einzelhandelstätigkeiten und Produktionsräumen wie Studios, Labors, Werkstätten, Mechanikern, Geschäften, Kleinbrauereien und Coworking Spaces und vieles mehr beherbergen. Laut den Architekten seien sie das Rückgrat des produktiven London.
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Bilder © Courtesy of Boano Prišmontas
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