VERANSTALTUNGSTIPP: AUSSTELLUNG „UNBEKANNTE MODERNE“ VON OKTOBER BIS JANUAR IN COTTBUS UND FRANKFURT

Johannes Itten © VG Bild-Kunst Bonn 2019

Die Initiatoren wollen einen Diskurs um die Moderne anregen: Das ist das Ziel der bald eröffnenden Ausstellung „Unbekannte Moderne“ im Brandenburgischen Landesmuseum für Moderne Kunst. In Cottbus und Frankfurt an der Oder werden ab dem 26. Oktober fünf spannende Komplementärausstellungen zu sehen sein, die ästhetische und gesellschaftliche Utopien in unterschiedlichen Kunstformen zum Ausdruck bringen: Malerei, Fotografie, Druckgrafik und Design. Dabei stehen Fragen nach Bildvorstellungen im Fokus, die sich mit den Zusammenhängen der sozialkritischen Betrachtungen und ästhetischen Utopien in den 20er und 30er Jahren beschäftigen. Bis zum 12. Januar werden vielfältige Werke von über 80 Künstlerinnen und Künstlern in den beiden Museen zu sehen sein. 

In Cottbus dreht sich inhaltlich alles um das Verhältnis von Utopien und Realitäten des Alltags. Die Ausstellung „Bilder der Stadt / Stadt im Bild“ nimmt unterschiedliche Bildsprachen der Moderne unter die Lupe – Neue Sachlichkeit, Spätexpressionismus, Dadaismus und Bauhaus – und untersucht dabei insbesondere, wie diese Bildsprachen zu einer humaneren und egalitäreren Gesellschaft beitragen konnten. Themen wie die „neue“ Frau, die Darstellungen von Alltag und Arbeit sowie reformierte Städte waren damals omnipräsent und wurden ausgelöst durch die tiefgreifenden sowohl politischen als auch ökonomischen Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg.

Albert Hennig © Erbengemeinschaft Edita und Albert Hennig

Eine weitere Ausstellung widmet sich – selbstverständlich in einer Reihe über die Moderne – dem Bauhaus als kulturelle Keimzelle in Deutschland. „Das Bauhaus in Brandenburg“ ist eine Präsentation, die sich auf den Spuren der Kunstschule in Industriedesign und Handwerk fernab der bekannten Zentren begibt. Unter anderem finden die genossenschaftliche Handwerkersiedlung Gildenhall bei Neuruppin sowie die Keramikproduktion in Velten und Marwitz bei Berlin sowie Kooperationen mit der Glasindustrie in Weißwasser und den Kunststoffproduzenten Roemmler AG Berücksichtigung. Es werden zum Teil noch nie öffentlich präsentierte Exponate der Bauhausgeschichte ausgestellt und bewusst bisher wenig beachtete Aspekte aufgegriffen.

Alexander Rodtschenko © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Die dritte Ausstellung in Cottbus widmet sich dem Thema „Im Hinterland der Moderne – Spuren des Neuen Bauens diesseits und jenseits der Oder“, in deren Rahmen 30 Bauten der Moderne vorgestellt werden, die man in der deutsch-polnischen Lausitz finden kann. Das spannende daran: In der Provinz trauten sich Stadtplaner und Architekten, fernab der Metropolen zu experimentieren. Aus diesen Experimenten ist ein bislang kaum beachteter kultureller Schatz entstanden, der nun der Öffentlichkeit im Rahmen einer umfangreichen Fotoausstellung präsentiert werden soll, bei der sich die Fotografinnen und Fotografen mit verschiedenen Städten in Deutschland und Polen beschäftigt haben. 

In Frankfurt (Oder) beschäftigt sich die Ausstellung „Neue Städte – Neue Menschen“ mit dem Verhältnis ästhetischer und inhaltlicher Konzepte des neuen Bauens der 20er Jahre in Bezug auf musikalische und rhythmische Prinzipien. Dabei widmet sie sich außerdem, wie auch in Cottbus, der gesellschaftlichen Komponente des Alltags und geht der Frage nach, wie sich Zusammenhänge zwischen Raum und Körper in Bild, Architektur und Stadt der 20er und 30er niedergeschlagen haben.

Es werden in Frankfurt zeitliche und inhaltliche Ebenen miteinander verknüpft – Bildwerke der 20er und 30er Jahre werden in Zusammenhang mit bestehenden historischen Stadt- und Architekturkonzepten gebracht, die dann wiederum auf der zeitlichen Dimension bis heute thematisiert werden, indem betrachtet wird, wie nachfolgende Generationen von Künstlerinnen und Künstlern sich seit den 70er Jahren bis heute mit den gesellschaftlichen sowie ästhetischen Bedeutungen und Hintergründen der Moderne auseinandersetzten.

Gerd Arntz © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Neben dieser auf die Verbindung von Stadt und Mensch abzielenden Ausstellung werden parallel Bilder des belgischen Zeichners und Malers Frans Masereel zu sehen sein. Er hat sich viel mit dem Ungetüm moderne Großstadt zur Zeit zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg beschäftigt, was sich in der Ausstellung „Die Stadt – Der gesamte grafische Zyklus des Jahres 1925“ widerspiegelt. Sie beinhaltet die komplette Serie der 100 Holzschnitte als Originaldrucke. Zum Ausdruck gebracht werden dabei Parallelwelten, die damals in politischer sowie gesellschaftlicher Hinsicht nebeneinander existiert haben und zwischen Glanz und Misere pendelten.

© Ré Soupault/Manfred Metzner

 

Morgen wird im Dieselkraftwerk in Cottbus eine Pressekonferenz zu der Veranstaltung um 11 Uhr stattfinden.

Gefördert wird die Ausstellungsreihe von der Kulturstiftung des Bundes im Fond Bauhaus heute, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie der Sparkasse Oder-Spree. Mehr zum umfangreichen Rahmenprogramm und den Ausstellungen findet ihr hier.

Adressen:

Dieselkraftwerk | Uferstraße/Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus (Di-So, 10-18 Uhr)

Rathaushalle | Marktplatz 1, 15230 Frankfurt (Oder) (Di-So, 11-17 Uhr)

Packhof | Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße 11, 15230 Frankfurt (Oder) (Di-So, 11-17 Uhr)

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