
© CA Immo / Ferdinand Heide Architekt / Nightnurse Image
Es war eine hochkarätige Auswahl an Architekturbüros, die CA Immo zum Wettbewerb für das Frankfurter Millennium Areal einlud. Zusammen mit der Stadt Frankfurt hatte das Unternehmen als Bauherr für das Areal ein Konzept entwickelt, das zwei unterschiedlich hohe Türme und eine Blockrandbebauung in einem gemischt genutzten Gebäudeensemble vereint. Ziel war es, Büro- und Hotelnutzung mit Wohnen zu kombinieren und um öffentliche Nutzungen wie Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistungen und einen Kindergarten zu ergänzen.

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Auf dieser Basis erarbeiteten insgesamt acht geladene Büros entsprechende städtebauliche Entwürfe, sieben von ihnen international überaus renommiert und im Hochhausbau bewandert: 3XN Architects aus Kopenhagen, David Chipperfield Architects aus London, Cobe aus dem dänischen Nordhaven, Herzog & de Meuron aus Basel, Ingenhoven Architects aus Düsseldorf, OMA aus Rotterdam, Schneider + Schumacher Architekten aus Frankfurt. Neben diesen durchaus großen Namen war auch das Büro Ferdinand Heide aus Frankfurt als Vertreter der kleinen lokalen Architekturbüros geladen worden – und nun plant dieses kleinste Büro im Wettbewerb den höchsten Büroturm Deutschlands.
Alle geladenen Teams sahen sich angesichts der im Wortsinne herausragenden Bauaufgabe vor zweierlei Herausforderungen gestellt: Einerseits wird das Hochhaus weithin sichtbar sein und die Skyline prägen. Andererseits dürfen über die Fernwirkung aber nicht die Belange der Stadt und das nähere Umfeld auf Straßeneben vergessen werden.

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In dem Entwurf von Ferdinand Heide erwächst aus beiden Faktoren gleichermaßen die Erscheinung. Die in sich gedrehten Volumina der beiden Türme sind nicht allein optisch wirksame Geste: Durch die Drehung erreicht das Architekturteam größere Abstände zwischen den neuen Türmen und verschafft den Büros und Wohnungen viel Licht und freie Sicht. Für den umgebenden Stadtraum entstehen offene, fließende und sonnenbeschienene Grünflächen zwischen den Baukörpern und in der Höhe öffnen sich aus der Drehung heraus Terrassen, die ebenfalls öffentlich zugänglich sein werden. Im höheren der beiden Türme, dem Millennium Tower, findet das Motiv auf 280 m Höhe seine Vollendung in der Skyhall genannten öffentlichen Besucherlounge, wo eine Treppenskulptur die Drehung wie eine „Himmelsleiter“ auslaufen lässt.
In die derart durchformulierten Baukörper integriert Ferdinand Heide das durchdachte Energie- und Nachhaltigkeitskonzept. Zu diesen Gesichtspunkten hatte CA Immo im Vorfeld des Wettbewerbs bereits umfangreiche Voruntersuchungen durchgeführt und den Teilnehmern die Ergebnisse als konkrete Planungshinweise mitgegeben. Bei Ferdinand Heide fanden die Nachhaltigkeitsaspekte z. B. Niederschlag in der Holzhybridbauweise des Blockrandgebäudes und in einem Tragwerkskonzept für die Hochhäuser, durch das rund 20 % weniger Beton und Stahl als bei herkömmlicher Bauweise zum Einsatz kommen. Ein Großteil der in den Gebäuden verbrauchten Energie wird direkt in und an den Gebäuden erzeugt.
In den Fassaden der Hochhäuser sind Photovoltaikelemente integriert, mit denen der Entwurf dem Ziel der Energieeinsparung zweifach näherkommt: Sie generieren Strom und schützen gleichzeitig die angrenzenden Büros vor zu starker Erhitzung durch Sonneneinstrahlung. Dazu wurde ein Energiekonzept entwickelt, das unter anderem durch die Nutzung von Geothermie und Wärmerückgewinnung einen hocheffizienten und damit ressourcenschonenden Betrieb der Gebäude sicherstellt.

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Nachhaltigkeit im sozialen Sinne verspricht das Nutzungskonzept des Ensembles: Der Millennium Tower ist der Büro- und Hotelnutzung vorbehalten. Die 500 Wohneinheiten, von denen 200 in öffentlich geförderten Modellen entstehen, werden im niedrigeren Turm B und der Blockrandbebauung zu finden sein. Die Lobbys der beiden Türme sind als hohe Hallen geplant, in denen sich Nutzer und Besucher gleichberechtigt begegnen, was Vernetzung und Austausch ermöglicht. Zwischen den Neubauten und einem benachbarten Bestandsbau entsteht ein neuer kleiner Platz mit Wasserbecken und direkt vor der Kita ein geschützter Quartiersplatz.
Es sind solche städtebaulich durchdachten Details in Verbindung mit der großen Geste, die den Entwurf von Ferdinand Heide zum überzeugenden Wettbewerbsgewinner gemacht haben. Läge es durch die Form der Gebäude nicht gar zu nahe – man wäre versucht, es einen interessanten „Plot Twist“ zu nennen.
Bilder im Slider: © CA Immo / Ferdinand Heide Architekt / Nightnurse Image
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