UMEÅ: STATION OF BEING – SO GEHT ENTSPANNTES WARTEN

© Samuel Pettersson

Warten auf den Bus ist verschenkte Zeit – Diesen und ähnliche Gedanken hatten wohl die meisten von uns schon, während sie an stark frequentierten Bushaltestellen warteten. Die Sitzplätze werden besonders in den kalten Jahreszeiten eher gemieden als gern genutzt und je nach Wetterverhältnis sind die Wartenden in herkömmlichen Haltestellen nur eingeschränkt geschützt. Die Flucht in die virtuelle Welt unserer Smartphones ist da keine Seltenheit. Egal wie man sich die Zeit vertreibt, bei jedem einfahrenden Bus muss sichergestellt werden, ob es die eigene Linie ist – Eine erholsame Verschnaufpause vom hektischen Alltag bleibt da aus.

© Rombout Frieling lab

Wenn Warten Stress bedeutet

Gerade in nördlichen Regionen wie der schwedischen Stadt Umeå, wo kalte Winter mit bis zu -30 °C und mehreren Monaten Schneefall im Jahr Normalität sind, kann das Warten auf den Bus besonders unangenehm werden. Bei diesen Wetterbedingungen ist der Bus manchmal die einzige Transportalternative zum Auto. Die Stadt führt bereits verschiedene Nachhaltigkeitsprojekte durch und setzt in diesem Rahmen bereits auf Elektrobusse, dessen Technologie mittlerweile auch den kalten Temperaturen im Norden standhält. An der unangenehmen Wartezeit können die E-Busse jedoch nichts ändern.

Diesem Problem nahmen sich das niederländische Rombout Frieling lab gemeinsam mit den Research Institutes of Sweden an und entwickelten eine experimentelle Bushaltestelle inmitten des Umeå-Universitätscampus. Die „Station of Being“ soll das stressige Warten in einen erholsamen Moment verwandeln und dabei ökologisch sein. Eingeweiht wurde die Entspannungshaltestelle während des EU Arctic Forum in Umeå.

© Samuel Pettersson

Mehr als eine Haltestelle

Ausgangspunkt des Konzepts ist ein needfinding process, den das Team gemeinsam mit Studierenden des Umeå Institute of Design durchführte. Die Ergebnisse überraschten nicht: Viele der Befragten Buspendler beschrieben die Wartezeit als anstrengend, Zeit verschwenderisch und unangenehm. Besonders interessant waren die Gespräche mit den Autofahrern: Sie nannten ein Vermeiden der Menschenmenge und Privatsphäre als Hauptgrund für das PKW als Transportmittel der Wahl. Als Wünsche äußerten die Befragten: das Pendeln als Rückzug aus dem stressigen Arbeitsalltag nutzen zu können, die Zeit für sich selbst zu beanspruchen sowie sich nach einem anstrengenden Arbeitstag in geschlossenen Räumen, an der frischen Luft aufzuhalten.

Hier setzte das Projekt an. Als Grundlage nahm das Team die bestehenden Bushaltestellen der Stadt und untersuchte sie in Hinblick auf die gewonnenen Erkenntnisse der Pendlerbefragung und -beobachtung. Die existierenden Haltstellen können den Wünschen und Bedürfnissen der Pendler nicht gerecht werden. „Wir müssen verstehen, das wir nicht nur körperlich reisen, sondern auch mental. Dafür benötigen wir ein gewisses Maß an Privatsphäre“, erklärt Rombout Frieling, Gründer des Rombout Frieling lab.

© Samuel Pettersson

Für die Transformation setzten die innovativdenkenden Designer und Ingenieure auf einen pendlerorientierten Ansatz. Dementsprechend entwickelten sie ein Konzept, bei dem nicht die Wartenden nach den Bussen Ausschau halten müssen, sondern die Haltestelle selbst. Dies setzten sie mittels eines smart roofs um, welches mithilfe von Licht und Geräuschen über die Ankunft der Busse informiert: Jede Buslinie verfügt über eine individuelle Kombination aus Licht und Geräusch. Dieses innovative System befreit die Pendler vom ständigen Blick auf die nahenden Busse und erzeugt gleichzeitig eine meditative Atmosphäre.

Zusätzlich setzte sich das Team mit einer bequemeren Alternative zu der bestehenden Gestaltung der Wartebereiche. Die nahe liegendste Variante wäre ein in sich abgeschlossener Raum mit Sitzplätzen und einer Heizung, damit käme „Station of Being“ jedoch nicht dem Wunsch nach dem Aufenthalt im Freien nach. Aus der Beobachtung ging hervor, dass viele in einem gewissen Abstand zu den anderen Pendlern stehend oder an die Wand angelehnt warteten. Wie kann auf die vielfältigen Ansprüche an Komfort, Privatsphäre und Wetterbedingungen eingegangen werden, ohne Energie zu verbrauchen? Die unkonventionelle und zugleich innovative Lösung sind bewegliche Pods, die an der Decke der Station befestigt sind. Die Holzelemente, deren Form an einen Mantel erinnert, bieten Schutz vor Wind, schaffen Privatsphäre oder soziale Interaktionen sowie die Möglichkeit sich anzulehnen und oder sich zu bewegen. Ohne Strom zu verbrauchen ermöglichen die Holzpods Komfort und Wärme für die Wartenden.

© Samuel Pettersson

Nachhaltige Konstruktion

Bei dem Material der Station verwendeten die Designer größtenteils lokal gewachsenes und verarbeitetes Holz. Die „Station of Being“ verbraucht eine vergleichbare Menge an Strom wie die herkömmlichen Bushaltestellen und wird vom Umeå-Wasserkraftgenerator versorgt. Neben der Berücksichtigung der Pendlerbedürfnisse überzeugt die „Station of Being“ auch in Bezug auf die Wartung. Im Gegensatz zu traditionellen Haltestellen ermöglicht die Beweglichkeit der Pods die Räumung durch einen Schneepflug und gewährleistet so auch bei starkem Schneefall Sicherheit, Zugänglichkeit und Komfort.

 

 

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Mehr Informationen zum zukunftsweisenden Projekt und dem Rombout Frieling lab gibt’s hier.

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