
© Trustees of the Natural History Museum, London
Das berühmte Naturkundemuseum in London hat sich ein Projekt vorgenommen, das den Naturschutz in Verbindung mit dem umgebenden städtischen Raum um das Museum herum stark in den Fokus setzt. Es ist die Transformation von fünf Hektar Gärten geplant, die zum Zentrum der Artenvielfalt Großbritanniens werden sollen. Diese Umgestaltung wird von weiteren Programmen des Museums zum Schutz der städtischen Natur begleitet. Dazu gehören insbesondere ein Lern- und Aktivitätenzentrum für junge Menschen, Familien und Schulen mit unterschiedlichen Einrichtungen für wissenschaftliches Arbeiten, Lernen und Gartenpflege. Das Urban Nature Project ist in erster Linie als Reaktion auf die dringende Notwendigkeit konzipiert, die Veränderungen der städtischen Natur Großbritanniens zu beobachten und zu erfassen sowie die dafür erforderliche Qualifikationslücke zu schließen.
Stärkung der biologischen Vielfalt

© Trustees of the Natural History Museum, London
Neben dem Lernzentrum ist auch ein „lebendes Labor“ geplant. Dort sollen Wissenschaftler, Freiwillige und die Öffentlichkeit die Veränderungen der städtischen Natur untersuchen. Anschließend sollen diese Forschungsergebnisse wiederum über ein Netzwerk nationaler Partner ausgetauscht werden. Man will Veränderungen der städtischen Natur Großbritanniens erfassen, um drängende Umweltprobleme wie den Klimawandel und den Verlust an biologischer Vielfalt zu verstehen und abzuschwächen.
Es ist ein transformatives Projekt, das nicht nur die Menschen dazu anregen soll, sich wieder mit der Natur vor ihrer Haustür auseinanderzusetzen, sondern auch die wissenschaftliche und öffentliche Arbeit des Museums ausbauen soll. Federführend bei der Transformation der Museumsgärten ist das Architekturbüro Feilden Fowles, das mit den Landschaftsarchitekten J & L Gibbons an dem Projekt arbeitet. Die Experten des Naturkundemuseums arbeiten schon seit mehreren Jahren eng mit dem Architektenteam zusammen, um sicherzustellen, dass die sensible Erhaltung der Artenvielfalt in den Gärten bei der laufenden Pflege und Instandhaltung des Projekts im Vordergrund steht.
Menschen mit Natur in Kontakt bringen

© Trustees of the Natural History Museum, London
Insgesamt ist es das Ziel, die Menschen stärker mit der Natur in Kontakt zu bringen und ihre Sensibilität für die städtische Biodiversität zu fördern, die mehr denn je in Gefahr ist. Insbesondere die Aufmerksamkeit der Menschen, die kaum oder keinen Zugang zur Natur haben, soll dahingehend geschärft werden, dass die Natur das höchste Gut und somit schützenswert ist. Das Museum hofft, so eine neue „Naturbewegung“ auszulösen, deren Ziel der Schutz derselben ist.
„In einer Zeit, in der die Menschen drinnen bleiben müssen, gewinnt die Natur vor unserer Haustür immer mehr an Wertschätzung und Bedeutung. Aber sie ist bedroht wie nie zuvor; wir haben einen jahrzehntelangen Rückgang des Vorkommens und der Verbreitung vieler Arten in Großbritannien erlebt, und gerade in städtischen Gebieten müssen wir dringend mehr darüber lernen, wie wir drängende Umweltprobleme wie Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt mildern können. Bis 2030 werden neun von zehn von uns in städtischen Gebieten leben, was bedeutet, dass die Natur buchstäblich in eine Ecke gedrängt wird, wenn sich konkrete Städte ausdehnen.“
– Clare Matterson, Executive Director of Engagement des Naturhistorischen Museums
Reise durch sich ständig wandelnde Natur in 5 Hektar großen Gärten

© Trustees of the Natural History Museum, London
Das Projekt nimmt die Besucher auf eine Reise durch die sich ständig wandelnde Natur. Auf einem von fünf Hektar werden beispielsweise ein Wald, Grasland, Heide, Moor, Wasserpflanzen und Gebüsch sowie viele weitere heimische Arten zu finden sein. Im Laufe der Jahre wurden 3400 Arten in den bestehenden Gärten erfasst, einige derer wurden sogar neu entdeckt. Interessierte finden hier eine uneingeschränkte Gelegenheit, um sich mit der Natur zu verbinden und ihre Vielfalt immer wieder aufs Neue zu entdecken.
In den östlichen Gärten werden sich die Besucher auf die Spuren der Erdgeschichte begeben. Sie finden hier Pflanzen und Fossilien, die jeweils unterschiedliche geologische Epochen widerspiegeln. Sie erfahren etwas über die tiefgreifenden Auswirkungen, die der Mensch auf den Planeten ausübt. In den westlichen Gärten hingegen befindet sich ein „Modell“ für die städtische Natur mit verschiedenen Lebensräumen, die die biologische Vielfalt des urbanen Raums aufzeigen. Hier befindet sich auch das Lernzentrum unter freiem Himmel, welches das ganze Jahr über as Plattform für Aktivitäten für ein breites Publikum dient.
Zahlreiche Begleitprogramme geplant
Über die Transformation hinaus werden die Lern- und Freiwilligenprogramme des Museums deutlich ausgebaut. Beispielsweise ist ein neues Sommerprogramm geplant, das auf junge Menschen mit Interesse an einer Karriere an der Schnittstelle Wissenschaft und Natur zugeschnitten ist.

© Trustees of the Natural History Museum, London
Moderne, kostengünstige Technologien sollen all diese Programme unterstützen, um das Verständnis der biologischen Vielfalt in urbanen Gebieten zu fördern und leichter zugänglich zu machen. Ebenso soll das Projekt die Forschung ankurbeln, die Herausforderungen zu ergründen und Lösungsansätze für den Schutz der Natur zu entwickeln. Insbesondere in Bezug auf die am stärksten gefährdeten Arten des Landes.
Finanziert wurde das Projekt bislang über Spenden von Stiftungen, Unternehmen und Einzelpersonen. Künftig wird das Sponsoring weiterhin die Finanzierungsstrategie der Einrichtung bleiben. Alle Pläne sind hier auch online einsehbar. Bis 2023 soll das Projekt fertig gestellt werden.
„Wir wissen, dass alle, insbesondere Kinder und Jugendliche, Zugang zu natürlichen Grünflächen brauchen, sowohl für ihr Wohlbefinden als auch für ihr Verständnis und ihre Wertschätzung der Natur. Ohne ein besseres Engagement für die Natur in unseren Städten und Gemeinden laufen wir Gefahr, unseren Kindern, den zukünftigen Verfechtern des erstaunlichen biologischen Reichtums dieses Planeten, die Chance zu nehmen, ihn zu schützen und aufzuwerten. Deshalb ist dieses landesweite städtische Naturprojekt so wichtig – wir müssen mehr lernen, uns mit der Natur dort, wo die meisten von uns leben, arbeiten und spielen, verbinden und gemeinsam handeln, um sie zu schützen.“
– Mathew Frith, Director of Conservation des London Wildlife Trust© Trustees of the Natural History Museum, London
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