In Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 739 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt – das sind rund 70 Millionen Tonnen oder 8,7 Prozent weniger als 2019. Damit hält Deutschland seine eigenen Klimaziele doch noch ein. Die verfügbaren Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen aber auch, dass gut ein Drittel der Minderungen auf die Folgen der Bekämpfung der Corona-Pandemie zurückzuführen ist, vor allem im Verkehrs- und Energiebereich. Unter allen untersuchten Wirtschaftsbereichen konnte im Ergebnis nur der Gebäudesektor die Zielvorgaben nicht erfüllen.
Energiewirtschaft verzeichnet den größten Emissionsrückgang
Mit rund 38 Mio. Tonnen CO2 ist der größte Emissionsrückgang im Sektor Energiewirtschaft zu verzeichnen – das entspricht 14,5 Prozent weniger als 2019. Mit rund 221 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten lagen die Emissionen deutlich unter der im Bundesklimaschutzgesetz erlaubten Jahresemissionsmenge von 280 Mio. Tonnen. Den größten Anteil an dieser positiven Entwicklung hat der Rückgang der Emissionen aus der Verstromung von Braunkohle (minus 23 Mio. Tonnen). Die Emissionen aus der Steinkohle-Verstromung sanken um 13 Mio. Tonnen CO2 und das trotz der Inbetriebnahme des Kohle-Kraftwerks Datteln 4.
Gebäudesektor verfehlt die Zielvorgaben
Im Gebäudebereich kam es 2020 zu einer Emissionsminderung von gut 3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten (minus 2,8 Prozent) auf 120 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor damit aber seine Jahresemissionsmenge gemäß Klimaschutzgesetz, die bei 118 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten liegt. Eine Ursache für diese Entwicklung ist laut Umweltbundesamt ein geringerer Brennstoffverbrauch im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (minus 4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten / minus 13,5 Prozent). Dagegen sind die Emissionen in den Haushalten leicht angestiegen. Laut Gesetz werden die Daten nun einem Expertenrat zur Bewertung vorlegt. Wenn dieser die Einschätzung teilt, dass der Verantwortungsbereich von Bauminister Horst Seehofer (CSU) seine Ziele verfehlt hat, muss das zuständige Ministerium innerhalb von drei Monaten ein Sofortprogramm vorstellen, das den Gebäudesektor in den kommenden Jahren wieder auf den vorgesehenen Zielpfad zurückbringen soll.
„Kein Grund zum Ausruhen“
Bundesumweltministerin Svenja Schulze sieht Deutschland auf einem guten Weg, aber fordert noch mehr Anstrengungen: „Mit der Klimabilanz 2020 macht Deutschland schon im dritten Jahr in Folge Fortschritte beim Klimaschutz. Natürlich machen sich in diesem besonderen Jahr auch Pandemie-Effekte bemerkbar, besonders im Verkehrssektor. Aber mir ist wichtig, dass sich auch strukturelle Veränderungen zeigen beim Umbau unserer Volkswirtschaft in Richtung Klimaneutralität. Wie Klimapolitik wirkt, sieht man vor allem im Energiesektor, wo der Kohleausstieg gut vorankommt. Das macht Mut für andere Bereiche, in denen es noch viel zu tun gibt. Dass Deutschland sein Klimaziel für 2020 jetzt doch geschafft hat, ist für mich kein Grund zum Ausruhen. Das höhere EU-Klimaziel wird auch Deutschland mehr abverlangen. Darum sollte die Bundesregierung jetzt schon das geplante Ausbautempo für Wind- und Sonnenstrom in diesem Jahrzehnt verdoppeln. Auch im Gebäudesektor werden rasch weitere Maßnahmen zu prüfen sein. Dafür sorgt das neue Klimaschutzgesetz mit seinen verbindlichen Zielen für jeden einzelnen Sektor, die jetzt zum ersten Mal Wirkung entfalten.“
Schreibe einen Kommentar