
© Urban-Agency
Der Platz für Arbeits- und Wohnraum in Dublin ist knapp. Der Entwurf der Urban Agency sieht vor, die beiden wichtigen Aspekte Dichte und Nachhaltigkeit der modernen Stadt zu vereinen. Dublins Docklands werden durch die Dock Mill künftig um ein modernes Holzhochhaus bereichert. Die seit geraumer Zeit leerstehende, altehrwürdige Mühle am Hafen wird nicht nur erhalten und zugänglich gemacht, sondern auch um ein Vielfaches effizienter genutzt sowie durch die vertikale Erweiterung zu neuem Leben erweckt. Der Eigentümer und Auftraggeber der Entwicklung ist Lioncor Developments.

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Bäume bilden nicht nur die Quelle des verwendeten Materials, sondern dienten auch als Inspiration für die architektonische Form der neuen Entwicklung: Die Erweiterung basiert auf der bestehenden Struktur der Mühle, die mit ihrer dreieckigen Silhouette das Fundament bildet. Daraus erwächst ein Anbau in Form einer neuen Holzstruktur. Sie zieht sich in einem Netz von Holzbalken bis zur Spitze, die an ein Geäst erinnern. Im Innern wird auf 13 Stockwerken eine Mischnutzung zu finden sein, bestehend aus Büroräumen, die im neuen Anbau Platz finden sowie Wohnräumen, die in der historischen Mühle realisiert werden. Insofern spiegelt Dock Mill den flexiblen Charakter des modernen Arbeits- und Wohnlebens wider und schafft außerdem multifunktionale Räume. Diese sind aufgrund der begrenzten Grundfläche notwendig, verweisen zugleich jedoch auch auf die Anpassungsfähigkeit der alten Mühle.
Als Baumaterial bietet Holz zahlreiche Vorteile: Neben der ansprechenden Ästhetik und der Umweltfreundlichkeit ist Holz darüber hinaus ein natürlicher CO2-Speicher sowie ein sehr leichter und flexibler Baustoff. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der externen Vorfertigung, so dass es vor Ort zu weniger störenden Bauprozessen im dichten urbanen Hafengebiet kommt. Zudem ist mit Holz ein sehr strapazierfähiger Bau möglich – es ist dadurch optimal für den Anbau auf Bestandsgebäuden geeignet und bietet zudem eine passende Ergänzung zu der industriell geprägten Hafenumgebung. Zusätzlich zu diesen baulichen Vorteilen schafft Holz auf natürliche Weise eine einladende Atmosphäre: Die sichtbare Holzverkleidung der Struktur bewahrt die Wärme, die Textur und den Duft der Holzmaserung im Inneren.
Neben Holz wird auch Glas für die Dock Mill verwendet. Die Holzkonstruktion ist eingefasst in eine doppelwändige Glashülle, die von außen Einblicke in das Innere ermöglicht. Auch die Glasfassade trägt zur Nachhaltigkeit der Dock Mill bei: Sie nimmt viel Licht auf und sorgt für eine effiziente Wärmeregulierung – keine Energie soll verschwendet werden. Auf diese Weise schafft es das Holzhochhaus, die Natur zu nutzen ohne ihr zu schaden. Durch die steile, asymmetrische Neigung des gläsernen Süd-Dachs öffnet sich das Gebäude nicht nur für natürliches Licht und Wärme, sondern erschließt zudem das Potenzial für Sonnenkollektoren. Diese modernen Glaselemente werden mit Holz als natürlichem Material sowie grünen Elementen kontrastiert: Den krönenden Abschluss bildet der gut sichtbare, zweistöckige Wintergarten hoch oben in der Spitze des Gebäudes, der eine grüne Oase inmitten des industriellen Hafengebiets schafft.

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Der Hybrid wird eines der höchsten Holzgebäude Europas sein. Die Urban Agency zeigt das Potenzial von Holz auf und schafft gleichzeitig mehr Dichte in einem bereits eng bebauten Viertel, wodurch dem Bau weiterer Gebäude durch seine vor allem vertikale statt horizontale Ausdehnung Platz gelassen wird. Eine weitere Besonderheit des Projekts ist, dass es sich nicht nur auf die Erweiterung der Mühle konzentriert, sondern auch einen Zugang über eine Uferpromenade ermöglicht. Aktuell ist die historische Mühle für Fußgänger nur über ein Nachbargebäude erreichbar. Die Realisierung einer Uferpromenade wird das ändern. Infolgedessen werden auch die an das Hafenbecken angrenzenden Gebäude physisch und optisch verbunden.
Die Urban Agency legt bewusst großen Wert darauf, die alte Mühle zu bewahren und mit modernen, nachhaltigen Elementen gekonnt zu ergänzen. Künftig soll Dock Mill ein Ort sein, an dem sowohl gelebt als auch gearbeitet werden kann – umgeben von einem natürlichen Material. Mit ihrer innovativen Herangehensweise und dem mutigen Einsatz gegensätzlicher Materialien inspiriert Urban Agency künftig vielleicht auch andere Architektinnen und Architekten, es ihnen gleichzutun.
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