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Die Corona-Pandemie hat viele gesellschaftliche, ökologische und politische Entwicklungen der letzten Jahrzehnte unter die Lupe genommen. Sie dient dabei auch als Motor für neue Entwicklungen, die ohne die Krise nicht so rapide in den Fokus gerückt worden wären. So auch im Bereich der Stadtentwicklung. Hier hat die fast eineinhalb Jahre andauernde Krise insbesondere die Bedeutung von Bürogebäuden und Einzelhandel in Frage gestellt. Haben Büroflächen noch einen Nutzen? Sollten bestehende Bürogebäude umgestaltet, die Flächen reduziert werden? Könnte nicht auch über die pandemischen Bedingungen hinaus das Arbeiten aus dem Homeoffice der neue Standard bleiben? Auch bei der Schaffung des neuen Gebäudekomplexes 105 Victoria Street von Henning Larsen wurden die Entwürfe aufgrund solcher Überlegungen im Laufe der Pandemie und dadurch neu aufkommender Bedürfnisse immer wieder überdacht und neu angepasst.
Das soziale und lebendige Bürogebäude

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Herausgekommen ist ein Gebäudekomplex, der zum einen ein klares Nein als Antwort darauf gibt, ob man Büroflächen nach der Pandemie einfach abschaffen könnte. Zu groß ist das Bedürfnis der Mitarbeitenden nach sozialem Kontakt, nach Austausch und der Schaffung gemeinsamer Ideen und Visionen. Auch das vernachlässigte Bedürfnis nach Struktur und mehr Aktivität berücksichtigt der Entwurf von Henning Larsen. Dabei steht insgesamt die Förderung der geistigen und körperlichen Gesundheit im Vordergrund. Zum anderen ist 105 Victoria Street deutlich mehr als ein reines Bürogebäude. Dreh- und Angelpunkt des Komplexes ist insbesondere eine Art städtische Piazza, die sowohl im Innen- als auch im Außenbereich den Mitarbeitenden einen angenehmeren und lebendigeren Arbeitsalltag schenkt.
Das dänische Architekturbüro könnte mit 105 Victoria Street einen Prototyp dafür geschaffen haben, wie das soziale und lebendige Büro der Zukunft aussehen könnte. Im Herzen von Westminster, nahe des Buckingham Palace gelegen, bietet 105 Victoria Street nicht nur eine optimale Lage, sondern auch eine Neuinterpretation des typischen kommerziellen Foyers. Das 470.000 m² große Gebäude bietet neben Arbeitsräumlichkeiten und Flächen für den Einzelhandel vor allem auch einen Raum für Begegnungen, der für alle zugänglich ist. Einen Ort, an dem gemeinsames Arbeiten, Entspannen und Feiern möglich ist. Hier können Treffen abseits des hektischen Treibens auf der Victoria Street in einer ruhigeren Umgebung stattfinden.
Öffentliche Piazza wertet Stadtbild auf

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Das Gebäude wertet die städtische Umgebung in Westminster auf, indem statt eines traditionellen Bürofoyers im Erdgeschoss ein überdachter, öffentlicher Platz entsteht, der vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bietet. Geplant ist der sogenannte Village Square als große, ebenerdige Gemeinschaftshalle. Hier können flexibel neue Stände und Angebote implementiert werden – die gemeinschaftliche Fläche kann neben ihrer hauptsächlichen Funktion als Markthalle auch als lebendiger Veranstaltungsort fungieren. So haben hier neben Markt, Einzelhandel und Co-Working-Flächen genauso auch Kunstausstellungen sowie Sport- und Musikveranstaltungen Platz.
„Unsere Ambition für das Projekt ist es, ein aktives urbanes Ziel im Herzen Londons zu schaffen, einen öffentlichen Raum, der in seiner Energie und Vielfalt der Stadt selbst entspricht.“
– Jacob Kurek, verantwortlicher Partner
Neben diesen vielfältigen Angebotsmöglichkeiten legen Henning Larsen außerdem großen Wert auf die Schaffung von Gesundheits- und Wellnessangeboten im gesamten Gebäude. Der Village Square ist über eine Wendeltreppe sowie eine Fahrradrampe mit der unterirdischen Fahrradabstellanlage, einer Werkstatt, einem Mehrzweck-Veranstaltungssaal sowie einem Fitnessstudio verbunden. Dazwischen findet man überall kleine Grünflächen im Inneren, die eine angenehme Umgebung schaffen. Darüber hinaus befindet sich im zehnten Stock ein Rundweg, der im Innen- und Außenbereich eine Reihe von Annehmlichkeiten mit begrünten Terrassen verbindet. Hier bietet sich an der frischen Luft und umgeben von Pflanzen ein fabelhafter Blick auf die Londoner Skyline.
Energie- und ressourceneffiziente Umgebung

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Neben der Förderung von Gemeinschaft und Aktivität legen Henning Larsen mit ihren Entwürfen auch einen großen Wert auf die Nachhaltigkeit des Gebäudes. Dabei verfolgt das Architekturbüro eine ganzheitliche Sicht auf das Wohlbefinden von Umwelt und Mensch. Diverse Mikroklima-, Wind- sowie Akustikanalysen tragen zu einer sowohl gesunden als auch energie- und ressourceneffizienten Umgebung bei. Das Bauprojekt erfüllt den „Outstanding“-Standard des Nachhaltigkeitszertifikats BREAAM und soll bis 2026 klimaneutral sein. Mit dieser Vorlage setzt es einen hohen Standard für zukünftige Bauprojekte in London.
Der Baubeginn des Projekts ist für 2022 geplant. Henning Larsen haben die Pläne gemeinsam mit Adamson Associates Architects und KPF entworfen. Der Projektentwickler ist BentallGreenOak.
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