Der Titel des Projektes bezieht sich auf einen Hügel in der Umgebung des Maidan, dem zentralen Platz der Hauptstadt und Versammlungsort der Revolution der Würde. Die während der Proteste gestürmte Anhöhe symbolisiert den damals angestrebten politischen, sozialen und kulturellen Transformationsprozess in der Ukraine sowie den Triumph der Protestierenden. An dieser Stelle soll ein Gedenkort entstehen, der an die Ereignisse und das kontinuierliche Hinterfragen des Verhältnisses von der Würde des Einzelnen zum Staat und zur Gesellschaft erinnert.

© Kleihues + Kleihues
Im Voraus des Wettbewerbs für das Museum entschied sich ein separater Wettbewerb für ein Nationaldenkmal. Der Gewinnerentwurf von MIstudio bildet eine Abfolge differenzierter Freiräume entlang eines gekurvten Pfades. Diese Wegebeziehung greift der Entwurf des Berliner Architekturbüros Kleihues + Kleihues auf. Der Pfad setzt sich in Form von unterschiedlich breiten Rampen um das Gebäude fort und übersetzt den Moment des Ansturms in die Architektursprache – das begehbare Haus entsteht. Der Weg um das Gebäude endet von beiden Seiten auf einer Terrasse, welche die umgekehrte Perspektive auf den Weg und zurück auf den Maidan freigibt.
Die Rampen gliedern die Gebäudekubatur und greifen die heterogene Maßstäblichkeit der Umgebung auf. Eine Abfolge von Ausstellungsräumen entlang des im Inneren fortlaufenden Weges mündet wieder auf dem Straßenniveau. Von dort aus kann der Weg entlang eines kontemplativen Wasserbeckens zum Denkmalgarten fortgesetzt werden. Die Säulen der Fassade bilden das verbindende Element zwischen dem massiven Sockelbereich und den pavillionartigen Obergeschossen. Das enge Achsmaß der schlanken Säulen des unteren Bereichs nimmt analog zu den Rampen nach oben hin ab und bewirkt dort eine leichtere Atmosphäre. Je nach Perspektive lassen die verschiedenen Abstände der Säulen das Gebäude offener oder geschlossener erscheinen und vermitteln das Bild von Ver- oder Enthüllung.

© Kleihues + Kleihues
Die Familien und Freunde von den Todesopfern der Proteste errichteten temporäre Gedenkstätten in den geschwungenen Ziegelnischen einer niedrigen Mauer entlang der Straße. Diese Mauer soll künftig von einer Stelenwand ersetzt werden und sich in den Wänden des Museums wiederfinden. Das Fassadenkonzept greift die Formsprache der geschwungenen Nischen auf und integriert eine Interpretation in den Rhythmus der Säulen des Sockelbereichs.
Aufgrund einer ungenauen Gesetzgebung im Bereich des öffentlichen Beschaffungswesens und mangelnder Erfahrung der ukrainischen Regierung mit internationalen Architekturwettbewerben kam es seit Wettbewerbsentscheidung 2018 noch nicht zu weiterführenden Planungsmaßnahmen. Das Vorhaben gewann am 17. Mai dieses Jahres jedoch an neuer Aktualität, als mit einer Vereinbarung zwischen dem Nationalmuseum und Kleihues + Kleihues das Urheberrecht des Entwurfs auf das Museum überging. Das Architekturbüro entschloss sich dazu, den Entwurf der ukrainischen Bevölkerung zu schenken und somit den Realisierungsprozess voranzutreiben.
Weitere Museen findet ihr hier
Bilder im Slider: © Kleihues + Kleihues
Schreibe einen Kommentar