BAUEN IM BESTAND: MVRDV TRANSFORMIEREN BERLINER FILMSTUDIOS

MVRDV haben bereits die Baugenehmigung für die ersten beiden Bauten der Gesamtentwicklung Atelier Gardens erhalten – einem Projekt zur nachhaltigen Transformation des Campus der Berliner Union Film Ateliers (BUFA). Die BUFA möchte ihren Nutzerkreis über Filmschaffende hinaus auf alle Arten von „Changemakern“ erweitern – Kreative also, die mit ihren Ideen die Gesellschaft und zukünftige Generationen bereichern wollen. Der Fokus liegt hierbei auf Ideen für mehr soziale Gerechtigkeit und Teilhabe.

Ökologisch wertvolle Transformation

© MVRDV

MVRDV verfolgen mit ihrem Masterplan einen schrittweisen Ansatz zur Erneuerung der Filmstudios. Dabei gilt: Jede bauliche Veränderung ist eine Reaktion auf die vorangegangene. Der Masterplan umfasst die Transformation eines 23.800 m² großen Campus auf dem Gelände der Berliner Filmstudios. Dabei läuft das gesamte Projekt in Richtung einer ökologisch nachhaltigen Umgestaltung: Große, gepflasterte Flächen verschwinden, sodass Fahrzeuge überflüssig werden. Sie machen grünen Flächen Platz, die eine Wasserdurchlässigkeit und somit die Artenvielfalt vor Ort fördern.

Weitere Maßnahmen wie Dachgärten, die Sammlung von Regenwasser sowie Wasserrecycling, Öko-Toiletten und eine verbesserte natürliche Belüftung runden das nachhaltige Programm ab. Der dichte Campus besteht bislang aus fünf Filmstudios sowie einer Reihe von Nebeneinrichtungen. Charismatische Backsteinbauten prägen das Areal, die enge Gassen und offene Plätze säumen. Neben der nachhaltigen Strategie haben es sich MVRDV außerdem zum Ziel gemacht, diese räumliche Vielfalt nicht nur zu bewahren, sondern zu befördern. Die erfrischende Umgestaltung soll vor allem auch die vorhandenen Potentiale der Zwischenräume maximieren.

Entwürfe verlängern Lebensdauer der Gebäude

Der Plan sieht zunächst die Transformation von zwei ersten Gebäuden vor: Zum einen das beinahe 100 Jahre alte Studio 1, das für die moderne Filmproduktion einiger Neuerungen bedarf. In den vergangenen Jahren wurde es insbesondere für Werbespots sowie Fernsehproduktionen genutzt. Die besondere Herausforderung bei der Umgestaltung von Studio 1: Es steht unter Denkmalschutz. Demnach musste ein Entwurf her, der zwar einen modernen, flexiblen Raum schafft, der die Lebensdauer des Gebäudes verlängert, zugleich aber auch den Bau in seinen Kernelementen weitestgehend bewahrt.

© MVRDV

Wie das möglich sein soll? In Kooperation mit dem lokalen Architekturbüro HS-Architekten entwickelte MVRDV eine komplizierte Vorhangschienen-Konstruktion, die – in Filmstudios üblicherweise versteckt – hier zum Mittelpunkt des Gebäudes wird. Die Backsteinwände bleiben sichtbar, während über der Vorhangschiene ein Oberlicht im Dach des Gebäudes angebracht wird, um den Raum für verschiedene Nutzungen geeigneter zu machen. Die dort angebrachten Vorhänge sind ebenfalls alles andere als üblich: Sie umfassen nicht nur ein breites Farbspektrum, von knalligem Himbeerton bis hin zu Honiggelb, sondern haben zum Teil auch unterschiedliche Funktionen. Einige sind lichtdurchlässig, andere akustisch. Diese Neuerungen konstrastieren das ursprüngliche Gebäude, das nicht flexibel, sondern statisch, nicht bunt, sondern schwarz war. Daneben stattet das Architekturbüro Studio 1 mit einem effizienten Belüftungssystem sowie neuen Innenflächen aus. MVRDV beweisen, dass die Hülle eines Bauwerks sich ändern kann, ohne seinen Kern anzutasten.

Minimum an Material, Maximum an Wirkung

Zum anderen umfassen die Pläne die Umgestaltung des 1997 erbauten Gebäudes neben dem Haupteingang, Haus 1. Aufgrund des schlechten Raumklimas und der schlechten Isolation planen MVRDV hierbei einen deutlich radikaleren Eingriff. Sie verpassen dem Bauwerk eine grüne „Hülle“, bestehend aus Holzrahmen und Kletterpflanzen. Sie erschafft mit einem Minimum an Material ein Maximum an Wirkung – das Prinzip der gesamten Umgestaltung. Der Rahmen erstreckt sich über die Dachlinie, wodurch der Bau eines abgeschirmten Gartens sowie eines Dachpavillons möglich wird, der sowohl vom Gebäude selbst als auch von einer zickzack-förmigen Treppe zugänglich ist. Auch das Innere des Haus 1 ändert sich: Hier befinden sich bald flexible Arbeitsbereiche, eine Café-Bar und Besprechungsräume, wobei auch hier möglichst wenige Materialien eingesetzt werden, das Potential des Raums aber maximal ausgeschöpft wird.

„Mit seinem neuen Fokus auf soziale Belange trägt das Atelier Gardens dazu bei, eine andere Vision der Gesellschaft zu definieren und mehr Menschen einzuladen, sich dieser Vision anzuschließen. Indem wir dieses wichtige Stück Berliner Filmgeschichte umgestalten, verlängern wir seine Lebensdauer und verbinden eine spannende Vergangenheit mit einer optimistischen Zukunft.“
– Jacob van Rijs, Gründungspartner MVRDV

© MVRDV

Auftraggeber des Masterplans ist der in London ansässigen Immobilieninvestor und -entwickler Fabrix. Das Londoner Designstudio Harris Bugg Studio ist für den Landschaftsentwurf der neuen Entwicklung verantwortlich. Die Umwandlung des Campus in Atelier Gardens wird als eine Sammlung von Pilotprojekten betrachtet ein fortlaufender Prozess, bei dem die Beteiligung und das Feedback der Nutzer dazu beitragen, die Richtung des Campus als Ganzes zu klären. Auch die ursprünglichen, 1920 erbauten Studios waren ein Startschuss für kreative Entwicklungen in Berlin genau wie es die erneuerten Studios bald in Richtung „Changemaking“ und Nachhaltigkeit werden sollen. MVRDV schaffen einen idealen Ort, um neue Ideen wachsen zu lassen.

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alle Bilder © MVRDV

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