PLATZ FÜR INITIATIVE – TRANSDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT AUF DEM KÖLNER EBERTPLATZ

© Stadt Köln

Im Oktober 2017 erreichte die Wahrnehmung des Kölner Eberplatz seinen Tiefpunkt, als ein 22-Jähriger aus der Dealerszene gewaltsam zu Tode kam. Das Resultat einer jahrelangen Abwärtsspirale,  rekapitulieren die Initiator:innen des Stadtentwicklungsprojekts Unser Ebertplatz. Spätestens seitdem wurde der Platz im Norden der Kölner Innenstadt überwiegend als Transitzone genutzt – auch aufgrund seiner unterirdischen Passagen. Doch auch der schon lange von vielen Seiten gehegte Wunsch, dem Platz ein neues Antlitz zu verleihen, gewann zunehmend an Auftrieb.

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Zur Überbrückung der Zeit bis zum Startschuss des offiziellen Umbaus verabschiedete der Stadtrat im März 2018 ein Zwischennutzungskonzept mit einer Laufzeit von drei Jahren, das die Situation am Ebertplatz verbessern sollte. Damit begann auch die Akquise der Kooperationspartner:innen sowie die Formierung  verwaltungsinternen und dezernatsübergreifenden Projektteams. Die Kooperation zwischen Kommunalverwaltung und ehrenamtlichen Akteur:innen wurde somit von vornherein festgelegt. Der Name der Initiative lässt auf ihre Intention schließen: Aus dem Unort sollte ein Inort werden, aus der Betonwüste eine Oase.

Nach passenden Partner:innen musste nach Angabe des Projektteams nicht lange gesucht werden. Brunnen e.V., der Zusammenschluss der in den Ebertplatzpassagen ansässigen Kunsträume und Ladenlokale, befand sich ohnehin bereits in unmittelbarer Nähe; ebenso der Bürgerverein Eigelstein aus dem angrenzenden Stadtviertel, das Kulturzentrum Alte Feuerwache sowie Grischa Göddertz, Sohn des Künstlers Wolfgang Göddertz, dessen Werk der in der Platzmitte thronende Brunnen mit dem Namen Wasserkinetische Plastik ist.

Als erste Amtshandlung wurde dieser nach Jahrzehnten des Stillstandes kurzerhand restauriert und im Juli 2018 endlich wieder in Betrieb genommen – unter großem Publikumsandrang.

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Der Kreis der am Ebertplatz engagierten Akteur:innen wuchs fortan stetig. Mit der Zeit brachten sich immer mehr Interessierte in den regelmäßig Arbeitsgruppen ein. Zusätzlich wurden die RWTH Aachen und die Köln International School of Design (KISD) auf den Ebertplatz aufmerksam und boten ihre Mitarbeit an. Vonseiten der Stadt Köln fließen nun schon seit 2018 jährlich etwa 375.000 Euro in die Zwischennutzung – zusätzlich zu der Arbeit von Mitarbeiter:innen aus dem Kultur- und  Stadtplanungsamt, welche das Zwischennutzungsprojekt koordinieren. Ein mit jährlich etwa 50.000 Euro  verhältnismäßig kleiner Teil der Fördersumme finanziert das vielleicht ikonischste Projekt: die temporäre künstlerische Umgestaltung der seit 2004 stillgelegten – und  Beschlussvorlage nicht sanierungsfähigen – Rolltreppen. Vom Ebertplatz aus in die unterirdischen westlichen Passagen führend, liegen diese an unterschiedlichen Auf- und Abgängen zum Ebertplatz.

Anstatt die Rolltreppen für etwa zwei Millionen Euro zu erneuern, wurde beschlossen, sie für die Installation von Kunstprojekten bereitzustellen. So konnten in den letzten drei Jahren bisher sieben Werke platziert werden, die nicht nur die Attraktivität sondern auch die Sicherheit der Passagen steigern sollten. Unter dem Namen Perspektive realisierten Evamaria Schaller und Vera Drebusch im letzten Herbst beispielsweise eine pyramidenförmige Spiegelinstallation, angepasst an die Architektur der Treppe. Neben ihrem künstlerischen Wert sorgt die Struktur der Spiegel seither für einen verstärkten Lichteinfall, wodurch die soziale Kontrolle in der Passage erhöht wird. Unter dem Namen Silver Surfer verwandelte das Berliner Kollektiv ON/OFF im März einen Abstieg im Südwesten des Platzes in eine Rutsche mit verspiegelter Grundfläche. Bereits im Mai 2019 installierte ein Zusammenschluss kreativer Kölner:innen auf einer Rolltreppe das audiovisuelle Kunstwerk PASS, das jeden Schritt auf jeder Stufe mit harmonischen Ton- und Lichtsignalen begleitet. Bemerkenswert schnell gewann der Platz an Beliebtheit, kriminelle Handlungen werden immer seltener. Dazu ergänzen umfassende Begrünung, neue Sitzdecks sowie ein erweitertes Gastronomieangebot das Bild des „neuen“ Ebertplatzes.

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Die Initiative Unser Ebertplatz beweist, dass eine bis dato noch ungewohnte Kooperation zwischen Kommunalverwaltung, Hochschullandschaft, Kreativszene und Bürgerschaft durchaus wertvolle Früchte tragen kann. Die erste Phase der Zwischennutzung endet noch 2021, doch hat die Politik die Verwaltung bereits mit einem Folgekonzept beauftragt, da die langfristige Umgestaltung weiteren Planungsvorlauf benötigt. Vonseiten der Stadt Köln heißt es, dass die Erkenntnisse aus der Zwischennutzung in der langfristigen Umgestaltung eine große Rolle spielen und man plane, in regem Austausch zu bleiben. Das Koordinationsteam der Zwischennutzung ist sich sicher: Die Erfolgsaussichten sind hoch.

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