
© polis Convention GmbH/Anke Sundermeier
Schon zum Auftakt wurden die großen Wahrheiten angesprochen:
Alle drei Eröffnungsredner gingen auf die großen und vielfältigen Herausforderungen ein, denen sich Gesellschaft wie Städte heute gegenübersehen. Prof. Dr. Johannes Busmann, Initiator der in der Branche als Pflichttermin etablierten polis Convention, stellte dabei die Notwendigkeit des persönlichen Austauschs in den Mittelpunkt, den sich die meisten nach den vergangenen zwei Jahren erst wieder angewöhnen müssten.
In Vertretung von Schirmherrin Ministerin Ina Scharrenbach sprach Dr. Jan Heinisch, Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen von den komplexen Facetten des Bauens und der Entwicklung, von der Mobilität bis zur Klimagerechtigkeit.
Oliver Wittke, Hauptgeschäftsführer des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, forderte von der Branche gemeinsame Kreativität und Einsatzbereitschaft als Reaktion auf Klima- und Coronakrise, aber vor allen den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Auf der polis Convention, so Wittke, kämen diejenigen zusammen, die nicht nur reden, sondern planen, entwickeln und realisieren.
Ähnlich formulierte es Reiner Nagel, Geschäftsführer der Bundesstiftung Baukultur und Partner der polis Convention der ersten Stunde, als er die Stimmung vor Ort „enthusiastisch“ nannte und fortfuhr: „Nie war die polis Convention so wertvoll wie heute“, angesichts der Rolle der Messe als Ort der Kommunikation und der Vernetzung.
Eben diesen nutzten die rund 350 ausstellenden Unternehmen, Städte, Regionen, Planerbüros, Initiativen und Start-ups aus ganz Deutschland und die rund 5.200 Besucher:innen ausgiebig. Überaus gut besuchte Messestände und Menschen im angeregten Gespräch prägten den ersten Messetag.
Der messebegleitende Kongress setzte das Motto „Wahrheiten – Wir denken, wir sollten reden“ im ersten Panel mit Blick auf die Relevanz inspirierender Bildungsbauten um. Hier widmeten sich u. a. Prof. Dr. Julia Frohne, Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr, Matthias Schulle als Gründer und Vorstand der Educia AG und Markus Sporer, Gründer und Geschäftsführer von Cross Architecture, der Rolle von Bildung und ihrer Orte für die Zukunftsfähigkeit von Städten und Regionen. Um die ökologische Nachhaltigkeit im Bausektor ging es bei den anderen beiden Panels: Hier drehten sich die Diskussionen um die Abwägung „Bauen oder nicht bauen“ und um die Frage, „wieso ökologische Wirklichkeiten nicht als geringeres Übel, sondern als größtmöglicher Nutzen gelten sollten“. Zu Wort kamen so wichtige Stimmen wie Sun Jensch von der DAPB Deutsche Agentur für Politikberatung, Manuel Ehlers als Teamleiter Nachhaltige Immobilien der Triodos Bank und Prof. Andreas Krys der EBZ Business School sowie Matthias Sommer von Engie Deutschland und Holger Mennigmann von der RheinEnergie, während Jasna Moritz von kadawittfeldarchitektur und Caspar Schmitz-Morkramer die Sichtweise der Architekturschaffenden einbrachten.
Auch das Themenforum II bewies, welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit in der Branche spielt. Auf der kleinen Bühne der Messe waren es vor allem der Vortrag von Drees&Sommer über die Bedeutung klimapolitischer Maßgaben für Bauprojekte, die klimagerechten Lösungen für Quartiere von Dornieden, und die Podiumsdiskussion zum Thema Holzbau, die das Publikum anzogen.
Im Stadtlabor, dem Nachwuchsformat der polis Convention, wurde Interesse an breitgefächerten Themen an den Tag gelegt: Hier boten Bauwens mit einem Einblick in die Arbeit mit BIM, das ULI mit dem Planspiel UrbanPlan, RKW Architektur + mit den „verborgenen Potentialen der Stadt“ und ein Netzwerktreffen zum zirkulären low-tech Bauen mit Holz Berührungspunkte mit der vielfältigen Praxis des Stadtmachens.
polis AWARD 2022 – Gewinnerin: die Stadt
Den feierlichen Abschluss des ersten Messetages bildete die Verleihung des siebten polis AWARD. Der Preis wird herausragendem Stadtentwicklungsprojekten verliehen und vor allem den Teams, die sie ermöglichen. Die eine wahre Gewinnerin ist dabei aber unbestritten: die Stadt. Umso erfreulicher ist die jährlich steigende Zahl an Einreichungen. Dieses Jahr erreichten den auslobenden Verlag Müller + Busmann über 130 Bewerbungen aus ganz Deutschland. Rekord!

© polis Convention GmbH/Sascha Kreklau
Ausgewählt wurden die Gewinnerprojekte von der interdisziplinär besetzten Jury unter der Leitung von Reiner Nagel, Geschäftsführer der Bundesstiftung Baukultur und von Beginn an Schirmherr des polis AWARD. Coronabedingt konnten sich ihre Mitglieder erstmals nicht persönlich beraten, aber auch über digitale Kanäle kamen die Stadtplanungsverantwortlichen der Städte München, Düsseldorf, Aachen, Essen, Ulm und Paderborn zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Architektur, der Immobilienwirtschaft und der Fachpresse zu einem überzeugenden Ergebnis.
Jeweils drei Preise wurden in den sieben Kategorien „Urbanes Flächenrecycling“, „Reaktivierte Zentren“, „Soziale Quartiersentwicklung“, „Intelligente Nachverdichtung“, „Kommunikative Stadtgestaltung“, „Lebenswerter Freiraum“ und, erstmals und mit freundlicher Unterstützung von engie, „Ökologische Wirklichkeit“ vergeben. Mehr Informationen zum polis AWARD und den ausgezeichneten Projekten finden sich auf der Seite www.polis-award.com.
polis Convention Tag 2 – Stimmen der Stadt
Am zweiten Tag der polis Convention entwickelte sich der euphorische Austausch über Stadt- und Projektenwicklung, der den Auftakt der Messe geprägt hatte, zu entspanntem Netzwerken. Immer wieder zeigten sich Besucher:innen wie Aussteller:innen begeistert: Sehr viel schöner als andere, größere Immobilienmessen sei sie, die polis Convention. Ein Termin, den es nicht nur um seiner selbst willen wahrzunehmen gilt, sondern wegen des produktiven Austauschs, der hier möglich ist, in dieser außergewöhnlichen Atmosphäre der tageslichtdurchfluteten Alten Schmiedehallen, in denen sich die luftig gestalteten Messestände um grüne Inseln mit Eisständen und Liegestühlen gruppieren.
Von großer Konzentration geprägt war währenddessen der Kongress, in dem die Diskussionen über die Möglichkeiten für die „Stadt von morgen“ fortgesetzt wurden. Den Auftakt machten kreative Standortaneignungen und Zwischennutzungen, für die u. a. Stefan Postert als Teamleiter Stadtstrategien und Urbane Ökonomie von Stadt + Handel plädierte, zusammen mit Dr. Jan Röttgers, Director Logistics & International ECE Work & Live, und Wulf Kramer, Gründer und Geschäftsführer von Yalla Yalla! Studio for change.
In gleich zwei Panels wurde anschließend unter dem Titel „die bewegende Stadt“ über „Loyalität als Grundpfeiler für Resilienz und die Motivation neue Wege zu gehen“ gesprochen, wobei u.a. Uta Schneider, Geschäftsführerin Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Ragnhild Sørensen von Changing Cities und Daniela Rafie Elizei von EBR Projektentwicklung zu Wort kamen. Den Bogen zum ersten Messetag schlug Dr. Jan Heinisch, Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, der nach der Eröffnung der Messe auch zum Abschlusspanel beitrug und zusammen mit Alexander Illenseer, Geschäftsführer der Marketing Osnabrück GmbH, Klaus Schwitzke, Geschäftsführer der Schwitze Group, Erik Sassenscheidt, Geschäftsführender Gesellschafter der Sassenscheidt GmbH & Co. KG und dem Architekturjournalisten Alexander Gutzmer über „den Wert alter Muster und den Zauber des Ungewissen“ sprach.
Parallel zum Kongress fand sich wieder eine interessierte Zuhörerschaft auch im Themenforum II ein, in dem sich vor allem die Initiative Bergisch.Nachhaltig mit ihren Partnern und deren Ansätzen für die „Stadt von morgen“ vorstellte, während sich im Stadtlabor nebenan Instone Real Estate über engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Workshop zum Thema nachhaltige Quartiersentwicklung freute.
Erfreulicherweise stehen bereits jetzt sämtliche Beiträge aus Kongress und Themenforum II auf dem YouTube-Kanal der polis Convention zur Verfügung – zum Nachhören, Nachdenken und Mitschreiben. Und als Fundament für die „Stadt von morgen“.
Bilder im Slider: © polis Convention GmbH/Anke Sundermeier
Schreibe einen Kommentar