Im Gespräch mit Christof Hardebusch, Chefredakteur des Immobilienmanagers
Eine provokante Frage vorab: Funktioniert der immobilienmanager Award immer noch und bekommt man auch im x-ten Jahr noch die gewünschten Ergebnisse? Ja, er funktioniert und das sogar noch viel besser als am Anfang. Wir haben 2009 mit dem immobilienmanager Award begonnen. Damals war das vollkommen unsicheres Terrain. Es gab bereits unheimlich viele Awards, sodass wir oft mit Kommentaren der Art „Noch ein Award???“ konfrontiert wurden. Außerdem hatten wir das Ziel, gleich etwas ganz Großes zu realisieren, das heißt, wir wollten keinen Award mit nur 50 Personen, sondern DEN Award der deutschen Immobilienwirtschaft. Dieses Ziel haben wir erreicht.
Was haben Sie sich damals von dem Award versprochen? Was war Ihr Ziel?
Wir wollten die Branche dazu bewegen, ihre besten Leistungen und ihre besten Köpfe ins Rennen zu schicken und so nicht nur die Branchenhighlights zeigen, sondern die Branche selbst als innovativ und leistungsfähig nach außen präsentieren. Die Immobilienwirtschaft hat nach wie vor nicht den Ruf, besonders innovativ zu sein. Sie kämpft auch noch mit ein paar anderen Imageproblemen. Wenn man aber dann in Bereichen wie Management, Stadtentwicklung, Social Responsibility und Projektentwicklung über dieses Auswahlverfahren zeigen kann, was die Branche alles leistet und welche Fähigkeiten dort vorhanden sind, hat das eine enorme Strahlkraft nach außen. Unsere Award-Kategorien bildet zudem die gesamte Wertschöpfungskette der Branche ab. Damit wird auch die Vielfalt ihrer Kompetenzen und Aufgabenstellungen sichtbar.
Das Thema Innovation zu prämieren, spiegelt ein Interesse der Immobilienwirtschaft wider, das vorhanden sein muss, aber auch die Darstellung, was in den Kategorien als innovativ anzusehen ist. Lässt sich das in beide Richtungen vermitteln? Ja, vermitteln lässt sich das. Allerdings ist es manchmal nicht einfach, weil wir in weiten Teilen von nicht quantifizierbaren Kriterien sprechen. Beispielsweise prämieren wir nicht einfach „das größte Volumen“, sodass bei Vermittlung und Beratung nicht automatisch der größte Deal gewinnt. Vielmehr geht es um Kriterien wie Schwierigkeitsgrad und Komplexität der Aufgabenstellung sowie Kreativität und Wirksamkeit der vorgestellten Lösung. Mit dem Konzept der unabhängigen Fachjury fahren wir übrigens sehr gut. Die insgesamt zwölf Fachjuroren sind allesamt erfahrene und angesehene Größen der Branche. Diese Jury kann völlig unabhängig von unseren Interessen entscheiden. Die Mitglieder betreuen jeweils eine Kategorie. Diskutiert und abgestimmt wird aber gemeinsam. So kann auch das Manko, das bei ausschließlich weichen Kriterien immer entsteht, durch ein klar autorisiertes Urteil ausgeglichen werden.
Das Thema der Unabhängigkeit betrifft uns alle, auch in der Schwierigkeit, wie die Immobilienwirtschaft selbst damit umgeht. Lässt sich das in das Bewerberfeld und grundsätzlich in die Immobilienwirtschaft vermitteln?
Natürlich gibt es immer solche und solche. Wir haben die Jury bewusst in der genannten Weise installiert und positioniert. Wer glaubt, dass dieses Gremium zu zwölft dort sitzt und untereinander Vorlieben austauscht, sollte besser dreimal darüber nachdenken. Und dass zwölf gestandene Vertreter von teilweise sehr großen Unternehmen ihr Urteil am Verlagsinteresse orientieren, ist eigentlich auch eine absurde Vorstellung. Trotzdem gibt es jedes Mal ein bis zwei Unternehmen, die das nicht richtig verstehen. Die daraus resultierenden Diskussionen sind nie angenehm.
Wenn der Award 2014 in die sechste Runde geht, was sind dort noch Schwerpunkte, die Sie neu oder deutlicher akzentuieren?
Wir können eigentlich gar nicht sagen, was wir wirklich deutlicher akzentuieren möchten, weil alle Kategorien ihr eigenes Standing haben. Blickt man auf die Entwicklung, hat ihre Etablierung eine Weile gedauert. Das sieht man sowohl an der Zahl der Bewerbungen als auch an der Zahl der Gäste. Inzwischen sind es auf jeder Gala rund 400 Plätze. Wir könnten aber auch deutlich mehr Karten verkaufen. Allerdings möchten wir den Award nicht endlos vergrößern, weil das den Gesamtcharakter verändern würde. Es geht bei dieser Veranstaltung darum, dass sich Entscheider auf Augenhöhe treffen. Wir möchten auch keine neuen Kategorien hinzunehmen, weil es jetzt schon ausreichend viele sind. Was wir beobachten konnten, ist, dass es immer Kategorien gibt, für die sehr viele Bewerbungen eingereicht werden, wie zum Beispiel „Kommunikation“ und „Projektentwicklung“. Es gibt aber auch im Bewerberfeld schwächelnde Kategorien. Eine davon war „Stadtentwicklung“. Das lag auch an uns, weil wir uns entschieden hatten, nur noch abgeschlossene Entwicklungsmaßnahmen zu akzeptieren, die von Städten eingereicht wurden. Was wir hierbei vergessen haben, ist, dass ein fertiges Projekt in einer Stadtverwaltung keinen Eigner mehr hat.
Die verantwortlichen Personen wenden sich sofort dem nächsten Projekt zu. Das Verständnis, dass man sich mit diesen Projekten bei uns positionieren kann, ist in den Kommunen, abgesehen von den Wirtschaftsförderungen, oft noch nicht ausreichend entwickelt. Wir haben daher die Änderung vorgenommen, dass sich Unternehmen gemeinsam mit Städten bewerben können – oder auch allein. Außerdem muss das Projekt nicht vollständig fertiggestellt sein. Es ist keine Seltenheit, dass manche Vorhaben zehn bis 15 Jahre dauern. Allerdings muss ein signifikant erkennbarer Teil fertiggestellt sein, sodass man sieht, das Projekt läuft und wird nicht mehr abgebrochen. Erfreulich ist, dass sich diese veränderten Kriterien sofort auf die Zahl der Bewerber ausgewirkt haben.
Sie sagten, der immobilienmanager Award sei DER Award der deutschen Immobilienwirtschaft. Woran machen Sie das fest?
Es gibt erstens keinen so umfassend ganzheitlichen Award und zweitens keinen so hochkarätigen, sofern man Gala und Gäste betrachtet und sich ansieht, wer sich als Partner beteiligt. Ich wüsste keinen weiteren Award, der das in dieser Art und Weise so in Deutschland abbildet. Es gibt in der Tat einen gewissen Vergleich zum MIPIM Award, der allerdings ganz anders strukturiert ist. Trotzdem ist so ein Vergleich ein schöner Benchmark für uns. Der immobilienmanager Award findet immer etwas früher statt als der MIPIM Award. Im vergangenen Jahr haben die Tanzenden Türme beide Awards gewonnen. Der Kö- Bogen hat es nur auf Platz zwei geschafft, dafür in Cannes aber ebenfalls abgeräumt. An diesen Ergebnissen sieht man, dass sich die Awards matchen. Die jeweiligen Experten sind sich doch relativ einig, was ihre Urteile betrifft.
Unabhängig vom Award: Was wird für die Immobilienwirtschaft Thema für die nächsten Monate und Jahre sein?
Natürlich gibt es mehrere Themen, aber ein ganz wichtiges Thema, das wir auch in unserem Megatrend-Zyklus ein Jahr lang diskutiert haben, ist die Digitalisierung. Im Einzelhandel ist sie schon direkt messbar. Ich denke aber, dass diese Entwicklung erst am Anfang steht. Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den stationären Einzelhandel in den Innenstädten wird Titelthema unserer Novemberausgabe. Wir erwarten, dass die Folgen der Digitalisierung, aber auch die der demografischen Entwicklung die Ansprüche an Flächeneffizienz, Urbanität und an das Arbeitsumfeld weiter erhöhen werden. Zusätzliche Features werden ebenfalls an Bedeutung gewinnen und müssen zwingend mitangeboten werden, wie beispielsweise Fitnessräume oder Ähnliches. Diese Punkte werden mitentscheidend für den Entschluss werden, in einem bestimmten Gebiet arbeiten zu wollen.
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