Charity Aktion von Herakut
Das Frankfurter Graffiti-Künstlerduo Herakut stellt eine limitierte Auflage an Kunstdrucken zum Verkauf. Der Verkaufserlös kommt dem Kinderheim Rödelheim zugute. Die Kunstdrucke mit drei verschiedenen Motiven sind jeweils auf zehn Stück limitiert und werden für 500 Euro beziehungsweise 750 Euro verkauft. Je verkauftem Druck wird von Herakut ein Meter Banner gestaltet. Die Banner werden auf dem neu errichteten Zaun angebracht, der dem Kinderheim zusätzlichen Schutz und Sicherheit bieten soll. Schirmherr der Wohltätigkeitsaktion ist der Frankfurter Bürgermeister und Dezernent für Planen und Bauen Olaf Cunitz.
Mit der aktuellen Spendenaktion setzt Herakut das Engagement für das Kinderheim Rödelheim fort. Bereits im Mai dieses Jahres haben die beiden mit einer eindrucksvollen Kunstaktion das Kinderheim gefördert. Im Rahmen eines Workshops bemalten sie Innenräume und gestalteten Außenbereiche neu. Das Kinderheim Rödelheim ist ein Notaufnahme- und Übergangsheim für Kinder von der Geburt bis zum zwölften Lebensjahr. Dort sind Kinder untergebracht, die oft schnell aus einer akuten Krisensituation in der Familie in Obhut genommen werden müssen. Teilweise sind sie schwer traumatisiert. Das Heim nimmt unbetreute und gefährdete Kinder auf, Kinder in akuten Notlagen und Kinder, die misshandelt oder sexuell missbraucht wurden. Wer am Kauf eines Drucks interessiert ist, erhält weitere Informationen bei Jasmin Siddiqui über E-Mail: office@herakut.de.
Für weitere Informationen zu Herakut http://www.herakut.de
Im Gespräch mit Jasmin Siddiqui, Teil des Künstlerduos Herakut.
Wie kam es zu dem Projekt im Frankfurter Kinderheim?
Unser Herz schlägt für ein soziales und tolerantes Miteinander, aber vor allem für den Glauben daran, dass es sich immer lohnt, selbst Hand anzulegen, wenn man möchte, dass sich etwas verändert. Diese Einstellung wollten wir auch den Kindern im Heim vorleben. Sie sollten selbst die Dinge verschönern, die in ihren Augen hässlich sind. Als eine Freundin uns von dem Kinderheim in meiner Heimatstadt Frankfurt berichtete, dachte ich sofort daran, auch mal wieder vor der eigenen Tür zu kehren.
In dem Heim leben Kinder, die mitunter misshandelt oder sexuell missbraucht wurden. Was war dort dein bewegendster Moment?
Es gibt ein Mädchen, das der Auslöser für die diesjährige Charity-Aktion im Kinderheim ist. Sie durfte nämlich nicht auf dem Hinterhof spielen, weil sie sich vor einem möglichen Kidnapping- Versuch ihres eigenen brutalen Vaters verstecken musste. Es war herzzerreißend, so ein unschuldiges Kind, von ihren Erlebnissen reden zu hören. Ihr engagiert euch mit eurer K unst nicht nur in Deutschland sozial. In Jordanien habt ihr im Frühjahr 2014 ein Flüchtlingslager besucht und zusammen mit K indern und Jugendlichen aus Syrien gearbeitet. Was hat euch dazu gebracht? Auch wenn mein Partner Falk und ich sehr unterschiedlich sind, so verbindet uns doch das Gefühl, dass unser Dasein in der Welt einen möglichst positiven Sinn haben soll. Damit sind wir nicht allein. Viele Non-Profit-Organisationen, wie zum Beispiel AptART, denken wie wir: Wenn du etwas gut kannst, dann teile dein Wissen mit anderen, anstatt dein Können nur zum eigenen Wohl zu nutzen. Das klingt puritanisch und irgendwie altbacken, aber keiner von uns ist ein religiöser Fanatiker. Wir glauben nur daran, dass sich jeder Mensch wirklich nützlich machen sollte. Und wenn einer nicht nur ein handwerkliches Talent hat, sondern auch mutig ist, dann kann er doch auch aus der eigenen Komfortzone heraustreten und dort sein Know-How vermitteln, wo sich andere nicht hintrauen.
Ihr sagt, euer künstlerisches Schaffen hat nur dort einen Sinn, wo Kunst rar ist und ein Bild an der Wand mehr bedeutet als Dekoration. Was bedeuten eure Bilder in dem jordanischen Flüchtlingslager Zaatari?
Wir und die anderen Künstler von AptART haben nicht nur im Lager, sondern auch in allen umliegenden Gemeinden in Nord-Jordanien gemalt und mit Kindern dort gearbeitet. Im Lager ging es um etwas anderes als in den Ortschaften. Im Lager, in dem nur Syrer sind, ging es um Ablenkung vom Nichtstun und die Erinnerung an Hoffnung auf ein Ende des Krieges. Aber in den Städten wie Jerash, Al-Mafraq und all den anderen jordanischen Orten hatte das Thema „Toleranz“ Priorität. Wir mussten die jordanischen Kinder erst dazu überreden, mit den neuen syrischen Kindern zusammenzuarbeiten. So viele Vorurteile gegenüber den Neuankömmlingen mussten erst abgebaut werden. Es ist wie in Deutschland. Es fällt niemandem leicht, sein „Revier“ zu teilen. Der Mensch ist da sehr viel animalischer, als ihm lieb ist. Es bedarf da so einfachen Tricks, wie gemeinsam eine Wand zu gestalten. Plötzlich verstehen die Einzelnen, dass es um das große Ganze geht.
Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo habt ihr mit einer Zeichnung auf die Geschehnisse reagiert. Du hast muslimische Wurzeln, bist hier im christlichen Deutschland aufgewachsen – kennst also beide S eiten. Wie bist du als Künstlerin damit umgegangen, dass M enschen wegen ihrer kreativen Arbeit getötet wurden?
Mich erschüttert die Mordlust der Menschen immer. Insbesondere weil sie sich selbst überhaupt nicht in Verbindung mit ihrem Gegenüber verstehen. Sie sind doch – verdammt nochmal – verwandt! Sie sind alle MENSCHEN! Wieso kann man den Anderen nicht endlich als Bruder oder Schwester wahrnehmen und somit als Teil der eigenen Familie? Das ist das, was mich so frustriert. Terroristen, egal welcher Fraktion, sind für mich leider Kranke, die außerhalb jeder Gesellschaft stehen. Sie sind Psychopathen, Narzissten, Sadisten oder isolierte Leidende, die glauben, durch ihre Gewalttaten das zu finden, was ihnen fehlt. Deswegen wünsche ich mir, diese ganze Debatte würde sowohl von Religion als auch von Nationalität freigesprochen und die IS würde als sehr kranke und gefährliche Sekte verstanden.
Was stehen 2015 für Projekte an?
Neben der Kinderheim-Aktion in Frankfurt werden weitere große Wandgestaltungen entstehen: in Berlin, in Hamburg am Millerntor-Stadium in St. Pauli, in Paris und in Rom. Diese werden im Rahmen des Projekts „Herakut’s New Saints“ laufen, bei dem wir einzelne lokale, humanitäre Vereine wie z. B. Frauenhäuser oder integrative Kindergärten unterstützen. Außerdem werden unsere Leinwandarbeiten auf Ausstellungen in Chicago und Los Angeles zu sehen sein. Wenn alles gut geht, können wir dieses Jahr mit unserer Partnerorganisation AptART auch wieder in den Mittleren Osten. Unsere Reisepläne nach Erbil im Irak letzten Oktober wurden von den IS-Enthauptungsattentaten leider zunichte gemacht. Aber wir bleiben bereit, es in dieser Region zu versuchen. Es geht darum, den Kindern der nächsten Generation beizustehen. Natürlich soll der Einfluss nicht nur menschenverachtend sein. Das Leben zu lieben und es selbst zu gestalten, ist unsere Botschaft. Ich hoffe, wir können sie auch dieses Jahr so weit verbreiten wie möglich!
Vielen Dank für das Gespräch.
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