Im Gespräch mit Sven Krüger , Geschäftsführer der VKP engineering GmbH
Was hat Sie dazu bewegt, die GreenTec Awards zu gründen?
Als Techniker haben wir viele Veranstaltungen besucht und spannende Projekte gesehen, die selten bekannt geworden sind. Ziel der GreenTec Awards ist es, diese tollen Technologien und Innovationen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Stand bei Ihren Überlegungen zuerst die Technologie im Mittelpunkt oder das Thema green?
Zunächst war es die Technologie, aber diese kann natürlich sehr beliebig sein. Unser Leitprinzip war es, „gute“ Technologie in den Mittelpunkt zu stellen, also „grüne“ Technologie.
Wurde Ihr Engagement von Anfang an gewürdigt und gab es positive Resonanzen aus dem öffentlichen Bereich?
Wir erhielten von Anfang an viel Unterstützung für das Thema. Klar freut uns das. Allerdings muss jede Veranstaltung aufs Neue organisiert, in jeder Facette ausgestaltet und finanziert werden. Das ist wirklich richtig harte Arbeit.
Wo verankern Sie Ihre „grünen“ Bemühungen?
Als wir 2008 begonnen haben, waren Awards noch nicht so populär wie heute. Zum damaligen Zeitpunkt stand unsere Überzeugung für das Thema im Vordergrund. Das hat sich bei uns bis heute nicht verändert. Trotzdem merken wir, dass solche Veranstaltungen auch instrumentalisiert werden. Natürlich profitieren Unternehmen von der Auszeichnung. Unser Ziel ist es, Themen, die uns wichtig sind, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die GreenTec Awards werden in 14 Kategorien verliehen – werden hiermit alle für Sie wichtigen Themenbereiche abgedeckt?
Es ist schwer zu sagen, wie viele Kategorien man am Ende des Tages aufstellen muss. Es gibt unendlich viele wichtige Themen. Unsere Entscheidung basierte auf der Frage, wie viele Kategorien sinnvoll sind, um die Bereiche, die uns wichtig sind, in einer gelungenen Form darzustellen. Das waren eben diese 14 Stück.
Gibt es derzeit grüne technologische Treiber?
Ich würde die Treiber gar nicht in der Technologie sehen, sondern in den Köpfen der Menschen. Das besitzt für mich ein ganz elementares Veränderungspotenzial. Wenn wir uns überlegen, wie selten wir manche Investitionsgüter wirklich nutzen, dann muss man sich einfach fragen, ob und wie man solche Güter bzw. ihre Nutzung teilen kann.
Wie sehen Sie die Entwicklung im Bereich Mobilität?
Da muss man sehr vorsichtig sein. Es gibt schon sehr lange im Wettbewerb stehende Technologien. Um 1900 hatten wir mehr Elektrofahrzeuge auf der Straße als Benzinverbrenner. Welche Technologie am Ende den längsten Atem hat, muss sich erst noch zeigen. Ich selbst glaube an die Elektromobilität. Es gibt zunehmend Lösungen, die bedarfsgerecht das richtige Angebot liefern.
Werden wir Mobilität in Zukunft vielschichtiger und komplexer nutzen und anbieten?
Ja, absolut. Ich bin eben nur auf das Antriebskonzept eingegangen. Wir haben noch nicht darüber gesprochen, wie sich unser eigenes Mobilitätsverhalten ändert. Welche Verkehrsträger wir beispielsweise nutzen oder wie intermodal das Ganze werden kann. Da steckt noch sehr viel Dynamik drin.
Ist es Aufgabe von S tadtentwicklung, der Intermodalität den richtigen Rahmen zu geben?
Ich denke, dass wir Kunden die treibende Kraft sein werden. Wir sehen uns mit konkreten Situationen konfrontiert, wie beispielsweise mit den Baustellen in der Berliner Innenstadt. Sie machen es fast unmöglich, von A nach B zu kommen und wir werden zwangsläufig intermodal. Ich glaube daher, dass sich die Ansprüche verändern werden – hin zu funktionierenden Konzepten.
Sie haben eine Kategorie, die nennt sich „Bauen & Wohnen“. Was sind hier tragfähige und zukunftsweisende Innovationen?
Im Bereich der Materialien verändert sich gerade sehr viel. Der Trend geht wieder hin zu klassischen Materialien wie zum Beispiel Holz. Es spielt sogar wieder im Hochhausbau eine Rolle. Im synthetischen Bereich werden vor allem Fassaden stark weiterentwickelt. Die Tendenz geht hier in Richtung Mehrfachnutzung. Auch das Thema urban gardening ist aktuell. Der Endverbraucher will unabhängiger und die Städte wollen grüner, frischer und lebenswerter werden.
Ist das Wärmedämmverbundsystem bei Ihnen ein Thema?
Ja. Als gelernter Ingenieur sehe ich das jedoch eher negativ, denn es ist nur der Versuch, etwas im Nachhinein zu verbessern. Meiner Meinung nach muss man gleich von Beginn an besser bauen.
Gibt es im Bereich Bauen und Wohnen Aspekte, die auch in den stadträumlichen Z usammenhang greifen oder ist die K ategorie doch stark an die objekthafte Architektur gebunden?
Wir haben die Kategorie „Bauen & Wohnen“ und die Kategorie „Urbanisierung“. Das Städtische wäre eher im Bereich Urbanisierung zu finden. Es gibt aber immer Technologien und Innovationen, die dazwischen zu verorten sind.
Wer bewirbt sich bei den GreenTec Awards? G ibt es ein spezielles Bewerberfeld?
Es ist die Breite der Industrie. Dieses Jahr haben wir 30 Prozent internationale Bewerbungen. Was uns darüber hinaus natürlich sehr hilft, sind unsere Medienpartner.
Wie setzt sich die Jury der GreenTec Awards zusammen?
Ganz heterogen. Sie ist eine Mischung aus Wissenschaftlern, Industrievertretern, Medienvertretern und Menschen wie Sie und ich, die aus persönlichem Interesse mitmachen. Das Schöne ist, dass man bei uns im Vorfeld nicht ausrechnen kann, wer gewinnen wird. Erst wenn alle Parteien für ein Projekt stimmen, gewinnt es. Das hält natürlich die Spannung aufrecht.
Gibt es Projekte, die S ie besonders beeindruckt haben?
Ja. Gleich auf der ersten Veranstaltung hier in Berlin gab es zwei ganz tolle Projekte. SkySails steht für innovative Umwelttechnologien. Michael Ballhaus gewann in der Kategorie Medien. Bei SkySails handelt es sich – in meinen Worten ausgedrückt – um einen Lenkdrachen, der vor einen Frachter gespannt wird. Hierdurch kann der Frachter einen erheblichen Anteil an Kraftstoff einsparen. Michael Ballhaus hat 2008 mehrere Kinotrailer hergestellt, das heißt kurze Umweltfilme. Diese beiden Projekte stehen ein Stück weit für die Awards.
Welchen Beitrag wollen S ie mit den Awards leisten?
Wir wollen tolle Beispiele für erfolgreiche Umwelttechnologien und erfolgreiches Umweltengagement aufzeigen und mit diesen Projekten begeistern und Alternativen aufzeigen. Welchen S tellenwert hat grünes Denken in der G esellschaft? Meiner Meinung nach wird es noch immer in der öffentlichen Diskussion unterschätzt. Risikobereitschaft oder der Mut, mal etwas Neues auszuprobieren, wird in Deutschland nicht honoriert, sondern eher bestraft. Wenn wir vorwärts kommen wollen, müssen wir zu einem neuen gesellschaftlichen Konsens kommen.
Muss die Gesellschaft selbst lernen, was sie will? Oder muss man ihr durch planerische Vorleistungen den Weg weisen?
Planerische Vorleistung garantiert noch kein Vorwärtskommen. Die Stärke liegt im demokratischen Ansatz, das heißt, dass wir Themen erkennen, miteinander besprechen, Lösungen ausprobieren und gemeinsam lernen, in die richtige Richtung zu gehen. Trotzdem braucht es die Personen und die Politik, die Impulse setzen, damit sich überhaupt eine Diskussion entwickeln kann.
Wo liegen die Herausforderungen in Städten?
Aufgrund der schnelleren technologischen Innovationszyklen müssen wir uns Gedanken machen, wie wir mit technologischen Veränderungen in einer Stadt leben. Wir müssen von statischen Konzepten Abschied nehmen. Unsere heutigen Stadtentwürfe müssen Alltagssituationen von morgen und übermorgen gerecht werden, das heißt wir brauchen flexible Konzepte.
Was ist mit Ihnen – leben S ie gerne in einer Großstadt?
Definitiv. Ich brauche die Intensität, die vielen Möglichkeiten um mich herum und die kurzen Wege. Das alles begeistert mich. Trotzdem nehme ich mir auch gerne einmal eine Auszeit. Ich möchte nicht komplett auf ländliche Idylle verzichten. In Berlin leben zu können, bedeutet für mich aber auf jeden Fall Lebensqualität.
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