
© Isabel Nabuurs
Ihr erinnert euch vielleicht daran, wie wir im Frühjahr bereits über das „Schoonschip“ in Amsterdam berichteten. Das Projekt war damals geplant als schwimmende, weitestgehend autarke Siedlung mitten in der Stadt und sah vor einigen Monaten noch so aus.
In der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Wir wollten euch auf dem Laufenden halten und aufzeigen, wie schnell ein innovatives Projekt fertiggestellt werden kann, wenn alle Beteiligten von der Idee überzeugt sind.
Initiiert wurde es eigentlich von einer lokalen Gruppe, die ihren Traum einer autonomen Siedlung auf dem Wasser verwirklichen wollte – das niederländische Architekturbüro Space & Matter half kurzerhand dabei, diesen Traum zu verwirklichen. In Kooperation mit der lokalen Gruppe hat Space & Matter einen urbanen Plan für die Siedlung erstellt, die Bauanordnung konzipiert sowie einen intelligenten Steg entwickelt, der alle Häuser der Siedlung miteinander verbindet. Er versorgt sie außerdem mit der notwendigen technischen Infrastruktur.

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Mittlerweile befinden sich schon 46 Haushalte auf der Wassersiedlung im Norden der Stadt. Ehemals war das Gelände ein Industriegebiet, das jetzt kaum wiederzukennen ist: Das Quartier bietet die Freiheit, sich als BewohnerIn einen individuellen Architekten für die Gestaltung des gewünschten Hauses auszusuchen. Dadurch ist ein einzigartiges Erscheinungsbild der Siedlung entstanden. Es zeichnet sich durch seine enorme Vielfalt aus – die verwendeten Materialien, Baustile und Gebäudearten sind sehr divers.
Mit netzfernen, dezentralen und erneuerbaren Lösungen für Wasser-, Energie- und Abfallsysteme umfasst Schoonschip Solarmodule, die an ein Smart-Grid angeschlossen sind, in dem die Bewohner Energie handeln können, Tauchwärmetauscher zum Heizen und Kühlen sowie Wasseraufbereitungstechnologien, die zur (Wieder-)Gewinnung von Energie und Nährstoffen aus Abwasser eingesetzt werden.
Neben den nachhaltigen Energiesystemen findet man auch andere umweltfreundliche Konzepte in der Siedlung wie beispielsweise Car-Sharing, die ebenfalls zur autarken, zusammenhaltenden Nachbarschaft beitragen.

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Schoonschip zeigt, wie kreisförmige Viertel entstehen können, indem die Bewohner in die Lage versetzt werden, die Verantwortung für ihren Ressourcenverbrauch und ihre Abfälle zu übernehmen und gemeinsam an nachhaltigen Konzepten zu arbeiten.
Es ist ein Gemeinschaftsmodell mitten in Amsterdam, das mit dem Gedanken entstanden ist, wie man Städte sozial und räumlich organisieren kann, um die Wurzeln des Klimawandels anzugehen. Gleichzeitig passt man sich auch den Folgen der Klimakrise an – die Niederlande sind ein Land, das im Speziellen vom steigenden Meeresspiegel und zunehmenden Überschwemmungen betroffen ist. Um das zu realisieren, war es wichtig, eine vernetzte Gemeinschaft mit starkem Zusammenhalt und sozialen Werten zu erschaffen.

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Die Siedlung entwickelt im kleinen Rahmen ein Konzept, das sich globalen Herausforderungen widmet. Es ist ein Konzept, das sich leicht auf einen größeren Raum übertragen lässt, geprägt durch einfache aber effektive Innovationen. Das Projekt überdenkt, wie Städte gestaltet werden und von wem. Es gilt als Prototyp und Vorreiter für die Stadtentwicklung auf dem Wasser.
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