RUSSI: GIOVANNI VACCARINI REALISIERT ÖKOSTROMKRAFTWERK MIT TARNFASSADE

© Massimo Crivellari

Energie aus lokalen biologischen Abfällen

Drei Jahre lang dauerten die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Gelände der Eridania Zuckerfabrik im italienischen Russi, in der Provinz Ravenna, bis Powerbarn in diesem Jahr fertiggestellt wurde. Realisiert wurde der in 2012 entwickelte Entwurf von Giovanni Vaccarini Architetti. Das Projekt verwandelte eine ehemalige Industriebrache in einen Standort für die Gewinnung erneuerbarer Energien.

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Das Fabrikareal liegt am Rande eines weitläufigen landwirtschaftlichen Gebiets und hat die Zuckerproduktion mittlerweile eingestellt. Hier entstand ein Kraftwerk für erneuerbare Energien, welches umgeben wird von der Umwelt, aus der es die Rohstoffe für seine Energieproduktion erhält: Holzspäne, Abfälle von Mäh- und Vegetationsbeschneidung des Flussufers – alles stammt aus einem 70-km-Radius um das Kraftwerk herum. Bei der Realisierung des Kraftwerks wurde stets versucht, so wenig Auswirkungen wie möglich auf die Umwelt zu produzieren, so wurden z. B. aus der abgetragenen Erde Dünen geformt und anschließend bepflanzt. Durchschnittlich produziert das Ökostromkraftwerk rund 222 GWh und deckt damit nicht nur den Verbrauch von 84.000 Familien, sondern spart auch in Sachen CO2 Ausstoß ein. Zusätzlich verfügt es über eine Biogasanlage und ein kleines Fotovoltaikkraftwerk auf ca. 1000 m2.

 

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Funktionales Areal

Das architektonische Herz des Komplexes bilden der Hochofen und der zugehörige Schornstein sowohl in Bezug auf Größe als auch Design. Im Vergleich zur angrenzenden Via Carrarone wirken sie imposant, gegenüber den umliegenden Dünen verliert sich dieser Effekt jedoch. Die Abschwächung der Größenwahrnehmung wird durch das Design einer kaleidoskopähnlichen Fassade noch verstärkt.

Das Hauptgebäude umfasst den Ofen und die Rauchleitung und misst eine Länge von 100 m und eine Höhe von über 30 m, der angeschlossene Schornstein ragt 50 m in die Höhe. Hinter diesen Gebäuden sind die Maschinenräume, der große Kondensator sowie eine Überdachung für die Lagerung und Trocknung der Holzspäne, bevor diese zum Ofen weitergeleitet werden untergebracht. Auf der entgegengesetzten Seite des Areals befinden sich Kompostierflächen und die Biogasanlage. Zusätzlich umfasst der Masterplan für das Areal Bürogebäude, eine Umspannstation und einen Bereich für die Abwassersammlung.

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Neuinterpretation historischer Camouflage-Technik

Eine kaleidoskopähnliche Fassadengestaltung der Hauptgebäude wird mit großen Dreiecken erzeugt, die gleichzeitig die eigentlichen Formen verhüllt. Die Elemente bestehen aus Stahlkonstruktionen mit verwobenen Holzpaneelen, die in einem parallelen Muster verlegt wurden. Die gewobene Struktur folgt hierbei keinem einheitlichen Muster, sondern ändert auf jeder Seite die Richtung, wodurch sich die Wahrnehmung des Gebäudes je nach Blickwinkel und Lichtverhältnisse verändert. Giovanni Vaccarini ließ sich hierbei vom sogenannten „Razzle Dazzle“ Camouflage inspirieren und übertrug dieses Prinzip auf das Erscheinungsbild des Powerbarns. Ursprünglich wurde die kubistisch inspirierte Technik dazu entwickelt die Identifikation britischer (und anschließend auch US-amerikanischer) Schiffe mit ihrer immensen Größe, im Ersten Weltkrieg zu erschweren. Eine Mischung aus Linien und grafischen Elementen, wie z. B. unterschiedlich angeordnete schwarz-weiße Streifen, verwirren den Betrachter und beeinträchtigen die Einschätzung des Abstands, der Größe und weiteren wichtigen Eigenschaften des Objekts, die für einen gezielten Angriff durch U-Boote notwendig waren. Mit dieser Art der Holzverkleidung will das Architektenteam zusätzlich die Webkunst und nomadische Architektur ehren.

Im Ganzen greift das architektonische Konzept den Leitgedanken des gesamten Masterplans wieder auf: einen möglichst geringen Eingriff in die Natur.

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SUPERFICIE TESSUTO CORPO from The Architecture Player on Vimeo. Ein Film von Daniela De Francesco.

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