
© Proloog
Der niederländische Architekt Aldo van Eyck ist eine berühmte Größe in Amsterdam. Er ist bekannt als Gründervater des Strukturalismus in der Architektur und verantwortlich für zahlreiche populäre Gebäude in der Metropole.
Eines seiner letzten Projekte war der Tripolis-Bürokomplex, der es leider nie zum gewünschten kommerziellen Erfolg brachte. 2019 erklärte man den Komplex zum städtischen Denkmal. Er ist Teil eines größeren Ensembles, zu dem auch van Eycks berühmtes Waisenhaus aus den 60er Jahren zählt.
MVRDV modernisiert und erweitert Bürokomplex

© MVRDV
MVRDV wird bis 2022 das Erbe des berühmten Architekten erweitern und modernisieren. Das bekannte Rotterdamer Architekturbüro legt dabei besonderen Wert auf Schutz und Bewahrung des Bestands. Sinnvolle Ergänzungen sollen zu einer verstärkten Nutzung des Komplexes führen, der zukünftig „Tripolis-Park“ heißen wird. Das Gebäudeensemble von 1994 wird um einen neuen Park und ein neues Bürogebäude erweitert, das zugleich als Schutzschirm vor dem Lärm der angrenzenden Autobahn dienen wird. Gleichzeitig umschließt der elf Stockwerke umfassende neue Bürobau den Bestand und trägt zu einer stärker frequentierten Nutzung bei. Das 31.500 m² große Bürogebäude ist die wichtigste Ergänzung und passt die Rasterstruktur an die komplexe Geometrie von van Eycks Architektur an. Dass das Großunternehmen Uber bald Hauptmieter des Gebäudekomplexes wird, garantiert dem Projekt den zuvor ausgebliebenen kommerziellen Erfolg.
Die drei Gebäude verfügen jeweils über Büroräume, die von zentralen Treppentürmen ausgehen, und zeichnen sich durch ihre charakteristischen Holz- und Granitfassaden mit farbigen Fensterrahmen aus. Filigrane Glaswände und schlanke Brücken sowie Treppen schließen die Lücken zwischen den Bauwerken. Dies soll den Komplex zu einem einheitlichen Ganzen verbinden und gleichzeitig einen gewissen Respekt vor den bestehenden Gebäuden gewährleisten.
Dachgärten treffen auf industriellen Charakter
Die alten Gebäude werden grundlegend renoviert, wobei das zentrale Treppenhaus jedes Blocks, die Natursteinböden und andere charakteristische Elemente erhalten bleiben. Die Bürogebäude sind geprägt durch einen hochwertigen, industriellen Charakter. Im Gegensatz dazu bringen die Architekten die Natur auf’s Dach: Hier befinden sich jede Menge Grünflächen samt Dachgärten und Bereichen für das Gastronomieangebot des Komplexes. Auf dem Dach werden außerdem Photovoltaik-Paneele implementiert.

© Mir
Im Gefüge zwischen den neuen und alten Baustrukturen entsteht ein breiter öffentlicher Weg, der Bestand mit Neuem verbindet. Zwischen der nüchternen Süd- und der spielerischen Nordfassade besteht ein deutlicher Kontrast, den ein transparentes Fenster über acht Stockwerke sichtbar macht. Es erlaubt den Blick auf die bestehenden Gebäude, wobei die beschriebene Einkerbung sich fast durch den gesamten Baukörper zieht.
Bezahlbares Wohnen möglich
Uber wird als Hauptmieter des Komplexes in die unteren Etagen des neuen Gebäudes einziehen sowie in das größte Gebäude des Bestands. Das zweithöchste Gebäude im Norden des Komplexes bleibt optisch vom Anbau getrennt. Zu einem späteren Zeitpunkt entstehen dort Räumlichkeiten für erschwingliche Mietwohnungen, die in Amsterdam schon heutzutage eine Rarität sind. Auch die umgebende Landschaft wird angepasst, wobei die Beziehungen zwischen dem Tripolis-Komplex und van Eycks Waisenhaus aufrechterhalten werden.
„Ich bin ein Fan von Aldo van Eycks Werk. Ich denke, wir sollten seinen Entwurf so respektvoll wie möglich behandeln. Das neue Gebäude bewacht und schützt sozusagen den bestehenden Tripolis-Komplex, dank der von uns geschaffenen Schutzschicht. Der Zwischenraum erhält eine öffentliche Dimension und wird für Passanten zugänglich sein. Als Visionär seiner Zeit sah Aldo bereits Büroräume als Orte der Begegnung. Ich möchte diese Idee weiterführen, indem ich die Interaktion zwischen den beiden Gebäuden auf verschiedene Weise fördere.“
– Winy Maas, MVRDV-Gründungspartner
MVRDV hat die Entwürfe zur Sanierung und Umgestaltung des Komplexes für den Immobilienentwickler Flow entwickelt.

© Proloog
Schreibe einen Kommentar