
© marco.broekman & OKRA
Es geht immer weiter mit den nachhaltigen Entwicklungen in den Niederlanden. Aktuell steht dabei die Stadt Utrecht mit mehreren grünen Projekten im Fokus. Eines der größten Planungskonzepte Utrechts ist die Entwicklung des Stadtteils Merwede. Ein ehemaliges Gewerbegebiet wird in den kommenden Jahren zu einem zeitgenössischen und vor allem nachhaltigen Stadtteil transformiert, der zu einer gesunden Stadt für die Bürger beitragen soll.

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Merwede wird in Zukunft ein grüner, weitestgehend autofreier und vielfältiger Stadtteil, der 12.000 Bewohnern ein nachhaltiges Leben inmitten der Stadt ermöglicht. Das Viertel zeichnet sich dabei insbesondere durch zahlreiche Grünflächen auf Dächern, in Höfen sowie auf öffentlichen Plätzen aus. In jedem geplanten Gebäudeblock soll ein Hofgarten entstehen, von denen viele öffentlich zugänglich sein werden.
Grünflächen über Grünflächen
Es werden darüber hinaus viele Grünflächen geschaffen, die zum Verweilen und Austauschen einladen. Entlang des Merwedekanals entsteht der neue Merwedepark als grüner Treffpunkt für die Nachbarschaft, der sich hervorragend für Spaziergänge durch das neue Viertel eignet.

© MEI Architects
Im gleichen Zuge soll der Fokus auf der Schaffung eines Stadtteils der alternativen Mobilitätskonzepte liegen. Es werden vor allem Angebote wie Bike-Sharing und der öffentliche Nahverkehr stark ausgebaut sowie Fußgängern und Radfahrern die Fortbewegung erleichtert. Auch Car-Sharing-Angebote gehören zum Repertoire. Die Entwickler wollen der Öffentlichkeit dabei bewusst ein Zeichen setzen und aufzeigen, wie gut ein solches alternatives Mobilitätsprogramm funktionieren kann, wenn es für jeden leicht verfügbar ist.
Stadtteil der kurzen Wege
Überhaupt ist insgesamt ein Stadtteil geplant, der sich durch möglichst kurze Wege für die Bewohner auszeichnet. Alles wichtige soll sich in Laufnähe befinden: Geschäfte, Sportangebote, Arbeitsplätze. Auch eine Grund- und Sekundarschule wird es geben. Ein Fahrraddepot wird zum belebten Treffpunkt mit Markthalle, Restaurants, kreativen Aktivitäten sowie Lebensmittelanbau für das gesamte Viertel und Umgebung umgestaltet.
Dazwischen findet man immer wieder kleine Oasen auf dem Weg von A nach B. Entspannung im Grünen ist in Merwede überall möglich. Es hat aber auch allen Bewohnern interessante Aktivitäten und Ecken sowie erschwingliche Wohnmöglichkeiten zu bieten. Mehr als 50 Prozent der Immobilien bestehen aus bezahlbaren Miet- und Kaufoptionen. Davon sind 30 Prozent als Sozialwohnungen geplant, 25 Prozent im mittleren Segment angesiedelt und der Rest dem freien Sektor zugerechnet.
Kein Dach bleibt ungenutzt

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Über die vielen Grünflächen und alternativen Mobilitätskonzepte hinaus wird der Stadtteil auch nahezu energieneutral. Dazu trägt insbesondere der größte unterirdische Wärme- und Kältespeicher der Niederlande bei. Dieser wird die Beheizung und Kühlung des Bezirks übernehmen, wofür Wasser aus dem Merwedekanal verwendet wird. Auch die Begrünung selbst und zahlreiche Sonnenkollektoren auf den Dächern der Häuser werden die Entwicklung hin zu einer gesunden Stadt fördern. Das Motto: Kein Dach bleibt ungenutzt.

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Ein besonderes Augenmerk legt man auch auf die einfache Erreichbarkeit von Merwede. Ein komplexes Verkehrskonzept für den „achtsamen“ Verkehr sorgt für eine optimale Anbindung sowie Verbindungen zum Rest der Stadt. Das Konzept für Merwede ist nur Teil eines größeren Gebiets, das transformiert werden soll: Die gesamte Merwedekanaalzone soll nach und nach zu einem Areal mit bis zu 10.000 Häusern nach dem nachhaltigen Konzept entwickelt werden. Auch für die angrenzenden Stadtteile Rivierenwijk und Transwijk erarbeitet man aktuell Pläne zur Begrünung und Verbesserung der Verkehrswege für Fußgänger und Radfahrer.
Entstanden sind die Pläne in Kooperation aus Stadtverwaltung und zehn Unternehmen, denen Grundstücke in Merwede gehören. Die Gestaltung der Pläne stammt vom Architekten Marco Broekman aus Amsterdam.
„Dank dieser Zusammenarbeit kann ein 24 Hektar großes Gelände in der Mitte der Stadt als Ganzes entwickelt werden. Dies ist einzigartig, da es in der Regel pro Grundstück erfolgt. Heute unterzeichneten die Gemeinde, die Grundbesitzer und die Unternehmen gemeinsam eine entsprechende Vereinbarung.“
– Kees Diepeveen, Stadtrat
Bürgerbeteiligung ausdrücklich erwünscht

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Während der Entwicklung des Gebiets untersuchen die Spezialisten des „Merwede Lab“, wie der Bezirk so nachhaltig und kreisförmig wie möglich werden kann. Dabei steht auch der Einsatz neuester Technologien im Vordergrund. Das Merwede-Labor bezieht die Bewohner in die Gestaltung der öffentlichen Räume ein.
Die Beteiligung der Bürger ist bei der Entwicklung des Projekts nämlich ausdrücklich erwünscht: Die Anwohner können die Pläne zusammen mit dem Merwede Image Quality Plan und dem Environmental Effect Report unter www.utrecht.nl/merwedekanaalzone einsehen und noch bis Ende März auf die Pläne reagieren sowie eigene Vorschläge zur Verbesserung einreichen. Während dieser Periode haben die Bewohner außerdem die Möglichkeit, regelmäßige Sprechstunden zu dem neuen Konzept in Anspruch zu nehmen. Anschließend werden die Reaktionen der Bürger auf die Pläne der Stadtverwaltung vorgelegt und eingearbeitet.

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